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Neuburg: Neuburger Firma Weigert stellt Produktion ein: Zum Jahresende ist Schluss

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Neuburger Firma Weigert stellt Produktion ein: Zum Jahresende ist Schluss

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    Seit 1948 gibt es die Grußkartenfirma Weigert in Neuburg. Maria und Franz Weigert bauten das Unternehmen nach dem Krieg auf, in dritter Generation wird es nun Ende 2024 schließen.
    Seit 1948 gibt es die Grußkartenfirma Weigert in Neuburg. Maria und Franz Weigert bauten das Unternehmen nach dem Krieg auf, in dritter Generation wird es nun Ende 2024 schließen. Foto: Reinhard Köchl

    Und wieder steht ein Neuburger Traditionsbetrieb vor dem Aus. Die Glückwunschkarten-Firma Franz Weigert stellt zum 31. Dezember nach 76 Jahren ihre Produktion ein. „Angesichts der immensen Kostensteigerung bleibt uns keine Alternative“, erklärte Philipp Weigert, der zusammen mit seinem Bruder Franz-André Weigert seit 2015 das Familienunternehmen führt, auf Anfrage. Weil die Preise für Papier, Zellophan, Energie sowie die Lohn- und Arbeitskosten in den zurückliegenden Jahren förmlich explodierten, sei die Produktion von Glückwunschkarten inzwischen nicht mehr rentabel. Hinzu kommt, dass handgeschriebene und hübsch illustrierte Post zum Geburtstag, zu Weihnachten, zur Taufe oder anderen Ereignissen wegen der Nutzung von E-Mail und sozialen Medien schlicht ihren Charme verloren haben. 

    Von der Schließung sind laut Weigert rund 45 Beschäftigte betroffen. Darunter befinden sich auch Heimarbeitsplätze und Minijobber. Sie alle wurden vor rund zwei Wochen von den Inhabern über das bevorstehende Ende informiert. Zusammen mit dem Betriebsrat werde nun ein Sozialplan erarbeitet, sagte Philipp Weigert, dem die Entscheidung ebenso wie seinem Bruder überaus schwerfiel: „Wenn ich eine andere Lösung gehabt hätte, dann wäre ich wirklich sehr froh darum gewesen. Aber so blieb uns leider keine andere Wahl.“ In diesem Zusammenhang betonte Weigert ausdrücklich, dass es sich bei dem bevorstehenden Aus keinesfalls um eine Insolvenz handele. „Es geht einfach nicht mehr weiter.“

    Firma Weigert lieferte jährlich fünf Millionen Glückwunschkarten aus

    Normalerweise liefert die Firma jährlich bis zu fünf Millionen Glückwunschkarten an den Großhandel – seit geraumer Zeit sogar zweisprachig, nämlich auf Deutsch und Französisch. Die fantasievoll illustrierten Druckerzeugnisse „made in Neuburg“ hatten sich im Laufe der Jahrzehnte gerade wegen ihrer ansprechenden Qualität deutschlandweit zu einem echten Renner entwickelt. Weigert bietet von der einfachen Glückwunschkarte bis zur klingenden Gruß-Post eine umfangreiche Produktpalette mit weit über 800 Modellen, verteilt auf verschiedene Kollektionen, an. „Normalerweise stellen wir im August immer unsere neue Kollektion vor“, schilderte Philipp Weigert. „Darauf verzichten wir aber in diesem Jahr. Unser Ziel in den kommenden Monaten ist es, unseren Kunden die bisherige Kollektionsware anzubieten. Und wir haben vor, dass die Produktion bis kurz vor Schluss weiterlaufen soll.“

    Spätestens am 31. Dezember endet dann auch die Geschichte des einst höchst erfolgreichen Familienunternehmens, die 1948 mit der Gründung eines sogenannten Stahlstichprägewerks an der Adalbert-Stifter-Straße begann. Maria und Franz Weigert Senior standen damals in Neuburg stellvertretend für das Wirtschaftswunder der Nachkriegszeit und arbeiteten rund um die Uhr am Aufbau des Werkes – der Firmenpatron an Veredelungstechniken, durch die Glückwunschkarten aus dem Hause Weigert schnell zum Inbegriff von Qualität und Ideenreichtum wurden, und seine Frau Maria als kaufmännische Leiterin. Bis zu seinem Tod 1989 führte Franz Weigert die Geschäfte, während sein gleichnamiger Sohn als Juniorchef zwischenzeitlich wichtige Weichen bei der Expansion des Unternehmens ins europäische Ausland gestellt hatte. Franz Weigert junior leitete seinerseits bis 2014 die Geschäfte und übergab dann an die nächste Generation in Gestalt seiner Söhne Franz-André Weigert (Kreation und Produktion) und Philipp Weigert (Controlling, Marketing, Vertrieb).

    Neuburgs OB Gmehling bedauert die Schließung der Firma Weigert

    An denen liegt es nun, den Betrieb im Laufe der kommenden Monate geordnet abzuwickeln. Nicht nur Oberbürgermeister Bernhard Gmehling findet diese Entwicklung „im höchsten Maße bedauerlich“. Die Unternehmenseigner hatten ihn schon im März über ihre Pläne informiert. „Wenn ein solches Traditionsunternehmen schließt, dann ist das ein ganz bitterer Moment für Neuburg“, betonte der OB, der vor allem die zunehmende Digitalisierung für das Aus von Weigert verantwortlich macht. Hinsichtlich einer zukünftigen Nutzung des ab Januar 2025 leerstehenden Firmengebäudes haben sich sowohl Gmehling als auch Philipp Weigert noch keine Gedanken gemacht. Allerdings verwies der Rathauschef in diesem Zusammenhang schon einmal auf die eklatante Parkplatznot in der Umgebung, bedingt durch den Campus, die Ameos-Kliniken St. Elisabeth sowie das Landratsamt, „aber das ist nur meine persönliche Überlegung“.

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