Ingolstadt Hans-Joachim Stuck sitzt im Cockpit und friert. Trotzdem hat er gute Laune. Schließlich sitzt er in einem Auto Union Silberpfeil, mit dem sein Vater mehr als ein Bergrennen gewonnen hat. Stuck hat die originale Rennkappe und Rennbrille seines Vaters mit zum Klausenpass gebracht. Und in einer der vielen Serpentinenkurven steht nun ein Silberpfeil Typ A von 1934. Aber nicht nur über die Teilnahme Stucks freut sich Peter Kober, Pressesprecher von Audi Tradition. Dem Ingolstädter fällt ein Stein vom Herzen – wieder ist ein Bild im Kasten und das bei Wettereinbruch und Schneetreiben.
Diese Fotosession am Klausenpass hat schon im Mai stattgefunden. Für Kober begann eine Reihe von Reisen quer durch Europa – immer auf den Spuren der Silberpfeile der Auto Union. Kober hat an vielen der neun Rennstrecken, an denen die legendären Silberpfeile in den Vorkriegsjahren im Motorsport auftrumpften, authentische Fahrzeuge fotografieren lassen. Das Ergebnis ist im Audi Tradition Hochglanzkalender 2011 zu bestaunen.
Die Idee zu diesem Silberpfeil-Kalender war bereits vergangenes Jahr gereift. „Wir waren im Sommer 2009 in Bern zum historischen Großen Preis der Schweiz, einer Oldtimer-Veranstaltung, eingeladen. Zu unserem Erstaunen stellten wir fest, dass es dort noch zwei Stellen gab, die sich seit der Grand Prix Zeit der Schweiz nicht oder kaum verändert hatten.“ Ab 1955 hatte die Schweiz nach der Katastrophe in Le Mans Motorsportveranstaltungen verboten. Vor Ort nutzen die Männer von Audi Tradition die Gunst der Stunde. Es entstanden Aufnahmen eines Auto Union Silberpfeils Typ D Doppelkompressor von 1939 in historischer und vor allem authentischer Kulisse. „Eine Frau erzählte mir, dass Hans Stuck senior damals in dem Bach vor ihrem Haus gebadet hätte“, erinnert sich Kober lachend.
Auf der Suche nach den Rennstrecken von damals
Da vom Grand Prix Kurs in Monaco schon vom Typ C (1936) Fotos vorhanden waren, noch dazu mit keinem Geringeren als Le Mans-Rennfahrer-Legende Jacky Ichx am Steuer, reifte der Entschluss, weitere Fotos an ehemaligen Rennorten zu schießen. Peter Kober machte sich also mit dem Berliner Fotografen Stefan Warter auf eine Reise quer durch Europa. „Wichtig war uns, seit damals noch unveränderte Teile dieser Rennstrecken zu finden, auf denen die zu der Zeit dort eingesetzten Silberpfeile fotografiert werden sollten.“ Aber schnell merkte Kober, dass das gar nicht so einfach werden würde. „Stefan meinte, kein Kalender ohne den Stromlinien-Rennwagen. Der aber fuhr nur auf der Avus in Berlin und auf abgesperrten Autobahnteilstücken. Die Avus allerdings gibt es nicht mehr und eine Autobahn für uns zu sperren... na, an die Chance glaubten noch nicht mal wir.“ Dann aber ergaben Recherchen, dass der Stromlinien-Rennwagen auch drei Demorunden im holländischen Zandvoort gedreht hatte. Also Termin ausgemacht und die wertvolle Stromlinie in den Autotransporter. „In Zandvoort bekamen wir nur einen Termin - am 11. November 2009. Es war grau in grau. Im wahrsten Sinne des Wortes drohte alles ins Wasser zu fallen.“ Das Ergebnis aber kann sich sehen lassen. Warter wusste mit den Stimmungen vor Ort zu spielen und wandelte die vermeintlichen Nachteile in Bilder voller Stimmung.
Paradebeispiele sind die Fotos vom Klausenpass. „Es war der 31. Mai und der Pass war schneebedeckt. Die Wolken hingen tief und wir warteten auf eine Gelegenheit.“ Hans-Joachim Stuck hatte auf die Anfrage der Audi Traditioner, ob er in dem Wagen seines Vaters am Klausenpass für ein Fotoshooting bereitstehen würde, erfreut zugesagt. Der Auto Union Typ A war extra aus Belgien ausgeliehen und im Autotransporter herangeschafft worden. Schaut man sich heute die Bilder vom Klausenpass an, muss man froh sein, dass das Wetter schlecht war. Damit fing Warter eine unvergleichliche Stimmung ein: Düster, abenteuerlich. Die Berge als Herausforderung.
Der Kalender ist fertig. Schöne Bilder allemal. Und jedes Bild erzählt eine ganze Geschichte. Oder wie, glauben Sie, ist der Silberpfeil in die alte Steilkurve im Park von Monza gekommen? Oder warum sich Pink Floyd-Schlagzeuger Nick Mason im englischen Donington Park hinters Steuer eines Silberpfeils klemmte.