Neuburg Kein anderes Werk gehört so sehr zu Weihnachten, wie das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach. Die sechs Teile dieses herausragenden Werkes sind in sich geschlossen, was nicht nur durch den Textzusammenhang, sondern auch durch die musikalische Anlage deutlich wird. Eine weitgehend authentische, gut differenzierte, homogene und in sich eindrucksvolle Darbietung der Kantaten I, III und VI gelang den Arcis-Vocalisten mit Begleitung des Seraphin-Ensembles München sowie den ausgezeichnet agierenden Solisten Judith Spiesser ( Sopran), Simone Brückner (Alt), Max Kiener (Tenor) und Thomas Stimmel (Bass) unter der vorzüglichen Gesamtleitung von Thomas Gropper in der allerdings nur mäßig besuchten Heilig Geist-Kirche in Neuburg.
Dabei konnten die Konzertbesucher während der Darbietungen der glänzend intonierten Rezitative, Arien und Chorpassagen über die hohe stimmliche Qualität, die ausgezeichnete klangliche Ästhetik sowie die dynamisch glänzende Balance des Chores, der Solisten und des Orchesters nur staunen.
Der Projektchor „Arcis-Vocalisten“ konstituierte sich im Juni 2005, zur Aufführung von Rossinis „Petite Messe Solennelle“. Die rund 50 Sängerinnen und Sänger engagieren sich regelmäßig in renommierten und ambitionierten Ensembles der bayerischen und speziell Münchner Konzertszene. Die meisten von ihnen haben auch solistische Ausbildung und Konzerterfahrung. Dies wurde in Hl. Geist besonders deutlich.
Zuhörer sind eingeladen, in die Choräle einzustimmen
Die Klangsprache Bachs ist auf einem virtuos-instrumentalen Hintergrund, unter Ausdeutung des jeweiligen Affektes, entstanden. In Anlehnung an den gottesdienstlichen Ursprung des Werkes wird die Zuhörerschaft eingeladen, in einzelne Choräle mit einzustimmen. Das Weihnachtsoratorium nimmt unter den oratorischen Werken der Musikgeschichte eine Sonderstellung ein. Kaum ein anderes Werk kann sich einer solchen Beliebtheit und Vertrautheit bei weiten Teilen des Publikums erfreuen. Bachs meisterhafte Vertonung der biblischen Weihnachtsbotschaft zeugt von tiefstem Glauben und der Erkenntnis, sich dem göttlichen Geschehen in aller Demut zu nähern.
Den Münchner Akteuren ist es somit – weitab von aller Hektik und dem Konsumrausch unserer Tage – gelungen, in eindrucksvoller Manier auf das Fest der Menschwerdung Gottes einzustimmen.