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Neuburg: Erinnerung in Neuburg: Wie war das große Donauhochwasser vor 55 Jahren?

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Erinnerung in Neuburg: Wie war das große Donauhochwasser vor 55 Jahren?

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    Die Donau zeigte sich damals als reißender Strom.
    Die Donau zeigte sich damals als reißender Strom. Foto: Winfried Rein

    Neuburg Wenn Schneeschmelze und Dauerregen zusammenkommen, dann steigt die Hochwassergefahr in Neuburg. Einen Anflug davon zeigte die Donau vergangene Woche, aber von Hochwasser konnte keine Rede sein. Das war 1999 und 1965 ganz anders, die Zuflüsse von Lech und Iller speisten diese „Jahrhundertfluten“.

    Hochwasser 1965 in Neuburg: Die Flut überraschte

    Die Flut vor 55 Jahren kam über Nacht und überraschte die Anlieger: Das Donauhochwasser am 12. Juni 1965 galt bis dato als heftigste Flut des Jahrhunderts. Bayern rief den Wassernotstand aus. Acht Menschen ertranken, zwei in der Region Ingolstadt.. Es war ein Naturereignis mit katastrophalen Folgen, wie sie bis dahin noch nicht bekannt gewesen waren.

    Das Hochwasser war unterschätzt worden. Die Bediensteten der Stadt Neuburg fuhren am Freitag, 11. Juni, sogar noch zum Betriebsausflug weg. Am nächsten Morgen stand die Donau in Häusern und auf den Straßen. Nach tagelangen Regenfällen war die

    Das Wochenende brachte schönstes Sommerwetter, aber Neuburg-Nord stand bis zu einemMeter unter Wasser. Das THW baute Notstege zu den Häusern in der Jahnstraße. Der See reichte bis Ried und Bittenbrunn. Die Bundeswehr übernahm einen „Fährdienst“ über Ingolstädter und Monheimer Straße zur Kernstadt. In der Gaststätte „Zum Goldenen Schwan“ richtete Oberbürgermeister Theo Lauber mit der Feuerwehr eine Art Lagezentrum ein.

    Beim „Hertlein“ schwappte das Donauwasser gerade noch über die alte Kaimauer, die Untere Stadt blieb aber ungefährdet. Dafür tauchte das Brandlviertel samt Freibad und dem neuen VfR-Stadion komplett ab. In der Ingolstädter Straße schwammen Baumstämme der Sägewerke Bentenrieder und Pfahler, auf dem Rieder Sportplatz tummelten sich Karpfen und badende Kinder.

    1965 gab es noch keine Staustufen, die Kraftwerke Bertoldsheim, Bittenbrunn, Bergheim, Ingolstadt und Vohburg entstanden erst nach und nach. Ihr Bau war verbunden mit einer Eindämmung der Donau, damals von der Rhein-Main-

    Der Eulahof Bittenbrunn stand 1965 wie eine Hallig da, auf der Nordseite gab es noch einen Steinbruch.
    Der Eulahof Bittenbrunn stand 1965 wie eine Hallig da, auf der Nordseite gab es noch einen Steinbruch. Foto: Winfried Rein

    Die Stadt Neuburg kam letztlich mit einem blauen Auge davon, doch landesweit waren die Hochwasserfolgen 1965 katastrophal. Tausende Häuser und Felder versanken, acht Menschen ertranken. Ein 23-jähriger Soldat aus lngolstadt verlor sein Leben, und in Burgheim ertrank ein siebenjähriger Radfahrer.

    Viele Ortschaften um Neuburg wurden evakuiert

    Der reißende Leitenbach in der Ortsmitte hatte den Buben einfach mitgerissen. Bittenbrunn, Stepperg, Hatzenhofen und Bertoldsheim waren sicherheitshalber evakuiert worden. 8000 Soldaten halfen im ganzen Land. Aber sie konnten gegen den enormen Schaden von 500 Millionen Mark in Bayern auch nichts tun. Fünf Millionen davon entfielen auf den Landkreis Neuburg, dem während des Hochwassers 1965 gleich 6000 Hektar Fluren „wegtauchten“.

    Der Forggensee hatte zur Rückhaltung nichts beitragen können: Er war randvoll, der Lech rauschte nur durch. 1999 war es ähnlich. Mittlerweile ist die Bewirtschaftung auf Hochwasserschutz ausgerichtet worden. Beim Hochwasser im August 2005 hielt der Forggensee bereits 45 Millionen Kubikmeter

    Beim Hochwasser 1999 hielt die verstärkte Kaimauer den Fluss zurück, doch dann erreichte die Donau über das Kanalsystem doch die Innenstadt.
    Beim Hochwasser 1999 hielt die verstärkte Kaimauer den Fluss zurück, doch dann erreichte die Donau über das Kanalsystem doch die Innenstadt. Foto: Winfried Rein

    Die Stadt Neuburg hat sich mit Hilfe des Freistaats Bayern sukzessive gegen Hochwasser gerüstet. Seit der großen Flut 1999 sind 22 Millionen Euro in stärkere Dämme (Neuburg-Nord, Englischer Garten), neue Anlagen (Brandl und Bittenbrunn), Aluschutzwände (Insel und Kai) sowie Absiedlungen (Eulahof, Brandl) investiert worden. „Nach menschlichem Ermessen sind wir auch gegen massive Donaufluten gerüstet“, beschreibt Oberbürgermeister Bernhard Gmehling eines der Hauptanliegen seiner Amtszeit.

    Das Nordviertel glich 1965 einem See.
    Das Nordviertel glich 1965 einem See. Foto: Winfried Rein

    Der Testlauf für den Polder Riedensheim steht noch aus. Die Landschaft zwischen Fluss und Jurahang soll acht Millionen Kubikmeter Wasser zurückhalten, wenn die Donau Frachten von mehr als 2000 Kubikmetern pro Sekunde heranbringt. Das wäre dann wie 1965, als der Fluss noch ausufern durfte. Heute ist er eingezwängt, hinter dem Deich werden Wohnhäuser gebaut.

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