Die erste Ausstellung heuer befasste sich mit Religion, Schicksal und Tod, jetzt in der Vorweihnachtszeit sind es Märchen und Sagen. Im sogenannten Meidinger-Haus in der Neuburger Altstadt sind wieder neue Scherenschnitte der beliebten Künstlerin Josefine Meidinger (19. 12. 1899 – 7. Juni 1971) zu sehen.
„Ihre Arbeiten erwärmen Seele und Herz“, sagte Oberbürgermeister Bernhard Gmehling zur Eröffnung. Die filigrane Kunst der bescheidenen Frau fasziniere ihn stets aufs Neue. Das gelte auch für das Wohnzimmer von Josy Meidinger, dessen Stilmöbel im ersten Stock des früheren Biohistoricums gezeigt werden. Im Moment laufe die vierte Ausstellung, seit die Stadt Neuburg mit dem Nachlass der Künstlerin „ein herausragendes Geschenk“ bekommen habe, so der Oberbürgermeister. Die Stadt sehe es als ehrenvolle Verpflichtung, das Erbe zu bewahren und für alle zugänglich zu machen.
Mit regelmäßigen Ausstellungen kommt die Stadt der Vereinbarung mit dem Freistaat Bayern und dem Neffen Elmar Gernert nach, der den geerbten Kunstschatz seiner Tante in staatliche Hände gegeben hatte. Letztlich ist die wertvolle Sammlung mit Scherenschnitten, Gemälden und Grafiken dann doch in Neuburg, der Heimatstadt der Künstlerin, gelandet. An der Aufgabe, den enormen Bestand zu bewerten und zu katalogisieren, arbeiten Stadtarchivarin Monika Schierl und das Kulturamt. Rund 1300 Schnitte und Grafiken seien bereits gesichtet, bewertet und digital erfasst worden, berichtet Kulturamtsleiterin Marie-Luise Kühnl. Im Scherenschnitt-Museum wolle man interaktive Angebote machen wie Schattentheater für Kinder (an diesem Mittwoch um 15 Uhr) oder Führungen mit biografischen Erzählungen aus dem Leben der Künstlerin.
Vierte Ausstellung im Meidinger-Haus in der Neuburger Altstadt eröffnet
Nach Neuburg kam Josy Meidinger mit sechs Jahren, als ihr Vater als Lehrer ans hiesige Gymnasium versetzt wurde. Die Familie, mit Bruder Hans und Schwester Magdalena, wohnte im Haus von Buchdrucker Johann Prechter. Sie studierte an der Kunstgewerbeschule München und sollte Zeichenlehrerin werden. Nach dem Referendariat hörte sie auf und kehrte 1920 nach Neuburg zurück. Die Lieblingskünstlerin der Wittelsbacher durfte bald mietfrei im Südturm des Residenzschlosses wohnen und arbeiten. Nachdem 1945 russische Zwangsarbeiter Räume und Werke verwüsteten, zog die 46-Jährige mit ihren geliebten Katzen und Pekinesen ins Jagdschloss Grünau.
Unvergessen bleibt der 100. Geburtstag von Josy Meidinger im schneereichen Dezember 1999 mit zwei Ausstellungen im Schloss und in Grünau. An ihren 125. Geburtstag heuer am 19. Dezember erinnert die Stadt Neuburg mit einer Lesung um 19 Uhr im Stadttheater. Schauspieler Christian Hoenig liest aus der „Legende von den Heiligen Drei Königen“. Die Ausstellung im Meidinger-Haus ist an den beiden kommenden Adventswochenenden geöffnet, am Freitag von 16 bis 21 Uhr, am Samstag 15 bis 21 Uhr und am Sonntag von 13 bis 20 Uhr. Zwei Führungen gibt es jeweils am Sonntag um 16 Uhr.
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