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Neuburg: Immer mehr Väter im Raum Neuburg nehmen Elternzeit

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Immer mehr Väter im Raum Neuburg nehmen Elternzeit

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    Väter, die sich für ihre Kinder eine Auszeit im Job nehmen - auch in Neuburg-Schrobenhausen kommt dies immer häufiger vor.
    Väter, die sich für ihre Kinder eine Auszeit im Job nehmen - auch in Neuburg-Schrobenhausen kommt dies immer häufiger vor. Foto: Uwe Anspach (Symbolbild)

    Seine ersten beiden Kinder wurden in den USA geboren. Bei ihnen fehlten Gerhard Schoder also die Möglichkeiten des deutschen Sozialstaats. Beim dritten und vierten Kind war das anders. Für sie konnte der Neuburger jeweils Elternzeit nehmen – eine Erfahrung, die er im Nachhinein nicht missen möchte. "Das war eine ganz wertvolle Zeit", sagt Schoder. So wie er wollen immer mehr Männer verstärkt für ihre Kinder da sein, auch im Raum Neuburg.

    Jeweils zwei Monate Elternzeit nahm sich Schoder 2014 und 2017 – und das, obwohl der heute 43-Jährige damals in einer Führungsposition arbeitete. Doch er konnte es sich erlauben, zwischenzeitlich seine Arbeit im Büro ruhen zu lassen. "Meine Teams waren so aufgestellt, dass sie selbst Entscheidungen treffen konnten, und die Kolleginnen und Kollegen haben mich zu 100 Prozent unterstützt", erzählt Schoder, der für die Grünen im Neuburger Stadtrat sitzt. So konnte er sich zwischenzeitlich voll und ganz auf seine Familie konzentrieren. Seine Elternzeit teilte er sich bei beiden Kindern auf. Einen Monat nahm er direkt in den intensiven Wochen nach der Geburt. So lernte Schoder nicht nur das neue Familienmitglied ganz genau kennen, sondern hielt auch seiner Frau den Rücken frei und kümmerte sich um die älteren Geschwister. 

    Auch in Neuburg-Schrobenhausen sind immer mehr Väter in Elternzeit

    Nach einem Jahr blieb Schoder einen weiteren Monat für die Kinder zu Hause. "In diesem Alter kann man schon ganz viel miteinander machen." Es habe sich richtig gut angefühlt, sein Kind nicht nur vor und nach der Arbeit, sondern den ganzen Tag bei sich zu haben. "Man lernt sich intensiver kennen, das war eine ganz wertvolle Zeit", betont Schoder, der sich jederzeit wieder für eine Elternzeit entscheiden würde. Er könne nur jedem Vater empfehlen, diese Möglichkeit für sich in Betracht zu ziehen.

    Gerhard Schoder nahm sich mehrfach Elternzeit, um seine Kinder zu betreuen.
    Gerhard Schoder nahm sich mehrfach Elternzeit, um seine Kinder zu betreuen. Foto: Karin Heidmeier (Archiv)

    Tatsächlich machen das immer mehr Männer. Zwar existieren keine Zahlen zur Elternzeit durch Väter, teilt das bayerische Familienministerium auf Anfrage unserer Redaktion mit. Trotzdem ist der Trend in einer verwandten Zahl erkennbar. Bayernweit hat sich der Anteil der Väter, die Elterngeld in Anspruch nehmen, seit 2008 fast verdoppelt. Die aktuellsten Zahlen beziehen sich auf Kinder, die im Jahr 2020 geboren wurden – bei knapp 51 Prozent von ihnen waren die Väter am Elterngeld beteiligt. Im Kreis Neuburg-Schrobenhausen liegt der laut Statistischem Bundesamt aktuellste Wert für das Geburtsjahr 2019 bei 47,3 Prozent. Auch vor Ort sind die Zahlen steigend.

    Unternehmen stellen sich auf neue Rolle der Väter ein

    "Väter wollen das Leben ihres Kindes von Anfang an aktiv begleiten. Berufstätigkeit und die Wahrnehmung familiärer Verpflichtungen sollen sich nicht gegenseitig ausschließen", beobachtet das Ministerium. Laut einer Studie könne für das erste Lebensjahr des Kindes deutlich gezeigt werden, dass Väter, die Elternzeit nehmen, sich auch danach stärker an Kinderbetreuung und Hausarbeit beteiligen. Außerdem würden Väter, die in Elternzeit waren, auch langfristig zumindest ein höheres zeitliches Engagement bei der Kinderbetreuung zeigen.

    Elternzeit und Elterngeld im Überblick

    Elternzeit Wer Elternzeit nimmt, kann im Beruf eine Auszeit einlegen, um sich der Erziehung widmen zu können – bis zu drei Jahre lang. In der Zeit erhält man allerdings keinen Lohn. Der Vorteil ist der Anspruch, nach dem Ende der Elternzeit auf seinen alten oder einen gleichwertigen Arbeitsplatz zurückzukehren zu können, berichtet das „Zentrum Bayern Familie und Soziales“.

    Elterngeld ist eine Leistung des Staates. Im Basis-Elterngeld gibt es für Paare bis zu 14 Monate lang maximal 1800 Euro im Monat.

    Elterngeld Plus wird grundsätzlich für bis zu 28 Monate gezahlt. Wenn beide Elternteile für 25 bis 30 Wochenstunden Teilzeit arbeiten und sich die Betreuung des Kindes teilen, kann die Leistung für vier zusätzliche Monate in Anspruch genommen werden. Elterngeld Plus beträgt höchstens 900 Euro/Monat.

    Zusammenhang Um Elternzeit zu nehmen, muss man nicht unbedingt Elterngeld beantragen, berichtet das Bundesfamilienministerium. „Allerdings bekommen Sie keinen Lohn, während Sie in Elternzeit sind“, erinnert das Ministerium. „Daher kann es sinnvoll sein, dass Sie für diese Zeit Elterngeld beantragen.“

    Versicherung Die Krankenkassen behandeln Elternzeit-Nehmende und Elterngeld-Empfänger gleich. Während der Elternzeit ist man so krankenversichert wie während des Elterngeld-Bezugs, schreibt das Bundesfamilienministerium im Ratgeber „Elterngeld, Elterngeld Plus und Elternzeit“.

    Unternehmen müssen sich darauf einstellen, dass sich Väter verstärkt in die Kindererziehung einbringen. "Uns ist es wichtig, alle Mitarbeitenden unabhängig ihres Geschlechts ihr ganzes Arbeitsleben zu begleiten", teilt eine Sprecherin von Audi in Ingolstadt mit. "Dafür zählt für uns auch, Männer in ihrer Rolle als Väter zu unterstützen." Das Unternehmen biete flexible Elternzeitmodelle und Teilzeitmöglichkeiten, wie Job-Sharing auf Führungsebene und Sabbaticals. Außerdem fördere man die Vernetzung der Väter untereinander durch ein Väternetzwerk: die "dads@audi". "Hier werden Themen behandelt, die für Väter interessant sind: Karriereentwicklung, alleinerziehende Väter, gegenseitiges Empowerment sind nur einige Beispiele." 

    Die meisten Männer sind zwei Monate in Elternzeit

    Trotz der stärkeren familiären Einbindung der Väter liegt die Hauptlast der Erziehung weiterhin bei den Frauen. Denn nach wie vor nehmen viele Männer "nur" zwei Monate Elternzeit in Anspruch. In Neuburg-Schrobenhausen haben Väter für Kinder aus dem Geburtsjahr 2019 durchschnittlich 2,7 Monate Elterngeld bezogen. Dem gegenüber stehen im ersten Lebensjahr häufig zwölf Monate der Mutter.

    Manchmal kann der Vater nicht einmal diese zwei Monate verwirklichen. "Nicht jeder Beruf lässt eine Elternzeit zu", betont Matthias Enghuber. Er selbst habe als ehemaliger CSU-Landtagsabgeordneter keine Möglichkeit für eine solche familiäre Auszeit gehabt. Trotzdem ist der fünffache Familienvater aus Neuburg ein klarer Befürworter der väterlichen Elternzeit. "Gott sei Dank ist die Erziehung nicht mehr nur ein Mami-Job und gut ausgebildete Frauen können ihrem Job nachgehen." Der Neuburger Kindergarten- und Spielplatzreferent bekomme mit, dass Männer immer mehr väterliche Verantwortung übernehmen, sei es im Elternbeirat des Kindergartens oder wenn es um die Erneuerung von Spielplätzen geht. Seinem Gefühl nach werde mittlerweile in vielen Familien die Elternzeit des Vaters bereits "standardmäßig" eingeplant – aber nicht bei allen. Bei manchen Paaren herrsche nach wie vor das klassische Rollenbild vor. "Es gibt Menschen, die sich schneller mit dem gesellschaftlichen Wandel anfreunden können. Bei anderen dauert es länger."

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