Simone Herzner hält die Münzsucherei vor dem Automaten für etwas antiquiert. Nach dem Parken ihres Opel Astra nimmt sie deswegen ihr Handy zur Hand, öffnet die Parkster-App, wählt Neuburg aus, klickt auf ihr eingespeichertes Kennzeichen und schon läuft die Uhr. Noch bevor die Autotüre ins Schloss gefallen ist, ist alles erledigt. Nun kann sie mit ihrem Wagen auf den kostenpflichtigen Stellplätzen stehenbleiben, solange sie möchte, muss nicht am Automaten Geld nachwerfen, wenn die Zeit abgelaufen ist und riskiert keinen Strafzettel, denn auch die Politesse sieht den Parkschein auf ihrem Endgerät in Echtzeit. Für die Neuburgerin haben die Parkautomaten ausgedient. Seit in Neuburg das Handyparken möglich ist, hat sie nie wieder einen Papier-Parkschein aus dem Automaten gezogen. Doch so aufgeschlossen wie die 37-Jährige sind noch nicht alle, die in Neuburgs Innenstadt ihr Fahrzeug abstellen.
Parkplatz mit Handy bezahlen: So läuft das Handyparken in Neuburg
Am 1. April dieses Jahres hat die Stadt Neuburg das Handyparken eingeführt. Seitdem haben Autofahrer eine Alternative zum klassischen Parkschein. Nach einem halben Jahr zeigt sich, dass das Parken per App durchaus angenommen wird, es aber noch Luft nach oben gibt. Rund zehn Prozent der Parkscheine wurden bisher über das Smartphone gelöst. Die Nutzer seien sehr zufrieden und geben positive Rückmeldungen, bestätigt der Pressesprecher der Stadt, Bernhard Mahler. „Das von Stadtrat Matthias Enghuber initiierte Angebot wird jetzt bereits gut angenommen und aufgrund der Vorzüge nach und nach immer mehr Akzeptanz finden“, ist sich Mahler sicher.
Repräsentativ ist die Bilanz aus dem ersten Halbjahr nicht, denn Corona hatte auch hier die Finger im Spiel. Während des Lockdowns war das Parken in Neuburgs Innenstadt kostenlos, die Parkgebühren waren von 16. Dezember 2020 bis 14. Februar 2021 ausgesetzt. Und auch in den Wochen danach zog erst langsam wieder Leben in die Innenstadt ein.
Dementsprechend lagen die Einnahmen durch Parkgebühren im ersten Halbjahr 2021 bei nur knapp 70.000 Euro. Normalerweise fallen die Halbjahreseinnahmen weit höher aus. 2018 waren es beispielsweise in den ersten sechs Monaten rund 142.000 Euro, 2019 rund 135.000 Euro. Der Anteil der Handyparker lag von April bis August bei rund 8700 Euro, was rund zehn Prozent entspricht. Der Anteil an der Parkzeit wird nicht erfasst. Auch eine Auswertung, wie oft die Semmeltaste benutzt wurde oder wie viele Einzelpersonen per Smartphone parken, erfolgt laut Stadtverwaltung nicht. Seit 1. Juli ist auch das Handyparken in den Tiefgaragen möglich. Die Stadtwerke haben sie mit WLAN nachgerüstet. Nur in der Spitalplatz-Tiefgarage gibt es noch Probleme, wie Mahler sagt. Aber: „Die Stadtwerke arbeiten dran.“
Handyparken in Neuburg: Die Vorteile liegen auf der Hand
Das digitale Parken war in Neuburg ein langgehegter Wunsch – von den Einzelhändlern in der Innenstadt, vonseiten des Stadtmarketings, aber auch von vielen Bürgern. Die Vorteile liegen auf der Hand: Wer parkt, muss nicht schon beim Aussteigen wissen, wann er wieder zu seinem Auto zurückkommt. Der digitale Parkschein verlängert sich automatisch, bis das Parken per App beendet wird. Wer also länger shoppen oder im Café sitzenbleiben möchte beziehungsweise es im Wartezimmer beim Arzt länger dauert, riskiert keinen Strafzettel mehr.
Die Abrechnung ist minutengenau und erfolgt wahlweise auf Rechnung oder mit Kreditkarte. Autofahrer verschenken also keine Parkzeit. Die Semmeltaste mit einer Gratisparkzeit von 45 Minuten sowie die dreistündige Himmelblau-Gratiszeit am Samstag bleiben auch beim Handyparken wirksam. Kundenfreundlichkeit und Serviceorientierung waren die Schlagworte, die Oberbürgermeister Bernhard Gmehling bei der Einführung des Handyparkens im April in den Raum stellte. Doch bis ein Großteil der Autofahrer in Neuburg das Parken per App nutzt und die klassischen Automaten an Bedeutung verlieren, wird es wohl noch etwas dauern.