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Foto: Claudia Stegmann
Foto: Claudia Stegmann

Sie sind dafür zuständig, dass das Neuburger Krankenhaus in die Ameos-Struktur überführt wird: Regionalleiter Rudolf Schnauhuber (links) und Integrationsbeauftragte Katja Lorenz. Im Hintergrund Carsten Spira, zuständig für Kommunikation und Marketing in der Region Süd.

Neuburg
11.08.2022

Ameos bastelt noch am „Masterplan“ für das Neuburger Krankenhaus

Von Claudia Stegmann

Bis Mitte September soll klar sein, wie sich das Haus aufstellen will. Gespräche mit Chefärzten und dem Personal laufen – auch über das Gehalt.

Der Schmerz, dass der Landkreis nicht die Kliniken St. Elisabeth übernehmen durfte, scheint überwunden. Und die anfängliche Skepsis der Belegschaft gegenüber der Ameos-Gruppe hat sich offenbar in eine zuversichtliche Grundeinstellung gewandelt. „Es kann nur besser werden“, beschreibt ein Mitarbeiter die Stimmung vieler seiner Kollegen im Haus, denen der Führungsstil der KJF zuletzt missfallen war. Seit 1. Juli gehört das Neuburger Krankenhaus offiziell zu dem Schweizer Unternehmen Ameos und wurde auch gleich zum Regionalzentrum Süd ernannt. Seitdem wird die Klinik Schritt für Schritt in die Ameos-Struktur überführt – ein Prozess, der bis zu einem Jahr dauern kann. Doch der „Masterplan“, wie sich das Haus in den nächsten Jahren aufstellt, soll schon in etwa vier Wochen stehen.

Das Wichtigste vorneweg: Es werden keine Abteilungen gestrichen. „Neuburg hat eine gute Basis“, sagt Rudolf Schnauhuber, der als Regionalgeschäftsführer nun für 17 Einrichtungen an 13 Standorten in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz zuständig ist – mit Neuburg als geografischen „Nabel“ dieser Region. Vielmehr wolle man die bestehende Struktur erweitern.

Dazu gehören etwa Überlegungen, wieder eine Urologie zu etablieren oder die Unfallchirurgie auszubauen, sagt Schnauhuber. Noch im August sollen mit allen Chefärzten entsprechende Gespräche geführt werden, damit bis Mitte September der Fahrplan für die nächsten drei bis fünf Jahre steht. Das Potenzial richte sich aber eindeutig „nach vorne und nicht nach hinten“.

Offene Chefarzt-Stellen bei der Ameos-Klinik St. Elisabeth in Neuburg

Dazu gehört auch das nötige Personal. Vier Chefarzt-Stellen sind derzeit am Neuburger Krankenhaus vakant: In der Pädiatrie, in der Anästhesie, in der Inneren Medizin und in der Notaufnahme. Für jede Stelle gebe es bereits „Wunschkandidaten“, wie Rudolf Schnauhuber sagt. Aktuell sei man noch in Verhandlungen, doch er hoffe, dass alle offenen Positionen bis Ende des Jahres besetzt werden können.

Apropos Stellen: Fachkräfte wachsen auch bei Ameos nicht auf den Bäumen. „Doch mit der Pflegeschule haben wir den Nachwuchs schon einmal am Haus“, spricht der 57-Jährige die angegliederte Berufsfachschule für Krankenpflege an. Ameos selbst habe ein Stipendiaten-Programm, das an angehende Ärztinnen und Ärzte aus Kroatien, Bosnien und Polen vergeben werde. Der Deal: Ameos unterstützt deren Studium finanziell, im Gegenzug verpflichten sich die Frauen und Männer zu einer Facharzt-Ausbildung an einem Ameos-Standort.

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Nicht angetastet werden soll das bestehende Konstrukt der Kinderklinik. Die beiden Abteilungen am Klinikum Ingolstadt für besonders herausfordernde Fälle sollen dort auch bleiben, sagt Schnauhuber. Anfang dieses Jahres hatten Kinder- und Jugendärzte aus Ingolstadt dafür plädiert, dass die Neuburger Kinderklinik an das Klinikum Ingolstadt angeschlossen werden soll, weil das Klinikum aufgrund seiner Größe fachlich besser ausgestattet sei und die höchste medizinische Versorgungsstufe (Perinatalzentrum Level 1) habe. Doch schon kurz nach der Übernahme hatte der CEO der Ameos-Gruppe, Axel Paeger, deutlich gemacht, dass die Neuburger Kinderklinik nicht zur Disposition stehe.

Ameos befragt Mitarbeiter des Neuburger Krankenhauses zum Gehaltstarif

Im Zuge des Integrationsprozesses steht auch das Gehalt des Krankenhaus-Personals auf der Agenda. Bislang werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über den AVR-Tarif der Caritas entlohnt. Ameos lässt nun seine Angestellten darüber entscheiden, ob dieser Tarif übernommen werden soll oder ob die Gruppe einen neuen Tarif mit Verdi aushandeln soll. Welches Ergebnis am Ende dabei herauskommt, steht natürlich offen. Noch bis Ende August können die Mitarbeiter ihre Meinung dazu abgeben. Ist die Beteiligung an der Umfrage groß genug, setzt Ameos deren Wunsch um.

Ameos selbst hat keinen Haustarif. Die Gehaltsbasis ist an allen Standorten anders – je nachdem, wie es die jeweiligen Voreigentümer gehandhabt haben. An über 50 Standorten hat das Gesundheitsunternehmen bereits Kliniken und Pflegeeinrichtungen aufgekauft. Neuburg wird dabei sicher nicht das letzte Krankenhaus gewesen sein, lässt Schnauhuber durchblicken.

Die neuen Eigentümer fühlen sich in Neuburg gut aufgenommen. Nicht nur der Kontakt zum Orden der Elisabethinerinnen, zu den niedergelassenen Ärzten und zur Politik sei konstruktiv, sondern auch zum Personal. Als Integrationsbeauftragte ist Katja Lorenz in allen Abteilungen unterwegs und kommt dabei mit den Pflegekräften und Ärzten ins Gespräch. Dabei erlebe sie „sehr viel Wohlwollen“ und motivierte Mitarbeiter. Natürlich gebe es auch Unsicherheiten, etwa bezüglich der Lohnfrage. Aber alles in allem verspüre sie mehr Zuspruch als Abwehr.

Ameos in Neuburg: "Erleichterung" bei der Belegschaft und in der Stadt

Das bestätigt auch Rudolf Schnauhuber. „Ich habe das Gefühl, dass der Trägerwechsel insgesamt eine Erleichterung ausgelöst hat – nicht nur im Haus, sondern in der ganzen Stadt.“ Zusammen mit der Belegschaft wolle Ameos Wege finden, den Patientinnen und Patienten ein besseres Angebot machen zu können – und zwar auf einer gleichzeitig besseren wirtschaftlichen Basis für das Haus. „Da sprudelt es oft nur so“, beschreibt der Regionalchef die Reaktion des Personals darauf.

Als Teil der Region 10 nimmt nun auch Ameos an den Überlegungen teil, wie die Gesundheitsversorgung in Neuburg-Schrobenhausen, Ingolstadt, Eichstätt und Pfaffenhofen idealerweise aufgestellt werden könnte. „Welcher Patient macht wo Sinn“, lautet eine der Hauptfragen. Denn es sei ja nicht zielführend, wenn sich die Einrichtungen gegenseitig die Patienten wegnehmen.

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