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Neuburg: 1. Mai in Neuburg: Ameos-Mitarbeiter zeigen erstmals öffentlich ihren Frust

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1. Mai in Neuburg: Ameos-Mitarbeiter zeigen erstmals öffentlich ihren Frust

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    Mitarbeitende und Gewerkschaftsvertreter haben zum Tag der Arbeit auf die Lage am Neuburger Krankenhaus aufmerksam gemacht. Im Rahmen der Kundgebung auf dem Schrannenplatz hielten sie kritische Schilder hoch.
    Mitarbeitende und Gewerkschaftsvertreter haben zum Tag der Arbeit auf die Lage am Neuburger Krankenhaus aufmerksam gemacht. Im Rahmen der Kundgebung auf dem Schrannenplatz hielten sie kritische Schilder hoch. Foto: Andreas Zidar

    Mitarbeitende des Neuburger Krankenhauses haben erstmals öffentlich ihren Frust über die Arbeitsbedingungen unter dem Betreiber Ameos gezeigt. Im Rahmen der Kundgebung zum 1. Mai auf dem Schrannenplatz protestierten Beschäftigte unter anderem gegen die geplanten Ausgliederungen verschiedener Abteilungen. Auch in den Redebeiträgen ging es mehrfach um die Zustände am Neuburger Krankenhaus - eine Rednerin kritisierte bei diesem Thema Oberbürgermeister Bernhard Gmehling persönlich. 

    Oberbürgermeister Bernhard Gmehling war einer der Redner auf der Kundgebung zum 1. Mai auf dem Neuburger Schrannenplatz. Im Hintergrund sind die Plakate des Klinikpersonals zu sehen.
    Oberbürgermeister Bernhard Gmehling war einer der Redner auf der Kundgebung zum 1. Mai auf dem Neuburger Schrannenplatz. Im Hintergrund sind die Plakate des Klinikpersonals zu sehen. Foto: Andreas Zidar

    Wie von unserer Redaktion ausführlich berichtet, klagen Mitarbeitende der Neuburger Klinik und die Gewerkschaft Verdi über schlechtere Arbeitsbedingungen, seit die Ameos-Gruppe mit Sitz in der Schweiz 2022 das Haus übernommen hat. "Die Unzufriedenheit in der Belegschaft wächst", erklärten Betroffene, die sich am Mittwoch an einem Verdi-Stand auf dem Schrannenplatz präsentierten. Im Gespräch mit unserer Redaktion war die Rede von einem "Teufelskreis". Die neuerliche Arbeitsverdichtung führe zu einem Qualitätsverlust, was wiederum zu einer "Mitarbeiterflucht" führe.

    1. Mai: So lief der Tag der Arbeit auf dem Neuburger Schrannenplatz

    Dazu seien viele besorgt über das geplante Outsourcing. Ameos möchte Beschäftigte aus verschiedenen Bereichen in eigene Gesellschaften ohne Tarifbindung umsiedeln. Dem Versprechen der Verantwortlichen, dass Betroffene nicht schlechter gestellt werden, schenken sie wenig Glauben. Zum Tag der Arbeit hielten Vertreter des größten Arbeitgeber Neuburgs ein Schild hoch mit der Aufschrift: "Wir gehören zusammen! Keine Zerstückelung des Krankenhauses." Auf einem anderen Plakat forderten die rund zehn Beschäftigten und Gewerkschaftsvertreter: "Profit nicht um jeden Preis!"

    Katharina Heymann war die Hauptrednerin zum Tag der Arbeit in Neuburg.
    Katharina Heymann war die Hauptrednerin zum Tag der Arbeit in Neuburg. Foto: Andreas Zidar

    Sie nutzten die Versammlung zum Tag der Arbeit, um unter anderem mit Oberbürgermeister Bernhard Gmehling und Landrat Peter von der Grün ins Gespräch zu kommen und von ihren Problemen und Sorgen zu berichten. Er sei der gleichen Meinung wie das Krankenhauspersonal, machte Gmehling in seiner Rede vor den knapp 100 Zuhörerinnen und Zuhörern auf dem Schrannenplatz deutlich. Die Äußerungen auf den Plakaten könne er "alle unterschreiben". Doch die Wurzel des Problems sei in den Augen des Rathauschefs nicht Ameos, sondern eine mangelhafte Krankenhausfinanzierung, die bundesweit dafür sorge, dass kleine und mittlere Häuser "massiv draufzahlen". Deshalb müsse man vielmehr gegen diese Politik aufstehen, die kleine Krankenhäuser kaputtmache. "Dagegen müssten wir gemeinsam kämpfen", rief Gmehling in Richtung der Klinik-Beschäftigten, die während der

    Ameos Neuburg: Klinikpersonal protestiert mit Schildern

    Auch Katharina Heymann, die Hauptrednerin zum Tag der Arbeit in Neuburg, thematisierte unter anderem die Situation am örtlichen Krankenhaus. Die Landesjugendsekretärin von Verdi Bayern sowie Vorsitzende der DGB-Jugend Bayern warf Ameos "Tarifflucht" vor. Verdi habe bereits bei der Übernahme des neuen Trägers vor Outsourcing und einer Verschlechterung der Arbeitsbedingungen gewarnt. "Genau dieser Fall ist jetzt eingetreten." Heymann kritisierte in ihrer Rede OB Gmehling persönlich. Dieser verstehe sich offenbar als "Lobbyist" für Ameos. "Sollten die gewählten Vertreter nicht Lobbyarbeit für die Beschäftigten machen?", forderte die Gewerkschaftlerin, die dafür Applaus erntete. Grundsätzlich gehöre die Gesundheitsversorgung in die öffentliche Hand, und nicht "in den Warenkorb von Konzernen", die Beschäftigte nur als Kostenfaktor sehen, so Heymann.

    Natürlich sprach sie zum 1. Mai auch grundsätzlich über die Arbeit der Gewerkschaften. "Wir haben verdammt viel geschafft", verwies sie auf die Errungenschaften der vergangenen Jahrzehnte, unter anderem Fünf-Tage-Woche, Mindestlohn und betriebliche Mitbestimmung. Dafür dürfe man sich selbst feiern, doch es gebe, etwa mit Blick auf die schwindende Tarifbindung, weiter genügend zu tun. Es gelte, den Aufstieg der Rechtspopulisten zu verhindern, die keine arbeitnehmerfreundliche Politik machen, so Heymann. Man müsse die Klimawende bewerkstelligen, ohne dass die Kolleginnen und Kollegen auf der Strecke bleiben. Außerdem müsse der Sozialstaat gestärkt werden, um prekäre Beschäftigungsverhältnisse und Altersarmut in einem der reichsten Länder der Erde zu verhindern.

    Gewerkschaften mit Infoständen auf dem Neuburger Schrannenplatz

    OB Gmehling bezeichnete die Gewerkschaften als wichtigen Partner, sieht so manche Forderung jedoch kritisch. Das diesjährige Motto der Arbeitnehmervertreter lautete "Mehr Lohn, mehr Freizeit, mehr Sicherheit". Doch mehr Lohn bei gleichzeitig weniger Arbeit werde "volkswirtschaftlich nicht funktionieren", machte Gmehling deutlich. Stattdessen werde man im Alter länger arbeiten müssen. "Das ist eine ganz einfache Rechnung." Landrat Peter von der Grün bezeichnete die Forderungen nach mehr Lohn und Freizeit als "legitim". Doch auch er verwies darauf, dass man die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sehen müsse. Zur Kundgebung am 1. Mai waren die Gewerkschaften in diesem Jahr erstmals mit Infoständen auf dem Schrannenplatz anzutreffen. Vertreten waren neben dem DGB und Verdi auch die IG Metall, die NGG sowie die Awo. 

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