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Neuburg: Die Pflaume im Speckmantel

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Die Pflaume im Speckmantel

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    In zehn Wochen will unser Autor sich vom Schluffi zum Athleten verwandeln.
    In zehn Wochen will unser Autor sich vom Schluffi zum Athleten verwandeln. Foto: Kai Remmers/dpa

    Die Maschine weiß einfach alles über mich. Gewicht, Fettanteil und Muskelmasse, Verteilung des Fetts, Verteilung der Muskeln. In der ersten Woche meines neuen Lebens, in dem ich versuche in zehn Wochen vom Schluffi zum Athleten zu werden, wird als erstes mein Körper vermessen. Die Maschine ist eigentlich eine Waage mit zwei Griffen und steht in einem unauffälligen Eck des Vital Plus Studios oberhalb der NR-Redaktion.

    Durch die Füße und Hände schickt sie elektronische Impulse durch meinen Körper, lasse ich mir erklären, und am Ende spuckt sie einen Zettel mit dem Umriss eines menschlichen Körpers aus. Mein Körper. Aufgeteilt in Kilogramm und Prozente, viszeralen Fettanteil und Muskelmasse. Schließlich muss ich erst wissen, erklärt mir mein Personal-Trainer Simon, wie mein Körper aufgebaut ist, bevor ich etwas gegen seine Auswüchse unternehmen kann.

    Die Maschine hat nicht nur schlechte Neuigkeiten für mich. Tatsächlich sind Simon und ich überrascht, dass ich kein Voll-Schluffi bin, sondern meine „Skelettmuskulatur“ gut ausgebildet ist. Meine knapp 98 Kilogramm bestehen tatsächlich aus mehr Muskelmasse als Fett. Wie eine Pflaume: weiches Fleisch, harter Kern. Eine Information, die jeder Mensch wissen sollte, bevor er auf derart veraltete Idealgewicht-Methoden wie den Body-Mass-Index zurückgreift, erklärt mir Ernährungsberaterin Alice. Der BMI kann lügen, weil er nicht zwischen Fett und Muskeln differenziert. Laut

    Aber was ist mit dem Bauchspeck und den Fettpolstern an der Brust? Simon hat eine eindeutige Antwort: der Alkohol. Er liegt damit goldrichtig. Mein Blutbild bezeugt, dass ich grundsätzlich ein gesunder Mensch bin, nur der Gamma-Wert der Leber ist erhöht (und der Vitamin-D-Spiegel im Keller). Ich bin in Bierfranken groß geworden, habe einen feierfreudigen Freundeskreis und auch der Abend in meiner Wohngemeinschaft endet nicht selten bei Bier oder Wein.

    Und damit beginnt mein Ernährungsplan. Während Simon mir aufträgt, vier- bis fünfmal pro Woche meine Herzfrequenz auf dem Laufband zu stabilisieren – „Nicht über 130 Schläge pro Minute!“ – und die Muskeln mit Übungen im Zirkeltraining anzuheizen, macht mir Ernährungscoach Alice mein Projekt zur wahren Herausforderung: kein Alkohol, kein Zucker, keine Kohlenhydrate, wenig Milchprodukte.

    Milch: kein Problem. Zucker? Nur mit Scheuklappen am Supermarkt-Regal mit der quadratischen Voll-Nuss-Schokolade vorbeigehen... Aber auf Pasta und Bier verzichten? Meine Freunde fragten mich, wie viele Joker ich in den zehn Wochen habe, wie ich meine Abende verbringe und dass ich immer daran denken soll, dass ich mein erstes Bier nach zehn Wochen mit einem Adonis-Körper trinken werde. Das wäre tatsächlich das erste Mal in meinem Leben, antworte ich. Der Gedanke hilft mir in der ersten Woche über Ganzkörpermuskelkater und Sehnenstechen hinweg.

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