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Neuburg: Gerüstet gegen große Fluten: Jahrhunderthochwasser jährt sich zum 25. Mal

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Gerüstet gegen große Fluten: Jahrhunderthochwasser jährt sich zum 25. Mal

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    Bundeswehr und Feuerwehren halfen beim Auspumpen der Kanalbaustelle Oskar-Wittmann-Straße.
    Bundeswehr und Feuerwehren halfen beim Auspumpen der Kanalbaustelle Oskar-Wittmann-Straße. Foto: Winfried Rein

    Das Hochwasser vor 25 Jahren überraschte die Donauanlieger. Die „Jahrhundertflut“ 1999 drängte über die Kanalisation in die Neuburger Innenstadt und ließ in Gemeinden wie Stepperg und Moos Verwüstungen zurück. Zumindest die Stadt sieht sich jetzt gegen die Gefahren der Donau gerüstet.

    Seit der großen Flut 1999 sind 22 Millionen Euro in stärkere Dämme (Neuburg-Nord, Englischer Garten), neue Anlagen (Brandl und Bittenbrunn), Aluschutzwände (Insel und Kai) sowie Absiedlungen (Eulahof, Brandl) investiert worden. „Nach menschlichem Ermessen sind wir auch gegen massive Donaufluten gerüstet“, beschreibt Oberbürgermeister Bernhard Gmehling eines der Hauptanliegen seiner Amtszeit.

    Die Donau verwandelte den Oswaldplatz 1999 in einen See.
    Die Donau verwandelte den Oswaldplatz 1999 in einen See. Foto: Winfried Rein

    Der Freistaat Bayern mit seinem Hochwasserprogramm und konkret das Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt mit seinen Amtsleitern sowie den Referenten Walter Hoferer und Holger Pharion halfen der Stadt Neuburg enorm. THW und Feuerwehren testen die Aluwände und proben regelmäßig den Ernstfall. Neue Investitionen stehen nicht mehr an.

    Vor 25 Jahren sucht ein Jahrhunderthochwasser Neuburg heim

    Neu seit den Hochwassern 1999 und 2005 ist der Polder Riedensheim. Er ist seit vier Jahren fertig und nie offiziell eingeweiht worden. Die Landschaft zwischen Fluss und Jurahang soll acht Millionen Kubikmeter Wasser zurückhalten, wenn die Donau Frachten von mehr als 2000 Kubikmetern pro Sekunde heranbringt. Das wäre dann genauso wie 1965, als der Fluss noch ausufern durfte. Heute ist er eingezwängt und gleich hinter dem Deich werden Wohnhäuser gebaut. 

    OB Bernhard Gmehling (rechts) erklärte 2006 Ministerpräsident Edmund Stoiber (links) und Umweltminister Werner Schnappauf den Stand.
    OB Bernhard Gmehling (rechts) erklärte 2006 Ministerpräsident Edmund Stoiber (links) und Umweltminister Werner Schnappauf den Stand. Foto: Winfried Rein

    Der Polder hilft der Stadt Neuburg. 1999 hätte er den Pegelstand in der kritischen Phase um vielleicht zehn Zentimeter senken können. Nach einer Katastrophe hatte es damals am Pfingstsamstag gar nicht ausgesehen. Doch dann stieg die Donau in der Nacht um mehr als einen Meter auf 7,35 Meter – der Lech war schuld. Die braune Flut erreichte knapp die Oberkante der Kaimauer. Stadtrat Hans Mayr, Amtsleiter Paul Leikam und die Feuerwehr ließen pausenlos Schotter herankarren, um ein Kippen der Mauern zu verhindern. Im Norden sicherten die

    Brandl, Freibad und VfR-Platz standen 1999 unter Wasser. Der Bereich bleibt weiter als Retentionsraum ungeschützt.
    Brandl, Freibad und VfR-Platz standen 1999 unter Wasser. Der Bereich bleibt weiter als Retentionsraum ungeschützt. Foto: Winfried Rein

    Die Mauer hielt. Am Pfingstsonntag, 21. Mai, halfen Hunderte Hände beim Aufstocken der Sandsäcke. Die Donau kam dann doch in die Innenstadt. In der Nacht zum 22. Mai brach eine Sperrholzplatte am Kanalauslauf beim Hertlein. Über Kanäle und Gully überschwemmte das Donauwasser Keller und Straßen wie Münchener-, Gärtner- und Hirschenstraße sowie den Oswaldplatz. Die zerfetzte Sperrholzplatte ist gefunden worden und spielte eine Hauptrolle bei der Schadensersatzregelung.

    22 Millionen Euro wurden in den Hochwasserschutz in Neuburg gesteckt

    Die Rhein-Main-Donau AG hatte ihre Staustufen als hochwassersicher gebaut. Doch 1999 strömte Wasser über die Kabelschächte ins Kraftwerk Bittenbrunn und legte es vorübergehend lahm. Die Wehre mussten mit einem Riesenaggregat der Bundeswehr bewegt werden. Herbert Thurner lag auf dem Führerhaus und dirigierte den Lkw durchs Wasser und durch die Nacht. Den Schaden am Kraftwerk bezifferte der Betreiber auf rund sieben Millionen Euro. 

    Die Probleme hatte nicht der Dauerregen, sondern der Lech mit seinem Schmelzwasser aus den Alpen gebracht. Diese Frachten übertrafen damals sogar den Durchfluss der Donau. Die Wasserwirtschaft hat darauf reagiert und die Rückhaltefunktion des Forggensees deutlich verstärkt. Beim folgenden Hochwasser im August 2005 hielt der Forggensee bereits 45 Millionen Kubikmeter Lechwasser zurück, 2013 lief es ähnlich. Der Hochwasserschutz ist nun – neben dem Tourismus – wichtigster Teil der Bewirtschaftung.

    Die Ortschaft Straß-Moos trafen mehrere Jahrhundertfluten. Hier sehen sich die früheren Abgeordneten Rudolf Peterke und Christine Haderthauer um.
    Die Ortschaft Straß-Moos trafen mehrere Jahrhundertfluten. Hier sehen sich die früheren Abgeordneten Rudolf Peterke und Christine Haderthauer um. Foto: Winfried Rein

    Seit 2005 hat die Donau kein wirklich bedrohliches Hochwasser mehr geführt. Die Anlieger in Hatzenhofen und Stepperg hoffen darauf, dass es weiterhin so ruhig bleibt. Für Bertoldsheim lässt die bayerische Staatsregierung einen weiteren Polder mit 20 Millionen Kubikmeter Volumen vorbereiten. Die lokale Politik wehrt sich dagegen. „Genug ist genug“, findet Rennertshofens Bürgermeister Georg Hirschbeck mit Verweis auf den Polder Riedensheim in seiner Gemeinde.

    In Straß-Moos hofft keiner mehr. Der kleine Ort südlich der Donau erlebt staatlichen Hochwasserschutz in seiner brachialsten Art. Die Bewohner gehen, ihre Häuser werden abgerissen. Von einst 43 Anwesen stehen keine 20 mehr. Das ZDF drehte eine Dokumentation über „Das sterbende Dorf“. 

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