Der letzte große Auftritt der Bigband der Neuburger Stadtkapelle liegt fast schon sechs Jahre zurück. Dann kam die gerade für Musiker und Musikanten vermaledeite Zeit der Pandemie, in der nicht einmal das Üben in Kleingruppen möglich war, von allem anderen gar nicht zu reden. Zwischendurch gab es einmal ein kleines Lebenszeichen der Bigband im bescheidenen Maßstab, im Museumsgarten.
Die musikalische Dürreperiode ist vorbei: Im Kongregationssaal feierte die Formation unter Markus Haninger eine vom Publikum zu Recht stürmisch umjubelte Wiederkehr. Es war so etwas wie ein musikalischer Triumphzug mit einem komplett neu einstudierten Programm „Bigband goes Hollywood“, mit einer glänzend aufgelegten Formation und einem Bandleader, der mit vollem mentalen und auch rein körperlichen Einsatz seine Musikerinnen und Musiker immer wieder zu herausragenden Leistungen motivierte.
Das gilt auch umgekehrt, denn aus der Bigband selbst kam so viel Power, Schwung und Musizierfreude an den Dirigenten zurück, dass am Ende ein Bigband-Gesamtkunstwerk zu erleben war. Einfach gesagt, da haben sich wieder zwei Seiten (mit viel Probenarbeit und noch mehr Üben zu Hause) gefunden, die viel zu lange schmerzlich vermisst worden waren. So etwas spürt das Publikum, das von der ersten Nummer „Footloose“ bis zur raffiniert arrangierten Zugabe „Over the rainbow“ voll mitging.
Die einzelnen Register von den Saxofonen über die Posaunen und Trompeten bis hin zur präzise musizierenden Rhythmus-Gruppe inklusive Flügel waren schon für sich genommen beeindruckend. Alle stürzten sich mit Feuereifer ins Geschehen – berechtigterweise, denn das unverzichtbare rein technische Können war nach einer sehr fordernden Probenphase mit Blick auf diese Bigband-Wiederkehr oft genug zu bewundern. Das gilt nicht nur für die durch die Bank überzeugenden Solisten Linus Hägele (Trompete/Flügelhorn), Tobias Wetzel (Trompete), Lena Breitsameter und Albert Demeter (Saxofon) oder Simon Hoffmann und Sabine Gensberger (Posaune), es trifft auf jeden einzelnen und auf jede einzelne in dieser Bigband zu.
Neuburgs Bigband erstrahlt im Kongregationssaal unter Markus Haninger
Auch das Drumherum mit einer elegant-witzigen Moderation durch Dominik Bockelt und die Lichtshow über und hinter der Bühne trugen zum Erfolg dieses Abends bei. Dschungel-Anmutung in Grün bei „You‘ll be in my heart“ aus Walt Disneys Tarzan-Film, eine ganz andere Stimmung zu „Pink Panther“ aus den 60er-Jahren, eine schon optisch bedrohliche Stimmung bei der James-Bond-Nummer und wieder gekonnt verwandelt bei der lyrischen Passage aus „Cinema Paradiso“.
Auch Abstimmung und Lautstärke passten meistens perfekt. Die leiseren Register und speziell Seon-Yeong Hoffmann am Klavier wurden jedoch ab und zu etwas überdeckt. Ein Preis, der in einem akustisch sensiblen Saal bei einem fetzigen Bigband-Event vielleicht zu zahlen ist.
Markus Haninger und seinen Musikern gelang ein Feuerwerk der Klangwelten. Das gilt für den satten Sound und für das perfekte Rhythmusgefühl in anspruchsvollen Nummern wie „Rocky Balboa“, „Baby Elephant Walk“ oder „Final Countdown“ genauso wie für das feine musikalische Gespür in den Balladen „Hooked on a feeling“und „Think“ von Aretha Franklin.
Auch eine richtig schwierige, man könnte auch sagen gewagte Nummer aus „The Incredibles“ kann sich dies Bigband zutrauen. Tolle Melodien, saubere Intonation, inneres Feuer und eine selbstverständliche Gelassenheit über wilde Takt- und Tempowechsel hinweg – das war große Bigband-Musik.
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