Nur wenige Stunden, nachdem die Neuburger Eurofighter des Taktischen Luftwaffengeschaders 74 zum 1. März die Sicherung des Luftraums über Lettland übernommen haben, mussten sie mit einem Alarmstart aufsteigen. Wie die Luftwaffe auf X mitteilt, wurden die Kampfflugzeuge im Rahmen des Air-Policing aktiviert, um zwei russische Flugzeuge zu kontrollieren.
Dabei handelte es sich wohl um russische Militärflugzeuge, die ohne Flugplan im Bereich Kalininggrad vom Radar erfasst worden waren. "Wir haben beide Flugzeuge identifiziert und danach den Einsatz beendet", heißt es wörtlich. Bei den von der Luftwaffe veröffentlichten Fotos handelte es sich laut N.TV bei den russischen Maschinen um einen Aufklärer vom Typ Iljuschin Il-20 und eine selten fliegende Kommandozentrale Il-22M. In einem weiteren Post auf X gibt es weitere Eindrücke, wie die Eurofighter aus Neuburg in Lielvarde einsatzbereit gemacht werden. Aus zeltähnlichen Sheltern rollen die Kampfflugzeuge auf die Startbahn.
Air-Policing 2024: Alarmstart für Neuburger Eurofighter in Lettland
Aktueller Kontingentführer vor Ort ist der stellvertretende Kommodore Swen Jacob, der bereits das fünfte Mal bei einer Air-Policing-Mission im Einsatz ist. Dieses Mal aber sind die Herausforderungen höher, da in Lielvarde eine völlig neue Infrastruktur geschaffen werden musste. Neun Monate werden die Neuburger Kräfte in Lettland im Einsatz sein. Ein vermehrtes Flugaufkommen erwartet der deutsche Einsatzkontingentführer aber nicht. "Tatsächlich ist es über die letzten Jahre selbst seit Beginn des Ukraine-Krieges weder mehr noch besonders weniger geworden", sagte Jacob der dpa.
Seit 2004 gibt es die Nato-Mission "Air Policing Baltikum", bei der Luftstreitkräfte verschiedener Bündnispartner den Luftraum über Estland, Lettland und Litauen überwachen und sichern. Die Bundeswehr beteiligt sich seit 2005 mit der Entsendung von Kampfflugzeugen an der Mission. Hintergrund ist, dass die baltischen Staaten nur kleine Luftstreitkräfte und damit keine Flugzeuge haben, um selbst eine Luftraumsicherung betreiben zu können. Im Zuge der Annexion der Krim durch Russland und der dadurch verschärften sicherheitspolitischen Lage wurde 2014 die sogenannte "Verstärkung Air Policing Baltikum" (VAPB) im estnischen Ämari ins Leben gerufen. Seither sind im jährlichen Rotationsverfahren Einsatzkontingente der Bündnispartner vor Ort. Deutschland beteiligt sich mit wechselnden Verbänden jedes Jahr für etwa vier Monate an der Mission.
Das Neuburger Geschwader war zuletzt 2021/2022 dabei, heuer wird es wieder dorthin verlegt – allerdings mit knapp neun Monaten am Stück deutlich länger.