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Neuburg: Kampf gegen Mückenplage: Gifteinsatz in privaten Gärten – was ist zulässig?

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Kampf gegen Mückenplage: Gifteinsatz in privaten Gärten – was ist zulässig?

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    Zur Zeit in Teilen Bayerns besonders häufig: Stechmücken.
    Zur Zeit in Teilen Bayerns besonders häufig: Stechmücken. Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild, dpa

    In den Gärten der Menschen in und um Neuburg summt und brummt es aktuell. Steigende Temperaturen, blühende Beete, eifrige umherfliegende Bienen - das Sommeridyll könnte perfekt sein, wären da nicht die Mücken. Sie sind die unliebsamen Gäste der warmen Jahreszeit und treiben die Menschen dazu, die schönsten Sommerabende nicht auf der Terrasse oder im Garten, sondern auf Couch im Wohnzimmer zu verbringen. Weil die bewährten und bekannten Schutzmittel wie Anti-Brumm, Autan oder Rauchspiralen bei der Masse an Stechmücken an ihre Grenzen geraten, fragt sich manch einer: Gibt es nichts Wirksameres?

    Mückenplage nach Hochwasser im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen

    Das Hochwasser Anfang Juni hat vielerorts in Oberbayern und Schwaben zu einer regelrechten Mückenplage geführt. Die Tiere legen ihre Larven am liebsten in stehenden Gewässern ab und mögen hohe, sommerliche Temperaturen. Nach dem Hochwasser prägten Pfützen und schlammige Böden das Landschaftsbild. Die Folge: Stechmücken konnten sich im Landkreis prächtig vermehren.

    Johann Muschler, dritter Bürgermeister von Rennertshofen, wohnt im Ortsteil Riedensheim, einem der Hot-Spots für Mücken in der Region, und geht aktuell nur ungern in seinen Garten. „Wenn der Wind geht oder es regnet, geht‘s etwas besser, dann verstecken sich die Mücken“, sagt Muschler. „Aber an lauen Sommerabenden draußen ein Halbe Bier und eine Brotzeit ist einfach nicht mehr drin.“

    Riedensheim ist ein Mücken-Hot-Spot

    In Regionen, die traditionell stark vom Schnaken betroffen sind, am Oberrhein beispielsweise, aber auch am Chiemsee oder im Fünf-Seen-Land, werden schon seit Jahren schwerere Geschütze aufgefahren: Die dortigen Kommunen behandeln ihre Mückenbrutgebiete großflächig mit dem Wirkstoff - ein Eiweißkristall, der sich, wenn großflächig ausgebracht, an den Rezeptoren der Darmzellen von Mücken ablagert und diese zum Platzen bringt. Mückenlarven verenden daran reihenweise. Könnte dieses Mittel auch hierzulande Milderung verschafen?

    „Das Problem“, sagt Günter Krell, Vorsitzender der Neuburger Kreisgruppe des BUND Naturschutz, „ist, dass alle Mückenlarven betroffen sind, nicht nur die Stechmücken.“ Tatsächlich ist inzwischen erwiesen, dass BTI auf alle 2500 Stechmückenarten tödlich wirkt, ebenso aber auch auf die circa 700 anderen, nicht stechenden Mückenarten, die in Deutschland vorkommen. Zusammen bilden sie die Ernährungsgrundlage für Spinnen, Amphibien, Fische, Libellen, Vögel und Fledermäuse.

    So sieht das Bakteriengranulat aus, das gegen die Überschwemmungsmücken am Chiemsee ausgebracht wird.
    So sieht das Bakteriengranulat aus, das gegen die Überschwemmungsmücken am Chiemsee ausgebracht wird. Foto: Thomas Weimann

    Im Gartencenter oder im Baumarkt ist das umstrittene Mittel deswegen nicht erhältlich. Online hingegen kann es jedermann legal kaufen, in Form von Tabletten, die man in Wasser auflöst. Dieses wird dann im Garten verspritzt und führt effektiv zum Tod sämtlicher Mückenlarven. Im eigenen Garten und im Gartenteich - solange keine Verbindung zu einem Gewässer besteht - darf jeder BTI einsetzen, in Schutzgebieten und gesetzlich geschützten Biotopen braucht es hingegen eine Genehmigung der Naturschutzbehörde.

    Umstrittenes Mückenmittel BTI: Einsatz in privaten Gärten erlaubt

    „Nicht verantwortbar“, sei der Einsatz von BTI gegen Mücken, meint jedoch Günter Krell, ob es nun in privaten Gärten oder in Naturschutzgebieten. Zum einen sei es eine sehr grausame Art der Mückenbekämpfung, zum anderen sei die Gefahr für Natur und Ökosystem zu groß. „Die Amphibien haben halt nicht viel mehr als die Mücken“, so Krell. Er plädiert dafür, sich mit herkömmlichen Mitteln zu schützen und im Zweifelsfall einfach drinnen zu bleiben. Die Mückenplage sei eine Sache, „die man einfach hinnehmen muss.“

    Die einzige Kommune, die hierzulande schon einmal mit BTI geliebäugelt hat, war die Marktgemeinde Rennertshofen. Dort waren schon 2017 so viele Mücken, dass der Gemeinderat darüber diskutierte, BTI großflächig im Gemeindegebiet ausbringen zu lassen. Das Vorhaben scheiterte dann schließlich am Geld: 40.000 Euro hätte das gekostet. So viel war den Rennersthofenern ihr abendlicher Terassenfrieden damals nicht wert. Stattdessen werden in der Marktgemeinde seitdem sogenannte CO₂-Mückenfallen mit 50 Euro bezuschusst.

    Solche Mückenfallen, wie sich Johann Muschler, Rennertshofener Gemeinderat aus Riedensheim, eine angeschafft hat, bezuschusst die Marktgemeinde mit 50 Eruo. Die Falle kostet rund 250 Euro und benötigt eine Kohlendioxidflasche, die in diesen Kosten nicht enthalten ist.
    Solche Mückenfallen, wie sich Johann Muschler, Rennertshofener Gemeinderat aus Riedensheim, eine angeschafft hat, bezuschusst die Marktgemeinde mit 50 Eruo. Die Falle kostet rund 250 Euro und benötigt eine Kohlendioxidflasche, die in diesen Kosten nicht enthalten ist. Foto: Manfred Dittenhofer

    Johann Muschler hat sich deswegen schon 2017 so eine solche Falle zugelegt. Sie sieht ähnlich aus wie ein Mülleimer, innen befindet sich ein Sauggebläse, mittels CO₂ als Treibgas wird dann ein Lockmittel, das menschlicher Schweiß imitieren soll, in der näheren Umgebung verteilt. „Es riecht ein wenig wie zu lang getragene Socken“, so Muschler. Angelockte Mücken werden dann von dem Gebläse in die Falle gesaugt und dort gefangen gehalten. Alle zwei Wochen lehrt Muschler den Behälter und holt dabei mehrere tausend Mücken aus der Falle, lebend. „Die kommen dann 24 Stunden in die Kühltruhe und erfrieren dort.“ Um wirklich ungestört draußen zu sitzen, bräuchte er allerdings noch eine zweite Anlage, mein der dritte Bürgermeister. „Eine für vor und eine für hinterm Haus.“

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