Neuburg An sich ist es nicht Ungewöhnliches, dass an Weihnachten in einer Kirche eine Krippe steht. Doch für Pfarrer Johannes Link ist das etwas Besonderes. Die Kirche ist die Gefängniskapelle der JVA in der Altstadt. Und die Krippe hat ein Häftling gebastelt – aus Milchkartons, Tablettenröllchen und Alufolie.
Weihnachten ist eine schwierige Zeit im Gefängnis. Nicht nur für die Häftlinge, die in diesen Tagen ihre Strafe besonders hart spüren. Besuch ist über die Feiertage nicht möglich, simple Glückwunschkarten zu schreiben oder einfach nur den Lieben „Frohe Weihnachten“ zu wünschen ist nicht drin. Geschenke können die Gefangenen ebenfalls nicht erhalten. „Es darf nichts von außen ins Gefängnis kommen“, erklärt Pfarrer Link. „Maximal können die Verwandten ein Getränk aus dem Automaten lassen.“ Doch auch für die Vollzugsbeamten ist Weihnachten eine harte Zeit. Sie müssen Dienst schieben wie sonst auch.
Am Heiligen Abend beginnt in der Altstadt die Messe in der kleinen Kapelle um 9.30 Uhr. Die jugendlichen Straftäter in Herrenwörth können am Nachmittag um 14.30 Uhr zum Gottesdienst gehen. Pfarrer Link ist in beiden Anstalten als Seelsorger tätig und wird wie immer um die zehn Häftlinge in den Holzbänken der kleinen Kapelle erwarten. Bei 88 Insassen hat er eine Besucherquote von durchschnittlich zehn Prozent. „Davon können meine Kollegen draußen nur träumen“, sagt er und lächelt ein wenig schelmisch.
Seit zwei Jahren Gefängnis-Seelsorger
Der 51-Jährige ist seit zwei Jahren Seelsorger in den Neuburger Gefängnissen. Sein evangelischer Kollege Pfarrer Steiner unterstützt ihn. Doch wegen gesundheitlicher Probleme ist das derzeit kaum möglich. „Aber wir machen hier sowieso keinen Unterschied zwischen den Konfessionen“, sagt er. Ob katholisch, evangelisch, orthodox oder atheistisch – „wir hatten hier schon alles und jeder der hierher kommt, ist willkommen“, sagt Link.
Es gehe ihm nicht um Bekehrung zum Glauben, sondern darum, dass die Häftlinge ins Nachdenken kommen – in den privaten Beratungsgesprächen wie im Gottesdienst. „Manchmal geht es nur um fehlenden Tabak, ein andermal liegen ihnen tiefgründige religiöse Zweifel am Herzen“, erzählt Pfarrer Link.
An Weihnachten selbst wird es wohl eher still werden. 30 Minuten Gottesdienst. Ein wenig Orgelmusik? Ja. Gesang? „Um die Singmoral ist es eher schlecht bestellt“, sagt Link. Aber er wolle den Gefangenen die Möglichkeit geben, in der Stille an ihre Familien zu denken, von denen sie an Weihnachten getrennt sind. Und dann werde er über die Krippe sprechen, die ein Häftling eines Tages mit in die Kirche brachte und fragte, ob er sie dort aufstellen dürfe. „Das ist für mich wie ein Lottogewinn“, sagt Pfarrer Link. „Selten bekomme ich eine Rückkopplung für meine Arbeit.“ Aus Pappkarton hat der Insasse eine kleine Hütte gebaut, einen Stern an das Dach geheftet und aus Alufolie eine Krippe für das Jesuskind geformt. Seit das Gebastelte auf dem Altar steht, bringt der Häftling immer neue Teile mit. Zuletzt war es eine Wiege. Ein Stück Putzlappen dient als weiche Unterlage.