Startseite
Icon Pfeil nach unten
Neuburg
Icon Pfeil nach unten

Neuburg: Kritik von Neuburger Arzt: Waren Corona-Impfungen wirklich ein Erfolg?

Neuburg

Kritik von Neuburger Arzt: Waren Corona-Impfungen wirklich ein Erfolg?

    • |
    Da machte selbst der Oberbürgermeister ein Erinnerungsfoto: Luise Kober war die erste Person, die im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen am 27. Dezember 2020 gegen Corona geimpft worden ist.
    Da machte selbst der Oberbürgermeister ein Erinnerungsfoto: Luise Kober war die erste Person, die im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen am 27. Dezember 2020 gegen Corona geimpft worden ist. Foto: Winfried Rein (Archivfoto)

    Die kalte Jahreszeit steht an. Und wieder einmal rückt das Coronavirus in den öffentlichen Fokus. Beschränkungen wie in den vergangenen Jahren sind zwar kein Thema mehr. Dafür steht seit dieser Woche ein neuer Corona-Impfstoff zur Verfügung, angepasst an aktuelle Virusvarianten. In Neuburg gehen die Experten-Meinungen zu diesem Thema, auch rückblickend auf die durchgeführte Impfkampagne, weit auseinander, selbst unter Medizinern.

    Deutschlands oberster Gesundheitshüter, Minister Karl Lauterbach (SPD), wirbt einmal mehr für eine Auffrischungsimpfung, insbesondere für Über-60-Jährige und gefährdete Gruppen. "Die Covid-Infektion ist keine Erkältung, das ist keine Kleinigkeit", betonte Lauterbach auf einer Pressekonferenz am Montag, und ließ sich öffentlichkeitswirksam selbst boostern. Auch Dr. Uli Kurutz, Sprecher der Hausärzte in Neuburg, spricht sich mit Blick auf gefährdete Gruppen für eine Auffrischung der Immunisierung aus. "Es gibt nichts, was mehr Schutz bietet, wir haben keine Alternative", sagt der Mediziner, der sich als "Freund der Impfungen" bezeichnet. 

    Neuer Corona-Impfstoff zeitnah auch im Raum Neuburg verfügbar

    In Deutschland sind laut RKI mehr als 192 Millionen Corona-Impfungen verabreicht worden.
    In Deutschland sind laut RKI mehr als 192 Millionen Corona-Impfungen verabreicht worden. Foto: Matthias Becker (Symbolbild)

    Zwar habe er aktuell nur vereinzelt mit nachgewiesenen Corona-Infektionen zu tun. Grundsätzlich nehme die Zahl der Infektionen aber derzeit zu. Welche Auslöser dahinterstecken, könne man nicht unterscheiden. Es sei deshalb "verantwortungsbewusst", wenn sich Patientinnen und Patienten wieder mit dem Thema Corona beschäftigen und sich etwa selbst testen. Für Über-60-Jährige und gefährdete Gruppen sei eine weitere Booster-Impfung "selbstverständlich" zu empfehlen, wirbt Kurutz für den neuen Impfstoff, der zeitnah auch bei Ärzten in der Region verfügbar sein soll.

    Der Neuburger Hausarzt Dr. Mattias Fischer-Stabauer sieht das anders. Der Mediziner kritisiert die Corona-Impfkampagne scharf. Unter anderem bemängelt er, dass die Vakzine im Vorfeld nur unzureichend getestet und hierzu Fehlinformationen verbreitet worden seien, beispielsweise mit der Aussage, dass Geimpfte das Virus nicht oder deutlich verringert weitergeben können - eine Annahme, die sich als falsch erwiesen hat. Ein weiterer Punkt, der den Hausarzt stört: Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI), das Verdachtsfall­meldungen zu Impfnebenwirkungen und Impfkomplikationen erfasst, habe konkrete Meldungen nicht wirklich nachverfolgt. Fischer-Stabauer berichtet von einem grundsätzlich gesunden Mann Anfang/Mitte 60 aus der Region, der wenige Tage nach einer Corona-Impfung von jetzt auf gleich tot umgefallen sei. Der Notarzt habe einen Zusammenhang zur Impfung ausgeschlossen. Doch Fischer-Stabauer hatte Zweifel und berichtete dem PEI von dem Fall. Eine Rückmeldung habe er keine erhalten, auch sei der Todesfall nie aufgearbeitet worden, kritisiert der Hausarzt. 

    Arzt aus Neuburg kritisiert Corona-Impfkampagne

    Auf Anfrage unserer Redaktion erläutert das PEI das grundsätzliche Vorgehen. "Sofern der Verdacht einer Impfnebenwirkung mit tödlichem Ausgang gemeldet wird, nimmt das Paul-Ehrlich-Institut Kontakt beispielsweise mit dem obduzierenden Pathologen auf, um über die Ergebnisse der Obduktion informiert zu werden", teilt das Institut mit. Für Covid-19-Impfungen in Deutschland seien bis zum 30. März 2023 in 0,98 Prozent der Verdachtsfallmeldungen ein tödlicher Verlauf nach der Impfung mitgeteilt worden, das heißt in 3315 von 340.282 Meldungen. In lediglich 127 Fällen davon sah das PEI tatsächlich einen Zusammenhang mit der jeweiligen Covid-19-Impfung - und das bei insgesamt mehr als 192 Millionen verabreichten Vakzinen. Fischer-Stabauer ist überzeugt, dass manche Verdachtsfälle nicht wirklich untersucht wurden und die Zahlen deshalb nicht der Realität entsprechen. 

    Ein weiterer Kritikpunkt seinerseits: In den offiziellen Aufklärungs­unterlagen zur Impfung seien Behauptungen aufgestellt worden, die sich im Nachhinein als falsch erwiesen haben. Als Beispiel führt der Mediziner die Aussage an, dass das Spikeprotein für den Menschen ungefährlich sei. "Heute wissen wir, dass genau das nicht so ist." 

    Das bayerische Gesundheitsministerium erklärt hierzu, dass die Aufklärungsmerkblätter zu den Covid-19-Impfstoffen vom Deutschen Grünen Kreuz in Kooperation mit dem RKI nach dem jeweils aktuellen Stand der Wissenschaft erstellt worden seien. Die Aufklärungsbögen hätten den STIKO-Empfehlungen entsprochen und seien laufend mit den notwendigen Aktualisierungen versehen und neu gedruckt worden. "Da die STIKO-Empfehlungen zur Covid-19-Impfung mehrfach aktualisiert wurden, ist es möglich, dass alte Aufklärungsbogen Aussagen enthalten, die nicht mehr dem aktuellen Stand der Wissenschaft entsprechen", teilt eine Sprecherin mit.

    Kritik an Corona-Impfungen: Gibt es Langzeitfolgen?

    Fischer-Stabauer sehe in seiner Praxis außerdem diverse Langzeitfolgen von Corona-Impfungen. Er berichtet unter anderem von einer Zunahme von Herzproblemen, Autoimmunerkrankungen oder rheumatischen Erkrankungen. Diesen in seinen Augen auffälligen Entwicklungen werde jedoch nicht nachgegangen, bemängelt der Hausarzt.

    Das PEI widerspricht dieser Aussage. Man beobachte die Sicherheit von Impfstoffen über den gesamten Lebenszyklus und bearbeite auch nach Jahren eingehende Verdachtsfallmeldungen ebenso wie solche, die kurz nach der Impfung gemeldet werden, heißt es, und weiter: "Langzeitfolgen der Covid-19-Impfstoffprodukte wurden seit der Zulassung weder in Deutschland noch weltweit festgestellt." Auch für das sogenannte "Post-Vac-Syndrom", also (vermeintliche) Langzeit-Symptome nach einer Corona-Impfung, sehe das PEI keinen medizinisch plausiblen Hinweis auf einen direkten, ursächlichen Zusammenhang zwischen Impfung und Beschwerden. 

    Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek betrachtet die Impfkampagne als "Erfolg". Gegenüber unserer Redaktion teilt er mit: „Angesichts von 29 Millionen verabreichten Covid-19-Impfungen und bislang 108 anerkannten Impfschäden in Bayern können wir sagen, dass Impfschäden eine absolute Seltenheit sind. Der Nutzen einer Impfung überwiegt also bei weitem die Risiken." Sehr viele schwere Verläufe oder gar Todesfälle nach einer Infektion mit Covid-19 habe man dank der Impfungen verhindern können, so Holetschek. 

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden