Kurvig sind die Skulpturen, die da unter den Wärmflaschen in der Neuburger Marien-Apotheke hängen, kurvig und bunt. Seit Wochenbeginn schmücken sie hier ein Schaufenster, bewundert von den Passanten, die in der Weinstraße vorüberziehen. Kunst tifft Pharmazie – zwei Bereiche, die wahrscheinlich die wenigsten zusammendenken würden. Doch genau das wollte Kulturreferentin Gabriele Kaps mit ihrer Idee erreichen.
Kunst trifft Kommerz: Neuburgs Innenstadt wird belebter
„Wie kann man bildende Kunst vermitteln und gleichzeitig mehr auf Click and Collect aufmerksam machen?“, so ihr Gedanke. Mithilfe des Stadtmarketings, das für die Aktion die Koordination übernommen hat, hat die CSU-Politikerin Händler der Innenstadt angesprochen, die ihre Schaufenster zur Verfügung stellen wollten. Für Kulturschaffende und -interessierte, die jeweils Mini-Ausstellungen in den Auslagen der Läden stemmen und damit schmückend auf das Repertoire der Geschäfte verweisen. Die Aktion soll Menschen motivieren, mit offenen Augen durch Neuburg zu gehen, sagt Gabriele Kaps. So wie früher, als der Sonntagnachmittag noch dazu da war, die Auslagen der Geschäfte anzuschauen. „Der Schaufensterbummel soll wieder an Bedeutung gewinnen.“
Also stellt Werner Kragler, 73, in der Marien-Apotheke seiner Tochter aus. Seine Figuren, die rundlichen Frauen, hat er in den vergangenen Jahren kreiert, erzählt er, teils aus Pappmaché, teils aus Gips, sogar aus Beton hat er sie gemacht. „Jetzt mehr mit Beton. Aber das lässt sich so schlecht ausstellen.“ Das Fenster der Apotheke wirkt durch seine Kunst belebter, abwechslungsreich und verspielt. Wie gut, dass das Wetter immer besser werde. Das ziehe die Menschen wieder nach draußen, findet Gabriele Kaps. Und weil auch die Spazierwege langsam ausgingen, werde die Innenstadt beliebter.
Die Kunst schmückt die Auslagen vieler Geschäfte. Das Reisebüro Spangler, die Neuburger Musikschule, den Salon von Petra Kragler – sie alle haben mitgemacht. Sogar in leerstehenden Räumen wie den ehemaligen Kleidungsgeschäften Cecil und Bonita ist Farbe zu sehen: „Die Kunst wertet die Leerstände auf, sie kaschiert die Leere ein bisschen“, sagt die Kulturreferentin. Dabei sei es fast schwierig gewesen, allen Anfragen nachzukommen. Viele Künstler seien interessiert gewesen – vor allem der Kunstkreis Neuburg. Dessen Vorsitzende Christine Reith zum Beispiel ziert mit ihren Werken das Fenster von Smoll Optik in der Rosenstraße.
Aktion der Kunst im Fenster: Nachfrage in Neuburg war groß
Einzelhändler und Künstler, beide Branchen haben sich Mühe gegeben, aus ihrer Verschmelzung das Beste zu kreieren. Teilweise haben Ladeninhaber die Auslage farblich aufs Bild abgestimmt. Oder andersherum – der Friseursalon von Petra Kragler etwa, der passend zu seiner pinken Dekoration Werke von Künstlerin Silvia Gürtner vermittelt bekam. Oder eine Ecke weiter bei Carmela Neff, deren italienisches Bekleidungsgeschäft durch zwei große Schaufenster repräsentiert wird. Das linke bespielt die Kunstgalerie Haack, das rechte Evelyn Mayer. Beide Künstlerinnen zeigen unterschiedliche Stile – so auch die ausgestellte Mode: junger Esprit versus klassischer Chic.
Dass es eine solche Aktion gebe, sei toll sagt die Inhaberin. Denn die Menschen seien durch die aktuelle Situation versucht, den Einzelhandel zu vergessen. Das dürfe nicht passieren, für die Geschäfte und ihre Besitzer gehe es ja um die Existenz. „Ich habe Angst“, sagt Carmela Neff ehrlich. „Angst, weil ich nicht weiß, was noch passieren wird.“ Bei all dieser Tristesse und Unsicherheit sei die Kunst im eignen Schaufenster etwas Schönes. „Auch wenn sie nichts kaufen, die Leute schauen. Und sie vergessen uns nicht.“
Die Kunst im Fenster ist voraussichtlich noch bis 15. März in Neuburg zu sehen. Allerdings könnte sich Gabriele Kaps vorstellen, die Aktion zu verlängern – auch wenn einige Bilder der neuen Kollektion weichen müssten.
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