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Neuburg/Donauwörth/Berlin: Bruder bricht im Koffermord-Prozess Schweigen: War alles nur ein Unfall?

Neuburg/Donauwörth/Berlin

Bruder bricht im Koffermord-Prozess Schweigen: War alles nur ein Unfall?

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    Den Leichnam der 34-jährigen Schwester fand die Polizei in diesem Gehölz bei Holzkirchen (Neuburg-Schrobenhausen).
    Den Leichnam der 34-jährigen Schwester fand die Polizei in diesem Gehölz bei Holzkirchen (Neuburg-Schrobenhausen). Foto: Winfried Rein (Archivbild)

    Namen und Geburtsdaten – das war grob gesagt das Einzige, was Sayed und Seyed H. vor dem Berliner Landgericht bislang von sich gegeben haben. Ansonsten: Schweigen. Die beiden Brüder sagten nichts zum Vorwurf, dass sie ihre Schwester in wurde an diesem Mittwoch gebrochen, zumindest von einem der beiden Brüder. Die Aussage könnte den Prozess womöglich in eine neue Richtung lenken.

    Koffermord-Prozess: Sayed H. berichtet von einem tödlichen Streit mit der Schwester

    Der 27-jährige Sayed H., der zeitweise in Donauwörth gewohnt hat, ließ seinen Anwalt schildern, wie es aus seiner Sicht zum Tod der Schwester, der 34-jährigen Maryam H., kam. In der Anklage wird den beiden Brüdern vorgeworfen, die Mutter zweier Kinder im Juli 2021 unter einem Vorwand zu einem Treffen gelockt und dann durch Würgen, Drosseln und einen tiefen Schnitt durch die Kehle umgebracht zu haben, weil sie mit deren westlichem Lebensstil nicht einverstanden waren. Sayed H. widerspricht dieser Darstellung, und berichtet von einem tödlichen Unfall. Ein Streit zwischen ihm und seiner Schwester ist demnach eskaliert, es sei um Geld für ihre Familie in der afghanischen Heimat gegangen. In der Berliner Wohnung seines mitangeklagten Bruders habe er die Schwester gepackt und ihren Kopf unter seinen Arm genommen – so wie sie als Kinder oft gerangelt hätten. "Doch sie wurde schwer und ging zu Boden." Aus Panik habe er sich dazu entschieden, den Leichnam wegzuschaffen. Den Schnitt durch die Kehle erklärt der Angeklagte damit, dass die tote Schwester zunächst nicht in den Koffer gepasst habe, und er deshalb einmal am Hals geschnitten habe.

    Sein jüngerer Bruder sei weder beim tödlichen Streit noch beim Verpacken der Leiche vor Ort gewesen. Er half nach Aussage von Sayed H. lediglich dabei, den schweren Koffer mit der Leiche nach Bayern zu transportieren. Ob in diesem Szenario Seyed H. wusste, welch schauderhaften Inhalt er mit in den ICE hievte, ist bislang unklar, erklärt Michael Stopp, der Verteidiger des älteren Bruders, im Gespräch mit unserer Redaktion. Schließlich schweigt Seyed H. bislang beharrlich. Unter Umständen könnten die Vorwürfe gegen ihn entkräftet werden.

    Leiche in Ehekirchen-Holzkirchen gefunden: Der Koffer ist noch nicht gefunden

    Verteidiger Stopp sieht auch bezüglich seines Mandanten, des 27-jährigen Sayed H., eine "andere Richtung", die der Prozess nach der Aussage nehmen könnte. Zuvor habe dem Gericht nichts Handfestes zur Tat und zum Tathergang vorgelegen. "Beides liegt nun auf dem Tisch." Auch die Straferwartung dürfte sich deutlich ändern. Anhand der Aussage spreche man nicht mehr von Mord, sondern von Körperverletzung mit Todesfolge.

    In dem spektakulären Fall fehlt nach wie vor ein wichtiges Beweisstück: der Koffer. In diesem wurde die Leiche nach Bayern transportiert, das zeigen Kameraaufnahmen am Berliner Bahnhof. Doch vor Ort fanden die Ermittler keinen Koffer. Möglicherweise befindet sich das Gepäckstück noch irgendwo in der Region. Stopp bittet Bürgerinnen und Bürger, die Augen offenzuhalten. Ein Ende des Prozesses ist derzeit noch nicht absehbar. Laut einer Sprecherin des Landgerichts sind aktuell Termine bis zum 12. Dezember angesetzt.

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