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Foto: Claudia Stegmann
Foto: Claudia Stegmann

Krankenhaus Neuburg Gesellschafter-Wechsel beim Krankenhaus Neuburg: Die KJF mit Geschäftsführer Gerd Koslowski und Vorstandsvorsitzender Markus Mayer (hinten von links) übergeben die Geschäfte an die Ameos-Gruppe mit CEO Axel Paeger und Markus Stein (vorne von links).

Neuburg
07.04.2022

Neuburger Krankenhaus geht an Ameos: Was sich jetzt ändert

Von Claudia Stegmann

Die KJF hat die St.-Elisabeth-Klinik an eine Schweizer Gruppe verkauft. Die will Neuburg zu einem Regionalzentrum ausbauen. Was das bedeutet.

Erst war wochenlang Funkstille. Und dann ging alles ganz schnell. Donnerstagfrüh hat die KJF Landrat Peter von der Grün und seiner Stellvertreterin Rita Schmidt mitgeteilt, dass der Landkreis das Neuburger Krankenhaus nicht bekommt. Stattdessen hat eine Schweizer Krankenhaus-Holding den Zuschlag erhalten. Die Ameos-Gruppe mit Hauptsitz in Zürich betreibt aktuell an 57 Standorten in Deutschland, Österreich und der Schweiz insgesamt 103 Krankenhäuser, Pflege- und Eingliederungseinrichtungen – und das, obwohl das Unternehmen erst 20 Jahre jung ist. Jetzt kommt das Krankenhaus in Neuburg dazu.

Dass der Landkreis nun leer ausgeht, ist für die Entscheidungsträger vor Ort eine herbe Enttäuschung. In Anbetracht der Umstände schwingt aber auch jede Menge Frust mit. Die Rede ist von fehlendem Anstand und mangelndem Respekt seitens der Katholischen Jugendfürsorge gegenüber dem Landkreis. Denn wie der Landrat im Nachhinein erfahren hat, habe die KJF bereits seit Längerem in engem Kontakt mit der Ameos-Gruppe gestanden. Peter von der Grün habe dagegen wochenlang nichts aus Augsburg gehört. Den letzten Kontakt habe es am vergangenen Montag gegeben, bei dem von der Grün wiederholt darauf hingewiesen hätte, dass das abgegebene Angebot des Landkreises durchaus noch Verhandlungsspielraum habe. Auf dieses Angebot sei die KJF jedoch nicht eingegangen. Stattdessen trennte man sich sinngemäß mit den Worten: Der Landkreis habe durchaus Chancen, wir bleiben in Kontakt.

Landkreis von der Verhandlungsstrategie der KJF enttäuscht

Im Nachgang betrachtet spricht die Vize-Landrätin von einem „Alibi-Termin“, zu dessen Zeitpunkt mutmaßlich schon die Würfel gefallen seien. Denn nur zwei Tage später bat die KJF um einen Gesprächstermin, Donnerstagfrüh verkündeten Vorstandsvorsitzender Markus Mayer und Geschäftsführer Gerd Koslowski dann ihre Entscheidung. Entsprechend „erstaunt und irritiert“ hätten Peter von der Grün und Rita Schmidt die Nachricht zur Kenntnis genommen – und im Laufe des Gesprächs dann erkennen müssen, dass der Landkreis offenbar nie der favorisierte Partner gewesen sei, wie es die KJF-Vorstände und Bischof Bertram Meier glauben ließen. Die Enttäuschung ob dieses Vorgehens schmerzt auch die Verantwortlichen des Kreiskrankenhauses in Schrobenhausen, die sich viele Vorteile von einem Zusammenschluss mit der Neuburger Klinik versprochen haben. „Wir hätten uns einen faireren Umgang erwartet – insbesondere von einem katholischen Haus“, lautet die einhellige Meinung der Entscheidungsträger.

Auch Neuburgs Oberbürgermeister Bernhard Gmehling empfindet die Nachricht, die ihm Landrat Peter von der Grün am Donnerstagvormittag am Telefon übermittelte, „im höchsten Maße bedauerlich“. Für den Landkreis sei damit eine große Chance vergeben worden, ein Krankenhaus mit zwei Standorten in Neuburg und Schrobenhausen zu betreiben. Offenbar sei das Angebot des Landkreises im Vergleich zu dem der Schweizer zu niedrig gewesen, vermutet er.

Doch über Geld spricht man nicht – das gilt nach wie vor. Auch über die Zahl der Interessenten will Vorstandsvorsitzender Markus Mayer nichts sagen. Für ihn zählt jetzt nur die Entscheidung, und die ist zugunsten Ameos gefallen – und zwar „nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen“. Der neue Gesellschafter habe das beste Gesamtkonzept vorgelegt – sowohl was die strategische Ausrichtung als auch die Patientenversorgung anbelange. Bei Ameos sei die Klinik in den „besten Händen“, sagt er. Dieser Meinung sei übrigens auch der Bischof.

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Ameos informiert die Mitarbeiter am Krankenhaus Neuburg am Donnerstag

Am frühen Nachmittag war die Krankenhaus-Belegschaft über den Gesellschafter-Wechsel informiert worden. „Es wird sich gar nicht so viel ändern, wie viele das vielleicht glauben“, sagte Axel Paeger vor versammelter Mannschaft. Der CEO der Ameos-Gruppe will Neuburg zur Regionalzentrale ausbauen, was bedeutet: Alle Einrichtungen sind in regionalen Verbünden zusammengeschlossen, die in sich autark funktionieren. Zu Ameos-Süd gehören alle Häuser in Bayern, Baden-Württemberg, Österreich und der Schweiz – aktuell zwölf an der Zahl. Neuburg wird der 13. Standort und zugleich Zentrale, in der unter anderem die für die Region zuständige Personalabteilung und Finanzabteilung sitzen. Etwa 40 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen für diese administrativen Bereiche eingestellt werden.

Was die Gesundheitsversorgung anbelangt, so richtet Ameos sein Angebot auf den Bedarf aus. „Wir machen das, was von den Patienten gebraucht wird. Es ist alles möglich“, sagt Axel Paeger. Wo es Bedarf gibt, will er aber nicht allein entscheiden, sondern zusammen mit den Chefärzten und Führungsgruppen vor Ort. Auch mögliche Kooperationen mit dem Kreiskrankenhaus in Schrobenhausen schließt die Ameos-Spitze nicht aus. „Wir sind zu allen Gesprächen bereit“, betont Martin Stein, Mitglied des Vorstands. In einer Sache sind die neuen Eigentümer aber nicht verhandlungsbereit: Der Verkauf der Neuburger Kinderklinik steht für Axel Paeger nicht zur Disposition.

Der Wechsel von KJF zu Ameos könnte Mitte Mai abgeschlossen sein

Wie geht es nun weiter? Zunächst muss der Gesellschafterwechsel vom Kartellamt genehmigt werden. Das dürfte jedoch nach den Worten von Markus Mayer nur eine Formalie sein. Bis Mitte Mai könnte der Übergabeprozess dann mit dem Eintrag ins Handelsregister juristisch abgeschlossen sein. Das Personal bleibt beim Krankenhaus-Träger, der St. Elisabeth gGmbH, angestellt. Welchen Namen die Neuburger Klinik künftig führen wird, ist noch nicht entschieden. Er soll aber in jedem Fall den Namensbestandteil „St. Elisabeth“ beinhalten.

Damit endet dann die zeitweise unrühmliche Ära der KJF in Neuburg. Dass sich die Geschichte wiederholen könnte, dementiert Axel Paeger. Bislang habe sich Ameos noch von keinem seiner Häuser wieder getrennt. „Bei uns gilt das Prinzip: einmal Ameos, immer Ameos.“

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