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Neuburg: Explodierende Lebensmittelpreise: Essen gehen in Neuburg wird teurer

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Explodierende Lebensmittelpreise: Essen gehen in Neuburg wird teurer

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    Durch die steigenden Lebensmittelpreise müssen Restaurant-Besucher derzeit tiefer in die Tasche greifen.
    Durch die steigenden Lebensmittelpreise müssen Restaurant-Besucher derzeit tiefer in die Tasche greifen. Foto: Philipp Wehrmann

    Brot, Eier, Gemüse, Käse: Für den Wocheneinkauf landen bei den meisten Kundinnen und Kunden fast immer dieselben Lebensmittel im Wagen. Doch sobald das letzte Produkt gescannt ist, kommt bei vielen die bittere Ernüchterung: Um teilweise mehr als ein Drittel sind die Preise gestiegen. Auch in und um Neuburg müssen die Menschen in diesen Tagen tiefer in die Taschen greifen – egal ob im Supermarkt, beim Bäcker oder im Restaurant.

    Bierbrauer stehen schon länger unter Druck. Während der Corona-Pandemie brach der Absatz des Gerstensaftes ein. Zusätzlich haben die Hersteller mit hohen Rohstoff- und Energiepreisen zu kämpfen – der Krieg in der Ukraine hat diese Entwicklung weiter befeuert. Große Brauereien haben bereits angekündigt, dass Kundinnen und Kunden bald mehr für ihr Bier bezahlen müssen. In der Branche ist die Rede von „nie gekannten Preiserhöhungen“. Auch bei Juliusbräu in Neuburg erwägt man derzeit diesen Schritt, sagt Geschäftsführerin Gabriele Bauer, die betont: „Eigentlich müssten wir es machen.“ In diversen Bereichen muss die Brauerei deutlich mehr bezahlen als noch vor kurzem. 

    Höhere Preise für Lebensmittel: Essen gehen in Neuburg wird teurer

    Die Preise für Malz und Hopfen sind laut Bauer bereits im vergangenen Jahr gestiegen. Jetzt kommen die sprunghaft gekletterten Energiepreise hinzu. Juliusbräu beheizt den Sudkessel mit Öl. Im Vergleich zum Jahresbeginn muss sie dafür mittlerweile das Dreifache zahlen, sagt Bauer. Auch die gestiegenen Treibstoffpreise bekommt Juliusbräu zu spüren. Die Brauerei bietet einen Heimservice an, beliefert Getränkehändler und Wirte in der ganzen Region. „Das sind keine Weltreisen“, so Bauer. Aber in der Summe gehe es ins Geld. Gleiches gilt für Glas. Hersteller verlangen mittlerweile einige Cent mehr pro Flasche. Auch die Preise für Chemikalien, die man zum Reinigen der Flaschen benötigt, seien zuletzt rasant gestiegen, berichtet Bauer.

    Kein Wunder also, dass viele Brauereien bereits angekündigt haben, die Teuerungen weiterzugeben. Bei Juliusbräu überlegt man noch. Preissteigerungen seien natürlich unpopulär, weiß Bauer. Sie will noch etwas die aktuellen Entwicklungen abwarten. „Vielleicht entspannt es sich etwas, auch wenn es derzeit leider nicht danach aussieht.“ Um langfristig unabhängiger zu werden, will die Brauerei auf Erneuerbare Energien umstellen. Derzeit seien Hackschnitzel im Gespräch, doch dies seien erst Überlegungen.

    Enorm gestiegene Energiepreise belasten Neuburger Juliusbräu

    Wird das Bier teurer, steigen auch die Preise in der Gastronomie – jedoch nicht nur deswegen. Vor allem für Fleisch, Gemüse, Öl und Mehl müssen Restaurantbesitzer immer mehr hinlegen. Seit Jahresbeginn seien die Großhandelspreise um mehr als 20 Prozent gestiegen, sagt Wirtesprecher Karl Deiml vom Neuburger Gasthof Neuwirt. Der Preis für Speiseöl sei regelrecht explodiert, von zuvor zehn auf 23 Euro für zehn Liter, berichtet Deiml. Dazu kommt, dass man zum Kochen viel (teure) Energie benötigt. Die Folge: „Wir müssen die Preise anheben“, kündigt Deiml für seine Branche an. Bei vielen Gastronomen bleibe finanziell nicht mehr viel Spielraum. Einige Lokale in der Region seien mit den Preisen bereits nach oben gegangen. Deiml kündigt an, dass sich dieser Trend in den kommenden Wochen fortsetzen wird. Er erwartet, dass zum Biergartenstart die Speisekarten vielerorts mit höheren Preisen versehen sind – voraussichtlich zehn bis 15 Prozent müssen Kundinnen und Kunden mehr fürs Essengehen zahlen, prognostiziert der Wirtesprecher. „Uns bleibt nichts anderes übrig.“

    Die massiven Preissteigerungen spüren auch die Landwirte. „Der Preis für Stickstoffdünger ist fast um das Fünffache gestiegen“, sagt Ludwig Bayer, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands. Kostete ein 100-Kilo-Sack im vergangenen Jahr noch 21 Euro zuzüglich Steuer, sind es mittlerweile 92 Euro. Auch der Phosphordünger, den die Landwirte überwiegend aus Asien und Russland beziehen, ist laut Bayer deutlich teuerer geworden. „Stickstoffdünger könnte auch in Deutschland hergestellt werden, doch das fordert sehr viel Energie und Gas, was derzeit ebenfalls sehr teuer ist“, sagt der Landwirt. Und es sind die Energie- und Produktionskosten, die die Bauern in die Knie zwingen. „Wir können unsere Schlepper schließlich nicht selber ziehen.“

    Landwirte beklagen höhere Preise für Futter- und Düngemittel

    Was die Lebensmittel angeht, sind die Deutschen laut Kreisobmann Bayer „sehr verwöhnt, denn wir haben hier mit die niedrigsten Preise im weltweiten Vergleich“. Bei der nächsten Ernte müsse man die Preise nun abwarten, bei der vergangenen seien sie noch sehr niedrig gewesen. „Wir brauchen einfach höhere Erlöse für unsere Produkte, denn je teurer die Verarbeitung, desto tiefer muss auch der Verbraucher in die Tasche greifen.“ Es sei ein Teufelskreis. Zudem wisse keiner, wie es mit dem Krieg in der Ukraine weitergehe sowie den damit einhergehenden Folgen.

    In der Neuburger Bäckerei Göbel merken die Kunden keine höheren Preise – „noch nicht“, sagt Bäckermeister Anton

    Die Kosten für Waren und Produkte für die Backstube sind dem Bäckermeister zufolge nicht das größte Problem. „Vielmehr sind es die Energiekosten, die uns zu schaffen machen.“ Hinzu kämen steigende Personal- und Wartungskosten für Öfen und Co. „Diese Kosten werden uns viel härter treffen“, sagt Göbel, der glaubt, dass die Preisspirale in jeglicher Hinsicht in nächster Zeit noch deutlich nach oben gehen wird. 

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