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Neuburg: Abholzung und Sperrzone: Vorgehen im Englischen Garten stößt auf Protest

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Abholzung und Sperrzone: Vorgehen im Englischen Garten stößt auf Protest

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    Dieser Weg ist einer von zweien, die in den Bereich der Sperrzone fallen.
    Dieser Weg ist einer von zweien, die in den Bereich der Sperrzone fallen. Foto: Manfred Rinke

    Tiefe Furchen ducken sich unter den Erdboden des Englischen Gartens. Der Harvester hat Spuren hinterlassen. Mit ihm, einer tonnenschweren Holzerntemaschine, hat der Wittelsbacher Ausgleichsfonds, kurz WAF, als Grundeigentümer Bäume im Auwald östlich des TSV-Sportgeländes entfernen lassen. Kränkelnde Eschen mussten fallen. Auch Höhlenbäume, in denen Spechte, Siebenschläfer und Fledermäuse Zuflucht suchten. Eine Maßnahme, die nötig war, so die Ansicht des WAF. Zumal die Bäume mit ihrem Wuchs und ihren Ästen die Sicherheit der Wege beeinträchtigt haben.

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    Das Vorgehen mitten im Naherholungsgebiet, mitten im Lockdown, hat Proteste nach sich gezogen. Und zwar nicht nur wegen der gefallenen Bäume. Denn als Ausgleich haben WAF, Stadt und Landratsamt, sieben Hektar Auwald zwischen Hallenbad und TSV-Sportplatz mit entsprechenden Betretungsverboten stillgelegt. Spaziergänger, Jogger, Hundebesitzer müssen sich damit andere Routen suchen. Genauso der Vereinssport. Der fühlt sich wie viele Privatmenschen von den Behörden übergangen. „Wir hätten uns mehr Absprache gewünscht“, sagt etwa Hermann Schottnar, der die Abteilung Leichtathletik beim TSV Neuburg leitet. Wie er erzählt, würde das Betretungsverbot auch die Frühjahrswaldlauf-Strecke der Kinder und Jugendlichen tangieren. „Wir müssen uns jetzt Alternativen suchen.“

    Dass im Vorfeld nicht mit dem Verein gesprochen wurde, bestätigt auch Udo Kotzur als TSV-Vorsitzender. „Wir waren völlig überrascht“, sagt er, plötzlich sollte dieser Bereich gesperrt werden. Zwar sei die Vereinsarbeit nicht direkt von der Sperrzone eingenommen, „trotzdem wäre es schön gewesen, hätte man uns zumindest informiert“.

    Diese Fläche im Englischen Garten fällt unter die Stilllegung.
    Diese Fläche im Englischen Garten fällt unter die Stilllegung. Foto: Infografik

    Eine Ansicht, die Tom Berg von der Laufgruppe des TSV Neuburg nur bedingt teilt. „Wir sind betroffen“, sagt er. Betroffen, weil das Vereinsheim an das Gebiet angrenzt. Er und einige der Laufgemeinschaft monieren neben einer defizitären Kommunikation auch, dass die Abholzung im Waldgebiet unsensibel abgelaufen sei und erhebliche Flurschäden hinterlassen habe. Die Fragen im Raum: Warum musste es gerade jetzt geschehen, bei diesem Wetter? Weshalb in Zeiten einer Krise, da die Natur für so viele so wichtig ist? Und aus welchem Grund mussten auch Buchen, Eichen, mussten gesunde Bäume fallen?

    Fragen, die sich auch Paul Leikam als Neuburger und ehemaliger Tiefbauleiter stellt. Oft spaziere er durch den Wald, unterhalte sich dort mit vielen Bürgern. Die Stimmung unter den Joggern, Walkern, Kinderwagenschiebern sei mies, sagt er. Beim Gedanken an die Tabuzone schüttelten sie den Kopf. Einige bereiteten bereits Unterschriften-Aktionen vor, andere sprächen über Demonstrationen.

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    Die kritischen Stimmen haben längst auch die Politik erreicht. Gabriele Kaps zum Beispiel. Die CSU-

    Was zeitlichen Ablauf und Kommunikation angeht, sieht er kein Versäumnis vonseiten der Stadt. Auch weil es einen großen Pressetermin mit allen Beteiligten gegeben habe. Grundsätzlich weist er darauf hin, dass die Stilllegung der sieben Hektar großen Fläche für alle das geringere Übel sei. „Wir müssen es akzeptieren.“

    Dass die Akzeptanz zunächst fehlen würde, hatte sich Peter Niggemeyer als Forstdirektor des WAF schon gedacht. Obwohl er im Vorfeld versucht habe, alle Behörden einzubinden: Vertreter von Stadt, Stadtgärtnerei und der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt sammelten sich und bezeichneten die Abstimmung sogar als vorbildlich. „Wir haben Rücksicht genommen, so gut es geht“, bekräftigt

    Die Bäume im Englischen Garten hat ein tonnenschwerer Holzvollernter umgelegt.
    Die Bäume im Englischen Garten hat ein tonnenschwerer Holzvollernter umgelegt. Foto: Tom Berg

    Die Verkehrssicherung nämlich sei Pflicht des WAF: Um Waldbesucher „in erhöhtem Maße“ zu schützen, mussten Bäume entfernt werden, die so nah am Wegrand standen, dass sie eine Gefahr darstellen könnten. Kranke Eschen einerseits. Auf der anderen Seite auch andere Bäume wie Höhlenbäume. Eben dafür musste ein Ausgleich geschaffen werden. Und da insbesondere die Wege in der Sperrzone sogenannte Hotspots an Höhlenbäumen aufwiesen, die wegen ihres ökologischen Potenzials nicht zerstört werden sollten, entschied man sich dafür, diese sieben Hektar Wald und 800 Wegmeter der Natur zu überlassen. Für den WAF bedeutet das: Er muss keine Verkehrssicherung mehr betreiben, kann den Bereich aber auch forstwirtschaftlich nicht mehr nutzen.

    Hätte man diese Lösung früher kommunizieren können? Schwierig, meint der Forstdirektor. Es handle sich um einen dynamischen Prozess, der sich an immer neue Gegebenheiten anpassen muss. So habe man die Aktion eigentlich für den Frost angesetzt. Das sollte verhindern, dass die Waldarbeit Spuren hinterlässt. Frost aber gab es nicht, stattdessen kam der Regen. Die Schäden, betont der Forstdirektor, würden natürlich beseitigt. Die Baumbarrieren an den Wegen der Tabuzone aber bleiben. Betreten auf eigene Gefahr. Wie Peter Niggemeyer erklärt, bedeute dies aber nicht, dass Waldbesucher diese Wege nicht benutzen dürften. Sie können es. Falls aber etwas passiert, der Besucher etwa von einem fallenden Baum verletzt wird, hat er keine Rechtsansprüche gegen den WAF. Das müsse demjenigen klar sein.

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