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Foto: Winfried Rein (Archivbild)
Foto: Winfried Rein (Archivbild)

Ein Blick in einen OP-Saal an den Kliniken St. Elisabeth in Neuburg. Dort werden auch in Zukunft Ärztinnen und Ärzte alles für die Gesundheit der Patientinnen und Patienten tun.

Neuburg
08.04.2022

„Frechheit“: In Neuburg herrscht nach dem Klinik-Deal Frust

Von Manfred Rinke, Winfried Rein

Im Neuburger Krankenhaus hat die Entscheidung über den Eigentümerwechsel Beunruhigung ausgelöst. Der Frust über die Art und Weise, wie die KJF vorging, ist groß.

Der Trägerwechsel an den Kliniken St. Elisabeth in Neuburg (lesen Sie hier mehr dazu) beschäftigt die Menschen in der Region Neuburg. Das zeigen auch die zahlreichen Zuschriften zu diesem Thema. Die Neuburger Rundschau wollte wissen, wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und dem Krankenhaus nahe stehende Personen die Entscheidung beurteilen.

Im Neuburger Krankenhaus hat der Eigentümerwechsel nicht gerade zur Beruhigung beigetragen. „Wir waren schockiert“, so beschreibt Personalratsvertreter Horst Klein und sein Kollege Stöckl die erste Reaktion. Wie viele andere auch habe man mit dem Landkreis gerechnet. „Das wäre nicht verkehrt gewesen, wir hätten mit Schrobenhausen sicher eine gute Kooperation hinbekommen.“ Jetzt sei es anders gelaufen. Offenbar habe die KJF Augsburg in den vergangenen Wochen die Übernahme mit der Ameos-Gruppe ausgehandelt.

Frust in Neuburg nach dem Eigentümerwechsel der KJF-Klinik

Auf das bischöfliche Ordinariat in Augsburg sind die Personalvertreter schlecht zu sprechen. „Bischof Bertram Meier hat uns enttäuscht“, sagt Horst Klein. Man hätte sich einen klaren Einfluss für Neuburg erwartet, so wie es 2017 bei der Übernahme durch die Katholische Jugendfürsorge auch gelaufen sei. Vom künftigen Träger des Krankenhauses und der Kinderklinik erwarte man, dass die Neuausrichtung nicht zu Lasten des Personals und der Gesundheitsversorgung gehe. „Dafür werden wir aus unserer Sicht auf Hochtouren arbeiten.“

Neuem Träger der KJF Kliniken Neuburg nicht nur mit Skepsis begegnen

Die Enttäuschung über die Führung der Diözese Augsburg zieht sich durch alle Stellungnahmen. „Wo war hier der Herr Bischof?“, fragt Kreispolitikerin Elfriede Müller (CSU), die ein gutes Verhältnis zu Bertram Meier pflegt. „Haben die denn alle nur Dollarzeichen vor den Augen?“ Sie habe den KJF-Vorstandschef Markus Mayer bei der Übernahme 2017 im Stadtrat dringend gebeten, die Kliniken und ihre guten Teams zu schätzen: „Machen Sie es nicht kaputt.“ Jetzt müsse man sehen, wie es mit einem Träger weitergehe, der vor allem psychosomatische Einrichtungen führe und keine Tarife für die Beschäftigten, etwa die bei der Service GmbH, habe.

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KJF-Klinik Neuburg: "Frechheit, wie man mit uns umgeht“

Klaus Brems (FW) ärgert sich „über die Frechheit, wie man mit uns umgeht.“ Augsburg habe den Landkreis Neuburg-Schrobenhausen richtig hängen lassen. Das betreffe die KJF und die katholische Kirche. „Geht es nur noch ums Geld?“, fragt der langjährige Sozialpolitiker. Dass er im Nachhinein Recht bekommen hat, indem er von Anfang an gesagt hatte, die KJF sei nicht der richtige Träger für Neuburg, das ist ihm nicht mehr wichtig. Er hoffe, so Klaus Brems, dass die Ameos-Gruppe mit Neuburg anständig umgehe und nicht mit massiven Personalkürzungen daherkomme.

Das wünscht sich der Freundeskreis der Neuburger Kliniken genauso. „Wir haben vorher nichts erfahren und erfahren jetzt auch nichts“, ärgert sich Roswitha Haß. Ihr sei es in den vergangenen Wochen „zu ruhig gewesen.“ Da habe die KJF wohl alles mit der Schweizer Ameos-Gruppe und ihren amerikanischen Investments klar gemacht. „Jetzt hoffen wir, dass es für Neuburg gut weitergeht“, so Roswitha Haß. Eines müsse sie aber eindeutig feststellen: Die KJF Augsburg habe ihre Häuser in Neuburg „ohne Konzept Richtung Abgrund gefahren.“

Krankenhaus in Neuburg: Nicht nur Skepsis gegenüber Ameos

Noch unschlüssig in seiner Meinung zum Trägerwechsel zeigt sich ein langjähriger Arzt an den Kliniken. Er kenne die Schweizer Gruppe nicht, weshalb er nicht nur skeptisch auf die Entscheidung blickt. Ein Unternehmen dieser Größe vereine auch professionelles Wissen in seinen Strukturen. Mitunter könne ein neutraler, professioneller Blick von außerhalb auf etwas Neues auch positive Effekte mit sich bringen, um Möglichkeiten zu erkennen, wo und wie in verschiedenen Bereichen Geld zu verdienen ist. Einer kommunalen Verwaltung fehle mitunter genau dieser Einblick. Gleichwohl sehe ein regionaler Träger die Grund- und Gesundheitsversorgung seiner Bürgerinnen und Bürger als wichtigstes Thema an. Da spiele das Geld dann nicht die allererste Rolle. Eine Gruppe wie die Schweizer Ameos agiere natürlich gewinnorientiert.

Aber Ameos wolle ja nach eigenen Aussagen den Standort Neuburg ausbauen und weiter entwickeln, was im Hinblick der Konkurrenz aus Ingolstadt nicht schlecht sein müsse. „Das kann auch eine Chance sein“, sagt der Arzt. Der KJF wirft er vor, auf lokale Strukturen keine Rücksicht genommen zu haben. Auch die Art und Weise der Trägerübergabe kritisiert er. „Man kann doch zumindest miteinander reden.“

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