20 Jahre lang war der Ludwigsmooser Lumpenball im Küblersaal das Epizentrum des Faschings im Landkreis. Die fünfte Jahreszeit führte das begeisterte Publikum vom Dschungel bis in den Weltraum. „Stars“ wie Marilyn Monroe, Elvis Presley, Ivan Rebroff und zahllose mehr brachten den meist überfüllten Saal zum Kochen. Für viele ehemalige Ludwigsmooser war der Lumpenball ein festes Datum, um die alte Heimat wieder mal zu besuchen.
„Lumpenkino“ erinnert an das legendäre Faschingsevent in Ludwigsmoos
Nun kehrt der Lumpenball nach 30 Jahren wieder an seinen Ursprung zurück. Am Samstag, 9. November, um 18 Uhr zeigen Gisela und Werner Fuhrmann, die Motoren und Ideengeber des Lumpenballs, eine Retro-Show von 170 Minuten über zwanzig Jahre Ludwigsmooser Lumpenball. An diesem imponierenden und hochprofessionell aufbereiteten Kunstwerk arbeiteten Gisela und Werner Fuhrmann elf Monate. Die Früchte ihrer Arbeit zeigen sie nun über Beamer auf einer Großleinwand im Gasthaus Kraus. Der legendäre Küblersaal ist mittlerweile abgerissen.
Dabei war der Lumpenball eine Geburt aus „Faschingsnot“. Im Februar 1974 war der spärlich besuchte Burschenball ein Thema am Stammtisch im Gasthaus Kraus. Einstimmiger Tenor in der Runde war: „Dann miast ma hoit wos macha.“ Gisela Fuhrmann tanzte zwei Jahre für die Neuburger Burgfunken und lernte dort Fasching. Zusammen mit einem Dutzend „unentwegt Närrischer“ planten sie einen Auftritt für den nächsten Ball 1975. Den nahmen die Ludwigsmooser so gut an, dass Fortsetzungen folgten. Dann kam auch Werner Fuhrmann mit in das „Faschingsspiel Lumpenball“.
Neue Ideen und mehr Aktive entwickelten den Ball zu einem Faschingsereignis über die Gemeindegrenzen hinaus. 1977 übernahm der Stiefel- und Stopselclub die Verantwortung für die Veranstaltung, und das elf Jahre lang. „Da wurde der Lumpenball zum Faschingskult“ erinnern sich die Fuhrmanns. Um dies für die Nachwelt zu erhalten, war Rudi Huber als Fotograf von Anfang an dabei. Die Auftritte wurden immer professioneller und die Ausstattung üppiger. Von 1987 bis 1994 lag die Ausrichtung in Händen des Sportvereins. Die „Lumperer“ ließen kein Thema aus. Höhepunkte waren Mitternachtshows, Hexen- und Dracula-Nächte, Reisen in den Wilden Westen, den Orient, nach China und bis in das Weltall.
Bei Parodien auf den „Musikladen“ und die ZDF-Hitparade traten „Eigengewächse“ als große „Stars“ auf. „Das schafften wir immer ohne großen Kostenaufwand oder Sponsoren“, erinnern sich die Fuhrmanns. Jeder Aktive beteiligte sich an den Kosten. Trotz damals noch sehr einfacher technischer Mittel erzielten die Verantwortlichen erstaunliche Effekte. Dafür probte das Ensemble sechs Wochen für einen einmaligen Auftritt. Selbst die eisigen Temperaturen hielten sie nicht ab, geheizt wurde der Saal erst bei der Generalprobe zwei Tage vor dem Auftritt. Ohne Internet und Social Media wusste damals jeder, dass der Lumpenball am ersten Freitag im Februar stattfindet. Es gab keinen Kartenvorverkauf und keine Reservierungen. Man musste nur rechtzeitig da sein, wenn um 18 Uhr der Küblersaal öffnete. Das Warten auf den Einlass erforderte bei oft bitterer Kälte Stehvermögen und Ideen.
Die Fuhrmanns bedienten sich aus 1500 Fotos, Zeitungsartikel und Reden
Diese 20 Jahre Lumpenball kehren nun als Lumpenkino wieder zurück an ihren Ausgangspunkt. Werner Fuhrmann sortierte, renovierte und digitalisierte rund 1500 Fotos, Zeitungsartikel, Reden und Handnotizen der ehemaligen Aktiven. Dabei entwickelten sich die Negative von Faschingsfotografen Rudi Huber zu einer wahren Fundgrube. Aus den Fotos entstanden rund 400 Bilddateien in Fernsehqualität, die zur Bilderschau animiert und verarbeitet wurden. Dabei erhielt jeder Lumpenball ein eigenes Logo. Das Lumpenballkino, zu dem der Sportverein und die Ludwigsmooser Schützenvereine in das Gasthaus Kraus einladen, wird in drei Abschnitten aufgeführt. In den Pausen wird es genügend Stoff geben, um in Erinnerungen zu schwelgen.
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