Papst Franziskus ist schon verkauft, Papst Benedikt in Miniatur und von Hand aus Holz geschnitzt ist aber noch im Angebot. Christian Plancker bietet auf seinem Stand am Schranneplatz in Neuburg neben Krippen, Sternen und Kreuzen auch Figuren berühmter Persönlichkeiten. Das Oberhaupt der katholischen Kirche gehört für den Kunsthandwerker fest ins Waren-Repertoire. Zusammen mit seinem Vater Anselmo gastiert er noch bis kommenden Montag, 23. Dezember, auf dem Neuburger Weihnachtsmarkt. Dann geht es zurück ins Grödner Tal nach Südtirol.
Seit 2000 verkauft Familie Plancker auf dem Neuburger Weihnachtsmarkt in Neuburg ihre geschnitzen Waren
Dass Familie Plancker seit dem Jahr 2000 regelmäßig aus Südtirol nach Neuburg kommt, bezeichnet Oberbürgermeister Bernhard Gmehling als „Geschenk der Freundschaft“. Einen Weihnachtsmarkt ohne die Südtiroler könne er sich „nicht mehr vorstellen“. Die Neuburger und Kunden weit über die Stadtgrenzen hinaus schätzten die Handwerkskunst aus dem Grödner Tal. Mittlerweile reisen Besucher aus Nürnberg oder München an, um ihre Krippenfiguren von Plankers zu erwerben. Für Vater und Sohn ist Neuburg also nach wie vor auch ein lohnendes Ziel - vor allem, solange sie es innerhalb der Familie stellen.
Über die Jahre seien viele Freundschaften in Neuburg entstanden. Kein Wunder, dass sich der 86-jährige Anselmo Plancker schon als „halber Neuburger“ fühlt. Oftmals sieht man Senior wie Junior in einem der örtlichen Kaffees auf einen Plausch sitzen.
Die Holzbildhauer aus Wolkenstein inmitten der Dolomiten stellen seit geraumer Zeit einen Trend fest. Die Kundschaft wünscht sich zunehmend kleinere Figuren und Darstellungen. „Das mag am Geld und an kleiner gewordenen Wohnungen liegen“, schätzt Christian Plancker. Als erfreulich bewertet er den Umstand, dass sich auch wieder junge Leute Krippen anschaffen. Er sieht es als Hinweis auf Interesse oder Hinwendung zum christlichen Glauben.
Nicht nur klassische Schnitzkunst, sondern auch Handtaschen und Kapl aus Holz
Doch bei Planckers geht es längst nicht mehr nur um die klassische Schnitzkunst, seit einem Filmbericht des Senders Servus TV über seine modernen Produkte, reißen die Nachfragen über seine „Kapl“ und Handtaschen nicht ab. Den Internetshop bedient er vom Neuburger Weihnachtsmarkt aus mit seinem Handy, den Rest erledigt Sohn David, der zu Hause die Stellung hält. Die eleganten Schildmützen aus Holz und Leder, die er mit seinem Kumpel Michael Senoner kreiert hat, findet man auch in Boutiquen in Mailand, Rom oder Venedig.
Musiker Klaus Baumgartner („Baumi“) schaut am Stand vorbei und redet über alte Zeiten. In jungen Jahren war der Österreicher mit seiner „Band“ jahrelang in Südtirol und im Grödnertal unterwegs gewesen. „Erinnerst du dich noch an den Grand Prix in Vilshofen?“, fragt er Christian Plancker. Damals war er mit Sängerin Beate Kramer aufgetreten, und der Chor der Grödener hielt mit Sängerin Betsy dagegen. Den zweiten Bass im Chor „Sasslong“ mit Sitz in St. Christina singt Christian Plancker heute noch und nimmt mit seinen Kameraden neben Fernsehauftritten („Melodien der Berge“) an „Chor-Olympiaden“ teil.
Nach der Weihnachtsmarkt-Saison startet für die Planckers die Skilehrer-Saison
Natürlich können die Planckers hervorragend Skifahren. Das lernen Kinder in den Dolomiten schon vor der ersten Schulklasse. Der 86-jährige Anselmo Plancker ist OB Gmehling bei dessen letztem Skiurlaub regelrecht davongerast. Die berühmte Abfahrtsstrecke Saslong führt an der Haustüre der Familie vorbei. Saslong heißt auf ladinisch Langkofel, der 3181 Meter hohe Berg ist der Hauptgipfel der Grödner Dolomiten.
Der ganze Stolz gilt den beiden Enkelinnen Nicol und Nadia Delago. Seit Jahren fahren sie in der italienischen Alpin-Mannschaft vor allem Super-G und Abfahrtsrennen. Nadia holte 2022 bei den Olympischen Winterspielen sensationell die Bronzemedaille in der Abfahrt. Ihre Schwester Nicol kommt nach einem Schlüsselbeinbruch langsam wieder in Schwung. „Aber es braucht noch ein bisschen“, weiß Onkel Christian, früher selbst Rennfahrer und Skilehrer.
An diesem Wochenende starten die schnellen Schwestern beim Super-G in St. Moritz in der Schweiz. Opa Anselmo will sich die Rennen im Fernsehen anschauen, Onkel Christian wohl auf dem Handy in der Verkaufshütte am Schrannenplatz. Bei den Herren gastiert der Skizirkus an diesem Samstag in Gröden. Die Profis stürzen sich die legendäre Abfahrt (12 Uhr) vom Ciampinoi hinab bis zum Ortsrand von Wolkenstein. Den Saisonhöhepunkt bildet zweifelsohne die alpine Ski-Weltmeisterschaft Anfang Februar in Saalbach/Österreich.
Für die Plankers geht es am Montagabend von Neuburg zurück nach Südtirol. Wie Christian Planker erzählt, fahren sie noch nachts zurück. Der 24. Dezember ist dann nur eine kurze Pause im Kreise der Familie, denn schon am ersten Weihnachtsfeiertag, am 25. Dezember startet die Saison für den Skilehrer auf der Sellaronda. Die Gäste warten schon.
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