Der „Chaoskünstler“ ist im Acker gelandet. Nach Ausstellungen im Biergarten und in einer Industriehalle zeigt Rainer Röschke jetzt einen Querschnitt seiner Werke im Maschinenring-Hotel „Acker“.
Um Konventionen hat sich der Universalkünstler noch nie geschert, deshalb waren die Besucher kaum verwundert, als er zur Vernissage mit Engelsflügeln, Wikingerhelm und einem Kreuz mit Barbiepuppe erschien – warum auch immer. Die Irritation hielt sich auch bei Acker-Geschäftsführer Fabian Zachskorn und Manager Arne Meerkamp van Embden in Grenzen. Sie wollen das Hotel künftig mit Ausstellungen bereichern, „und Röschke ist unsere Premiere“.
Im Dialog mit Art-Manager Gerhard Stiglmair erzählte der 69-jährige Künstler über sein Leben und seine Empfindungen. Die Kunst habe ihm nach einer schweren Kindheit geholfen, seine Emotionen und Ängste auszuleben „und sie hat mich davor bewahrt unterzugehen“, so Rainer Röschke. Als hochtalentierter Zeichner und Enfant Terrible bereits im Descartes-Gymnasium aufgefallen, studierte er selbst für ein Lehramt und verließ den Schuldienst alsbald, um jetzt doch wieder an der Wirtschaftsschule und in der VHS zu unterrichten.
Rainer Röschke gestaltet erste Ausstellung im Hotel „Acker“ in Neuburg
Rainer Röschke vergleicht seine Arbeitsweise mit der Evolution der Natur. „Bei mir entsteht Kunst auch durch Aufräumen“, sagt er, „ich ziehe etwas raus und mache es passend, so wie die Natur es macht.“ Er verändert und ergänzt Gegenstände, zum Teil auf Flohmärkten zusammengekauft. Das ergibt neue Betrachtungen und verwischt die Grenze zwischen Abfall und Kunst. So hat er den „Additionismus“ erfunden. Er zeigt sich auch durch den ständig wachsenden Bestand an Einzelstücken. „Man könnte meinen, er sei der größte Messie“, so Manager Stiglmair, „aber er hat einen großen Ordnungssinn.“
Der Künstler selbst schätzt seinen Bestand an UV-Licht-Bilder und Kopien auf 15.000. Die Originale schätzt Rainer Röschke nicht mehr besonders. „Man kann sie schreddern, ich bewahre sie digital und in der Erinnerung auf.“ Außerdem leuchten die Bilder unter UV-Licht stets in anderen Farben. Deshalb führe er in seiner Tasche immer ein kleines UV-Licht mit.
Die großformatigen Bilder der Ausstellung sind ebenfalls in neuen Farben gedruckt und heißen nun Röschke 2.0. Sie zeigen Gesichter, Landschaften, Tiere und ein bisschen Neuburg. Unternehmer Manfred Hoffmann fördert seinen Schulfreund und verschickt auch heuer wieder UV-Bilder als Weihnachts- und Neujahrsgrüße der Firma. Röschkes Talent sei in der Schule unverkennbar gewesen, erinnert sich Klassenkamerad Hans Schneemeier, „und ohne den Rainer wäre es im Seminar fad gewesen“.
Förderer Peter Wiedemann findet, „dass Rainer Röschke alle Voraussetzungen zu einem Weltkünstler hätte“. Auf populäre, „gängige“ Bilder lässt er sich kaum noch ein. In der Ausstellung finden sich weniger Erotik-Kunst und andere Provokationen, sondern mehr Farbenspiele und Gefälliges. Die Bilder hängen bis Ende Januar in den Fluren des Hotels Acker am Donauwörther Berg und können vorwiegend an Dienstagen zwischen 17 und 20 Uhr besichtigt werden.
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