Das Handy klingelt. Am anderen Ende melden sich Bekannte. Sie sprechen von einer Elster, die sie bei sich im Garten gefunden hätten. Der Vogel, erzählen sie, könne nicht mehr fliegen, er sei er von einem Raben attackiert und dabei wahrscheinlich so stark verletzt worden. Also fangen sie ihn ein – und Elfriede Jungbauer von der Tierhilfe Jonathan macht sich auf in den Neuburger Ortsteil Heinrichsheim, um sich das arme Tier anzusehen.
Tierhilfe Jonathan: Wer tötet einen Vogel in Neuburg aus Spaß?
Es sieht nicht gut aus. Am selben Tag um 17.30 Uhr geht sie mit der Elster zum Tierarzt. Der Veterinärmediziner sieht sich den Vogel an, röntgt ihn und entdeckt dabei etwas Entsetzliches: Das Tier ist nicht so schlimm verletzt, weil es mit einem Raben gekämpft hat, so wie es die Bekannten zunächst vermutet hatten. Nein. Die Elster kann nicht mehr mit dem Flügel schlagen, weil ihr die Kugel eines Luftgewehrs wichtige Knochen zertrümmert hat.
Beide – Arzt und Tierschützerin sind schockiert. „Wer schießt denn mit einem Luftgewehr auf ein wehrloses Tier?“, fragt sich Elfriede Jungbauer. Auch deshalb, weil man mit nur einem Schuss aus einer solchen Waffe keinen Vogel töten kann. „Wer tut das also aus Spaß?“
Der Tierarzt muss die Elster einschläfern. Zu kompliziert sei der Splitterbruch, als dass er gut verheilen könne. Zu giftig die Munition des Luftgewehrs, als dass der Vogel eine Chance habe.
Dabei belassen will Elfriede Jungbauer das traurige Schicksal des Tieres aber nicht. Sie geht zur Polizei und erstattet dort Anzeige gegen Unbekannt. Die Neuburger Beamten bestätigen ihrerseits beginnende Ermittlungen. Konkret wollen sie Verstößen gegen das Waffen- und Tierschutzgesetz prüfen.
Denn für Neuburg und Umgebung ist es nicht der erste Fall von Tierquälerei – im Gegenteil. Seit einigen Monaten schon häufen sich solche Vorfälle im Landkreisgebiet: Im Januar etwa wurden drei Katzen enthauptet und auf Bahngleise im Neuburger Stadtgebiet gelegt. März war es, als mehrere Schafe von Weiden in Bergheim gestohlen, zum Teil aufgeschlitzt und ausgeweidet wurden. Und dann gibt es da noch die Übergriffe im Rennertshofener Ortsteil Bertoldsheim. Hier verenden seit vergangenem Jahr immer wieder kläglich Katzen, die nach Vermutungen der Besitzer mit Rattengift angegangen wurden.
Tierhilfe Jonathan appelliert Zeugen sich bei Polizei Neuburg zu melden
Es ist eine kuriose Chronik, in die sich jetzt auch die Geschichte der angeschossenen Elster reiht. Deshalb möchte auch Elfriede Jungbauer alle bitten, die in diesem Zusammenhang etwas beobachtet oder gehört haben, sich mit der Polizei in Verbindung zu setzen. Das betreffe nicht nur den Stadtteil Heinrichsheim, sondern einen Umkreis von drei Kilometern. In etwa soweit, sagt die Tierschützerin, könnte die Elster gekommen sein, nachdem sie verletzt wurde. „Die Leute sollen aufmerksam werden.“ Zumal jetzt auch die Brutzeit für die Vögel beginnt und sie bis Mitte Juli unter Naturschutz stehen.
Lesen Sie dazu auch:
Wilde Natur: Eine „kleine Sensation“ für den Landkreis Neuburg-Schrobenhausen
Kurioses: Was lockt einen Fuchs in die Neuburger Altstadt?
Mutterschafe in Bergheim aufgeschlitzt: Jetzt spricht der Besitzer
- Wilde Natur: Eine „kleine Sensation“ für den Landkreis Neuburg-Schrobenhausen
- Kurioses: Was lockt einen Fuchs in die Neuburger Altstadt?
- Mutterschafe in Bergheim aufgeschlitzt: Jetzt spricht der Besitzer