Mindestens 100 Mal ist er die 250 Stufen des Turms hinauf gegangen, um in seiner Hofkirche nach dem Rechten zu sehen. Jetzt lässt es Anton Sprenzel etwas langsamer angehen und gibt nach 15 Jahren sein Amt als Hofkirchenadministrator auf.
Der Neuburger Ehrenbürger hätte schon noch weitergemacht, aber Pfarrer Herbert Kohler meint, dass er mit 88 Jahren etwas kürzer treten darf. Mit Alfred Hornung kann er den idealen Nachfolger aufbieten. Der CSU-Politiker (67) ist halb Pensionär und halb Seminarvorstand und der christlichen Kirche sehr verbunden. Er geht mit digitalen Medien um und kennt die Abläufe der Stadt- und Kreispolitik. Am morgigen Sonntag will der Pfarrer den Wechsel im Rahmen der Abendmesse um 19 Uhr in der Hofkirche vornehmen.
Momentan fehlt das Geld , um die "Schrott-Orgel" in der Hofkirche in Neuburg sanieren lassen zu können
Beim Thema Orgel stünde der neue Administrator gleich vor einer anspruchsvollen Finanzierung. Auf rund 325.000 Euro wird die Sanierung des Instrumentes geschätzt, das der Orgel-Experte der Diözese Augsburg bei einem Besuch beiläufig als „Schrott-Orgel“ bezeichnet hatte. Die Restaurierung durch einen Orgelbauer aus Immenstadt soll anlaufen, sobald Geld bereitsteht. „Aber momentan ist keins da“, sagt Anton Sprenzel. An der Dringlichkeit der Sanierung bestehe kein Zweifel, denn während eines Gottesdienstes „war die Orgel plötzlich stumm“. Die Steuerung des Blasebalgs war ausgefallen.
Orgel und Innenausstattung der 400 Jahre alten „Hofkirche zu Unserer lieben Frau“ sind Sache des Stiftungsfonds, die Baulast obliegt dem Freistaat Bayern. Anton Sprenzel kennt diese Konstellation bestens, weil immer irgendetwas zu richten oder anzuschaffen war. Damit bewegte sich der Administrator auf der Spur der unvergessenen Anni Basel, die ihre Kraft 40 Jahre lang zusammen mit den „Freunden der Hofkirche“ unermüdlich der Kirche gewidmet hatte.
Anton Sprenzel kennt die Hofkirche in der Neuburger Altstadt von der Laterne in 50 Meter Höhe bis zur tiefen Gruftkammer
Eine Herzensangelegenheit ist die Hofkirche auch für Anton Sprenzel. Seit dem Dienstantritt von Pfarrer Vitus Wengert vor 50 Jahren hat er zwei Generalsanierungen begleitet, die Anschaffung von Glocken, Restauration von Monstranzen, Öffnung der Gruft, den Streit um Gelb-Weiß, die Kopie des „Jüngsten Gerichts“, die Aufwertung der „Schatzkammer“ und vieles mehr. Anton Sprenzel kennt die Hofkirche von der Laterne in 50 Meter Höhe bis zur tiefen Gruftkammer.
Und wenn er einmal unabsichtlich in der Kirche eingesperrt gewesen war, „hat es immer einen Ausweg gegeben.“ Als Highlights bleiben dem Administrator die 400-Jahr-Feier und die Ausstellung 2017 „Fürstenmacht und wahrer Glaube“ in Erinnerung. Als die Hofkirche die neu vergoldete Kugel aufgesetzt bekam, montierten die Gerüstbauer um Anton Sprenzel herum bereits die Matratzen und Gestänge ab. Der Administrator stoppte den Abbau, weil er viele Streifen heruntergelaufenes Lötwachs am Gold entdeckte. Die Gerüstbauer stockten wieder auf und ein Handwerker rückte zur Reinigung an.
Als erstes wird Anton Sprenzel mit seinem Nachfolger auf den Turm der Hofkirche gehen
Einige Geheimnisse der Neuburger Hofkirche sind Anton Sprenzel verborgen geblieben. „Ich weiß zum Beispiel immer noch nicht, wer der Falkner für den Turm ist.“ Auch diesen Punkt kann er seinem Nachfolger übergeben, der als Förster vom Fach ist. Anton Sprenzel will Alfred Hornung langsam einarbeiten, „und als Erstes müssen wir gleich einmal auf den Turm hinaufgehen.“
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