Die zwei gesperrten Wege im Englischen Garten bleiben zu. Das ist das kurze Fazit nach einem Treffen von Vertretern der Unteren Naturschutzbehörde und des Wittelsbacher Ausgleichsfonds (WAF) als Grundstücksbesitzer mit Stadträten auf dem Damm vor dem TSV-Sportplatz. Der „Fall“ Englischer Garten ist allerdings weitaus komplexer zu sehen.
Wie Peter Niggemeyer als Forstdirektor des WAF sowie Gerhard Grande und Siegfried Geißler von der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt verdeutlichten, müsse die 65 Hektar große Fläche im Gesamten gesehen werden. Weil es in dem Gebiet noch hunderte von Eschen gibt, die gefällt werden müssen, wird sich das Gesicht des Englischen Gartens wandeln. Der große Einschlag heuer östlich des TSV-Sportplatzes wird sich in den kommenden Jahren an anderer Stelle wiederholen. Dann werden eventuell in anderen Bereichen Wege gesperrt werden müssen. Es gehe dabei letztlich um die Sicherheit der Waldbesucher und bei der Klärung der Schuldfrage nach einem Unfall darum, wer die Verantwortung tragen muss. Die Verkehrssicherung entlang der ausgewiesenen Wanderwege habe der WAF 1977 an die Stadt abgegeben, wobei sich Stadt und WAF die Arbeit teilen würden.
Förster und CSU-Stadtrat Alfred Hornung hatte beim Treffen um die Öffnung der gesperrten Wege im Neuburger Englischen Garten gebeten
CSU-Fraktionssprecher Alfred Hornung hatte bei dem Treffen um die Öffnung der Wege geworben. Dem Förster geht es um das richtige Maß mit dem Umgang einer Gefährdung. „Jeder, der in den Wald geht, muss sich der arttypischen Gefahren eines Waldes bewusst sein“, sagte er. Weil die zwei Wege vor allem wegen ihrer Biotopbäume gesperrt seien, meinte Hornung, dass von einer Eiche mit einem Spechtloch keine Gefahr ausgehe. Wenn dann von den Eschen.
Genau diese Biotopbäume in dem ausgewiesenen Gebiet mit den zwei Wegen werden aber, so Gerhard Grande von der Unteren Naturschutzbehörde, stehen bleiben. „Die Wege bleiben so lange zu, bis die Bäume umfallen“, sagte er. Dies nicht nur wegen der Sicherheitsfrage, sondern auch wegen ihrer Bedeutung für das Gesamtgebiet, die nicht klar eingeschätzt werden könne. „Dass die umfallen, das erleben wir nicht mehr“, meinte daraufhin Alfred Hornung.
Bis ein Gesamtkonzept für den Englischen Garten steht, wird es einen "Häuserkampf" geben
Wie 2. Bürgermeister Johann Habermeyer am Ende zusammenfasste, wird es jedenfalls „keine schnell mal ein paar Bäume weg Lösung geben“. Einig waren sich am Ende die elf Stadträte, WAF und Naturschutzbehörde, dass es ein Gesamtkonzept geben müsse, das die schwierige Interessen- und Rechtslage berücksichtigt „und auch schon 20 Jahre vorausblickt“ (Peter Niggemeyer). Schließlich gehe es darum, den Schutz eines hochwertigen Naturschutzgebietes und seiner dementsprechenden Vorgaben, mit den Interessen des Grundstücksbesitzers und der Stadt sowie den Bedürfnissen der Bevölkerung unter einen Hut zu bringen und einen vernünftigen Kompromiss zu finden. „Das wird einen Häuserkampf geben und wenn am Ende jeder unzufrieden ist, ist das Ziel erreicht“, verdeutliche Habermeyer. Gegründet werden soll dafür eine Arbeitsgruppe, in der neben Vertretern aus allen Fachbereichen auch Bürger dabei sein sollen.
Was es bedeutet, dass der Englische Garten auch ein Baudenkmal ist, muss noch geklärt werden
Was momentan noch abgeklärt werden müsse, sind mögliche Konsequenzen, die sich aus der Tatsache ergeben, dass der Englische Garten auch ein Baudenkmal ist, worauf Stadträtin Gabriele Kaps hinwies. Was dies letztlich für den Wald bedeutet, weiß auch Peter Niggemeyer noch nicht. „Das war auch neu für mich, das müssen Fachbehörden klären.“
Kulturreferentin Kaps schlug jedenfalls schon einmal vor, bei der Erstellung eines Konzeptes auch an das zu denken, was der Englische Garten schon einmal war: nämlich ein Park. Von der Münchener Landschaftsarchitektin Regine Keller habe sie erfahren, dass sie dabei unterstützen würde. Die Professorin an der TU München hat, wie berichtet, den Englischen Garten, seine Geschichte, seine Bedeutung und das, was man in Anlehnung daran wieder aus ihm machen könnte, vor knapp 20 Jahren schon einmal genau unter die Lupe genommen und festgehalten.
Baumfällungen waren zuletzt auch andernorts ein Therma
- Bertoldsheim: Am Wanderweg entlang der Donau von Bertoldsheim durch den Auwald Richtung Unterhausen („Urdonautalsteig“) sind im Februar bis zu 100 Bäume gefällt worden. Es waren hauptsächlich angeschlagene Eschen, die mit einem Harvester umgelegt worden sind. „Die Stämme bleiben als Totholz liegen, der Wald soll sich wieder regenerieren“, sagt Andreas Czerny, Geschäftsleiter der Gemeinde Rennertshofen. Dem Markt obliegt der Unterhalt des Wanderweges. „Es war schon ein erheblicher Einschlag, der aber aus Sicherheitsgründen notwendig gewesen war“, so Czerny. Die Untere Naturschutzbehörde sei im Vorfeld verständigt worden. Sicher seien auch „Biotopbäume“ darunter gewesen, die habe man nach Möglichkeit über den Spechtlöchern und Bruthöhlen abgesägt und als Torso stehen gelassen.
- Attenfeld: In der Gemeinde Attenfeld fielen vor kurzem an der Igstetter Straße 20 von 21 Eichen an einer Böschung. Anlieger bedauern den Verlust der etwa 60 Jahre alten Bäume. Bürgermeister Tobias Gensberger hatte den Eingriff angeordnet, „weil er aus Gründen der Verkehrssicherheit notwendig gewesen war.“ Die Eichen seien teilweise schräg aus der Böschung gewachsen. Mit der Motorsäge ist er an dieser Stelle auch das Problem mit dem Eichenprozessionsspinner losgeworden: Ohne Bäume gibt es keine Raupen, die empfindliche Hautausschläge verursachen können. (mit rew)
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