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Neuburg: Nachruf auf Dieter Ochs: Hertlein-Gründer stirbt mit 85

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Nachruf auf Dieter Ochs: Hertlein-Gründer stirbt mit 85

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    Dieter Ochs im heimischen Garten in direkter Nachbarschaft zum Hertlein. Die Zeit als Kneipenwirt gehört sicherlich zu den schönsten in seinem Leben.
    Dieter Ochs im heimischen Garten in direkter Nachbarschaft zum Hertlein. Die Zeit als Kneipenwirt gehört sicherlich zu den schönsten in seinem Leben. Foto: privat, Lydia Ochs

    Gute Nacht Freunde, es wird Zeit für mich zu gehen ... Wer in den 1970er-Jahren zu den letzten Gästen im Hertlein gehörte, der wurde mit diesem Lied von Reinhard Mey verabschiedet. Jetzt war es für den damaligen Betreiber selbst an der Zeit zu gehen. Dieter Ochs ist am 25. Mai im Alter von 85 Jahren gestorben, und was er aus seinem Leben zu erzählen hätte, würde sicherlich länger dauern als eine Zigarette und ein letztes Glas im Stehen. Denn die Kultkneipe, die er 1967 mit seiner Frau Lydia eröffnet hatte, war nur ein Kapitel von vielen. 

    Geboren 1938, hat Dieter Ochs die Oberschule kurz vor dem Abitur abgebrochen. "Der Dieter ist wahnsinnig ungern in die Schule gegangen", weiß seine Frau. Es sei nicht das Lernen gewesen, das ihm keine Freude gemacht habe, sondern die Reglementierungen durch die Lehrer. Fortan half er seinem Vater bei der Arbeit, der in der Hirschenstraße einen Betrieb für landwirtschaftliche Produkte hatte. Später kümmerte er sich um die Spielautomaten, die sein Vater in diversen Lokalen aufstellte. Und es war ebenfalls die Idee seines Vaters, in Neuburg eine chemische Reinigung zu eröffnen. Also machte Dieter Ochs eine Reinigerprüfung, bei der er sich unter anderem im Bügeln eines Brautkleides beweisen musste. 

    Dieter und Lydia Ochs haben 1965 im Hertlein geheiratet

    Zu dieser Zeit hatte er bereits Lydia kennengelernt. Die beiden heirateten 1965 im Hertlein, "an einem Freitag, den 13. August", erzählt sie. Der Tag sei entgegen dem Datum ein Glückstag gewesen, "sonst wären wir nicht 58 Jahre verheiratet gewesen". Ein Jahr später gab es im Hause Ochs erneut eine Geschäftsidee: das Möbelgeschäft am Schrannenplatz zu einem Eiscafé umzubauen. "Wir hatten von der Eisherstellung keine Ahnung", lacht Lydia Ochs heute über ihre Sorglosigkeit. Deshalb wurde ein Eiskoch aus Sizilien organisiert – der sie allerdings am Eröffnungstag sitzen ließ und erst einige Tage später auftauchte. 

    Nach einem Zerwürfnis mit dem Vater stiegen beide aus dem Eiscafé aus, liehen sich 30.000 Mark von der Bank und bauten damit das ehemalige Gasthaus Hertlein in eine Rockkneipe um, die weit über die Grenzen Neuburgs hinaus ihre Fans fand. Diese Zeit wird für Dieter Ochs prägend. Noch Jahrzehnte später begründet sich der Kultstatus auf die Anfangsjahre, und wann immer die Rede vom Hertlein war, ließen ihn die Erinnerungen daran schwärmen.

    Dieter Ochs gestorben: Trauerfeier in Neuburg am 14. Juni

    Parallel zum Hertlein arbeitete Dieter Ochs in den 1970er-Jahren als Vertreter bei einer Heizungsfirma und war Mitbegründer einer Verpackungsfirma in Neuburg, ehe er in den 1980er-Jahren schließlich ins Immobiliengeschäft einstieg und dort bis zu seinem 81. Lebensjahr aktiv blieb. Allerdings hatte er bis dahin schon einige gesundheitliche Rückschläge erlitten: Zwei Krebserkrankungen und Herzprobleme zwangen ihn dazu, das Segelfliegen, Ski- und Radfahren und Tennisspielen einzustellen. 

    Zuletzt kam die Demenz, und mit ihr das Ende. Die letzten drei Monate wurde Dieter Ochs im Pflegeheim betreut, wo er am 25. Mai in den Armen seiner Frau seinen letzten Atemzug machte. "Er hat mich noch einmal angesehen, und dann ist er gegangen", sagt Lydia Ochs dankbar für diesen Moment. 

    Gute Nacht Dieter, es war Zeit für dich zu gehen. Gelegenheit, sich zu verabschieden, gibt es am Freitag, 14. Juni, auf dem alten Friedhof in Neuburg. Dort findet um 12 Uhr eine Trauerfeier ohne Gottesdienst statt. 

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