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Neuburg: In Neuburg bekommen Straßenhunde ein neues Zuhause

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In Neuburg bekommen Straßenhunde ein neues Zuhause

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    Wer kann da widerstehen? Der einjährige Rüde Sunshine konnte schon erfolgreich vermittelt werden. 
    Wer kann da widerstehen? Der einjährige Rüde Sunshine konnte schon erfolgreich vermittelt werden.  Foto: Anna Hecker

    Lautstarker Empfang bricht los, sobald sich ein Mensch dem Gelände nähert. Hohes Bellen, tiefes Bellen, freudiges Bellen, ein wahres Konzert aus Hundestimmen. Das Wuffen kommt aus fünf Zwingern, die zusammen das „Streunernest“ bilden, eine Einrichtung, die seit knapp einem Jahr eine Fläche auf dem Gelände des Neuburger Tierheims pachtet. Der Verein „Ein Herz für Streuner“ beherbergt hier rumänische Straßenhunde, die auf ein neues Zuhause hoffen.

    Die Bewohner des „Streunernest“ können es kaum erwarten, bis die Türen ihrer Zwinger aufgesperrt werden. Ausgelassen tollen sie um ihre Pfleger und die Besucher. Bei so viel Energie und Freude kann man sich kaum vorstellen, welches Schicksal oft das Leben der Hunde in der Vergangenheit geprägt hat. Die meisten der Vierbeiner kommen von der Straße, nicht gewollt, ausgesetzt, vergessen. So lange auf sich alleine gestellt, bis sie von Helfern von „Ein Herz für Streuner“ eingefangen und in eine Auffangstation gebracht werden.

    Die Tierheime in Rumänien sind total überfüllt

    Weil die Heime in Rumänien hoffnungslos überfüllt sind, dort leben teils 400 Hunde Schnauze an Schnauze, werden einige Tiere nach Deutschland geschickt, so wie in das neu aufgebaute „Streunernest“ in Neuburg. Hier können maximal zehn Tiere gleichzeitig aufgenommen werden, die einzelnen Zwinger sind etwa 30 Quadratmeter groß und bieten neben genügend Platz zum Spielen auch Rückzugsmöglichkeiten.

    Der Weg zu den Zwingern dort führt direkt über das Gelände des Tierheims. Doch ebenso wie die Tiere des „Streunernest“ und des Tierheims räumlich getrennt sind, verhält es sich auch mit den beiden Einrichtungen. „Wir sind dankbar, dass wir auf dem Gelände des Tierheims aufgenommen wurden, aber man muss wissen, dass wir nicht ein Teil des Neuburger Tierheims sind“, erklärt Julia Schlecht, eine der fünf ehrenamtlichen Helferinnen, die sich um die rumänischen Streuner kümmern. „Unsere Tiere werden von unserem Verein versorgt, der auch nicht vom Tierheim und der Gemeinde finanziert ist. Trotzdem helfen uns die Mitglieder des Tierheims viel und füttern unsere Streuner mit, wenn wir nicht da sind. Das schätzen wir enorm.“

    Im Streunernest im Tierheim Neuburg arbeiten fünf Pflegerinnen

    Fünf ehrenamtliche Helferinnen kümmern sich um die Bewohner des „Streunernest“, so wie Anja Schettler (rechts) aus Aichach. 
    Fünf ehrenamtliche Helferinnen kümmern sich um die Bewohner des „Streunernest“, so wie Anja Schettler (rechts) aus Aichach.  Foto: Anna Hecker

    Schließlich haben die fünf Pflegerinnen alle Hände voll zu tun. Aktuell betreuen sie acht vierbeinige Schützlinge, die vor allem eine Riesenportion Aufmerksamkeit einfordern. „Kuscheln, Spielen, Training, Pflege – unsere Wildfänge verlangen uns einiges ab“, sagt Anja Schettler lachend, eine weitere Helferin im „Streunernest“.

    Was sich auf den ersten Blick nach einer Menge Spaß anhört, ist in den meisten Fällen harte Arbeit. Bis die oft traumatisierten Hunde Menschen überhaupt an sich heranlassen, kann mal mehr, mal weniger Zeit vergehen. „Wir haben Anfängerhunde, die sofort verspielt und zutraulich sind, aber genauso erreichen uns neue Bewohner, die vor jeder Berührung zurückzucken“, meint Schlecht und betrachtet mit liebevollem Blick die etwa einjährige Hündin Samira, die sich bei ihrer Ankunft von niemandem streicheln ließ. „Wir wissen nicht, was die Hunde in Rumänien erlebt haben, aber meistens war das sicher nichts Gutes.“

    Ein Herz für Streuner: Der Verein vermittelt Hunde

    Julia Schlecht aus Augsburg kommt wöchentlich ins „Streunernest“.
    Julia Schlecht aus Augsburg kommt wöchentlich ins „Streunernest“. Foto: Anna Hecker

    Bei seiner Ankunft kann ein Großteil der Hunde keine Kommandos, muss an die Leine gewöhnt werden und ist unsicher im Umgang mit Fremden. „Es ist wie ein Neustart für die Tiere. Mit unserer Arbeit und dem Training wollen wir ihnen ein Sprungbrett in ein neues Leben und zu einem dauerhaften Zuhause ermöglichen“, sagt Schettler. Sie und Schlecht sind seit bald einem Jahr im Verein tätig. Eigentlich hatten beide geplant, auch nach Rumänien zu reisen, zu den Wurzeln von „Ein Herz für Streuner“. Manchmal sei sie allerdings froh, dass dies durch Corona aktuell nicht möglich ist, gesteht Schlecht. „Das muss schlimm sein, wenn man die Tiere sieht, völlig verwahrlost. Auch das Wissen, dass man nicht allen helfen kann, ist schwer zu ertragen. Immerhin gibt es in Rumänien nach wie vor Tötungsstationen.“

    Im „Streunernest“ sollen sich die Tiere im Idealfall nur kurz aufhalten. Das Ziel ist es, möglichst schnell neue Familien zu finden. „Auf unserer Internetseite von ,Ein Herz für Streuner’ finden sich auch die Hunde in Neuburg. Wer Interesse an einem Tier hat, kann in mehreren Besuchen den Vierbeiner kennenlernen. Die Vermittlung wird dann über den Verein organisiert“, erklärt Schlecht.

    Ehrenamtliche Helfer für das Streunernest in Neuburg gesucht

    Auch wer keinen Hund adoptieren möchte, aber die Vierbeiner auf ihr neues Leben in einer Familie vorbereiten will, ist im „Streunernest“ willkommen. „Man darf keine Angst vor Hunden haben, auch nicht vor sehr großen, und sollte wissen, dass wir hier auch traumatisierte Hunde betreuen“, sagt Schettler. Hundeerfahrung sei daher bei interessierten Helfern von großem Vorteil. „Wenn man dann aber Zeit mit unseren Fellnasen verbringt, ist es immer ein Gewinn. Im Umgang mit den Hunden vergisst man seine eigenen Sorgen. Da nimmt man die Arbeitsstunden wirklich gerne auf sich“, sagt Schlecht strahlend und streicht ihrem eigenen Hund Nino liebevoll über den Kopf – einem ehemaligen Bewohner des „Streunernest“.

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