Trinkwasserbrunnen, Bäume pflanzen und sich um die Älteren kümmern: Der Schutz vor Hitze wird in Zukunft eine immer größere Rolle spielen. Die Sommer in Deutschland werden heißer. Die Zahl der Tage mit mindestens 30 Grad steigen seit den 60er Jahren kontinuierlich an. Hitzewellen nehmen zu und werden intensiver. Diese Extremwetterlagen haben schon heute ökologische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Auswirkungen. Vergangenes Jahr meldete das Robert Koch-Institut etwa 4500 hitzebedingte Todesfälle in der Bundesrepublik. Dazu kommen Waldbrände und Ernteausfälle. Mit den hohen Temperaturen steigen auch die Fehltage im Job.
Die Hitze wird zum Problem - und die Politik sucht nach Lösungen. Landgemeinden sieht der Bürgermeister von Ehekirchen, Günter Gamisch (FW), dabei noch im Vorteil. Als Kommune hätten sie so schon viel Grün. Große Bäume spenden Schatten, kühlen die Umgebung und sind wichtig für das Mikroklima in einer Ortschaft. In Burgheim sei beispielsweise bereits 2015 im Bebauungsplan für das Gebiet "Am Vohbach" ein Grüngürtel geplant worden, sagt der Bürgermeister der Gemeinde, Michael Böhm (CSU), im Gespräch mit unserer Redaktion. Auch in Neuburg werden neue Bäume gepflanzt, die Schatten spenden. An der Donauwörter Straße baute die Stadt Neuburg eine Allee an und auch in die neu gestaltete Färberstraße sollen Bäume kommen, erläutert Oberbürgermeister Bernhard Gmehling (CSU). Die Gemeinde Karlshuld verschenkt einmal im Jahr an die Bevölkerung 20 Bäume. Bei der Aktion werde darauf geachtet, dass die Gewächse hitzeresistent sind, heißt es von der Gemeinde Karlshuld.
Kommunen in der Region Neuburg haben keine Hitzeschutzkonzepte
Konzepte, die ein konkretes Vorgehen bei Hitze festhalten, liegen in keiner angefragten Kommune vor. In Karlshuld und auch in Neuburg sei noch niemand mit einem solchen Anliegen an die zuständige Verwaltung herangetreten. "Ich weiß gar nicht, wo ich da anfangen sollte", gibt der OB der Stadt Neuburg zu. Zur Abkühlung an heißen Tagen stehen seit vergangenem Jahr in Neuburg zwei Trinkbrunnen. So einen Wasserspender für Radler und Radlerinnen gibt es auch in Rennertshofen. Der beste Hitzeschutz für die Menschen in der Region ist laut dem Neuburger OB aber das Brandlbad. Die Badeweiher und Freibäder rund um Ehekirchen sind auch für den Bürgermeister von Ehekirchen die Orte für Abkühlung.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) strebt einen nationalen Hitzeschutzplan an. Das geplante Konzept soll sich an Frankreich orientieren, wo je nach Schwere einer Hitzewelle im ganzen Land Schutzmaßnahmen ausgelöst werden. Diese reichen von Kälteräumen über Pläne für Pflegeeinrichtungen bis zu Anrufen bei alten Menschen, damit sie regelmäßig trinken.
Umsetzen müssen die Maßnahmen voraussichtlich auch die Kommunen. In einem ersten Schritt stellte das Gesundheitsministerium auf einer Webseite zahlreiche Maßnahmen zusammen, die Gemeinden durchführen können, um die Bevölkerung besser vor Hitze zu schützen. Zu einem Konzept können Trinkwasserbrunnen, Schulungen für ambulantes Pflegepersonal, die Begrünung von Fassaden, Warnungen an die Bevölkerung oder eine Analyse des Stadtklimas gehören.
Metropolen leiden stärker unter extremer Hitze
Metropolen sind von dem Extremwetter deutlich stärker betroffen. In großen Städten staut sich die Wärme in den Straßen und es gibt weniger Pflanzen, die kühlend wirken. Eine internationale Studie zeigte, dass die Durchschnittstemperatur in Ballungsräumen in den vergangenen Jahren etwa 1,5 Grad höher lag als im Umland. In großen Städten kann der Temperaturunterschied zum Land bis zu 10 Grad betragen.
Die Stadt Ingolstadt ist gerade dabei, einen Hitzeaktionsplan zu erstellen. Zu ersten Maßnahmen gehört die Veröffentlichung von Hitzewarnungen des Deutschen Wetterdienstes auf der Internetseite der Stadt. Gleichzeitig gibt die Stadtverwaltung dort Tipps für heiße Tage. Trinkwasser finden die Menschen in Ingolstadt an neuen Brunnen in der Innenstadt und am Baggersee. Bei Hitze sollen sie kühle Orte aufsuchen, wie Kirchen, Parks oder das Freibad.
Hitze wird besonders im Alter zum Problem. Senioren verspüren weniger Durst und schwitzen weniger. Gerade das kann gefährlich werden – denn Schwitzen dient der Abkühlung. Der Kreisverband des Bayerischen Roten Kreuzes Neuburg-Schrobenhausen schult den Rettungsdienst gesondert für die Hitzeperioden. In Pflegeheimen ist die Hitze ein "riesen Thema", sagt Nicole Schorer, Pflegedienstleitung von St. Augustin. In allen Bereichen versuche das Personal, dass die Älteren so wenig wie möglich unter dem Extremwetter leiden. Die Terrasse des Heims wurde überdacht, feuchtes Essen werde serviert und die Rollos bleiben tagsüber geschlossen. Von den Kommunen wünsche Schorer sich, dass der Klimawandel und die damit verbunden Extremwetter mehr Beachtung in der Stadtplanung finden.