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Klingsmoos: Mit dem Bulldog von Klingsmoos bis ans Nordkap

Klingsmoos

Mit dem Bulldog von Klingsmoos bis ans Nordkap

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    Egon Fleischner und sein Hanomag sind startklar. Mit der Bayern- und der Königsmoosfahne zieht er am 31. Mai gen Norden. Es wird die weiteste Reise, die er bislang mit seinem Schlepper aus dem Jahr 1954 unternommen hat.
    Egon Fleischner und sein Hanomag sind startklar. Mit der Bayern- und der Königsmoosfahne zieht er am 31. Mai gen Norden. Es wird die weiteste Reise, die er bislang mit seinem Schlepper aus dem Jahr 1954 unternommen hat. Foto: Claudia Stegmann

    Der Hanomag glänzt in der Sonne, das Pin-up-Girl lächelt gut gelaunt vom Kühlergrill. Und auch Egon Fleischner ist mit dem Ergebnis zufrieden. „Alles, was man an dem Schlepper überhaupt umdrehen kann, wurde im letzten halben Jahr gemacht“, sagt der Klingsmooser. Motor, Bremsen, Lager, Keilriemen, Öl... alle Bestandteile des R 460 wurden gecheckt und fit gemacht. Denn

    Willy Fuchs aus Ehingen wird Egon Fleischner begleiten. Der 68-Jährige fährt mit seinem Deutz D40.L aus dem Jahr 1964.
    Willy Fuchs aus Ehingen wird Egon Fleischner begleiten. Der 68-Jährige fährt mit seinem Deutz D40.L aus dem Jahr 1964. Foto: privat

    Egon Fleischner wird auf seinem Abenteuer nicht alleine sein. Willy Fuchs aus Ehingen im Landkreis Donau-Ries wird ihn begleiten, und zwar mit seinem eigenen Bulldog, einem Deutz D40.L aus dem Jahr 1964. Egon Fleischner hatte in einer Fachzeitschrift eine Anzeige aufgegeben, in der er einen Weggefährten suchte – und der 68-Jährige erwies sich als der Richtige. „Er ist Landmaschinenmechaniker, hat schon ein paar schöne Sachen gemacht und ist auch ein ganz Genauer“, beurteilt der Klingsmooser seinen Reisebegleiter. Gerade Letzteres war für ihn ein wichtiges Kriterium, denn mit einem „Passt scho“ kann er nichts anfangen: „Wenn ich erkenne, dass ich etwas besser machen kann, dann setze ich das auch um.“

    Den Schlepper kaufte Egon Fleischner einem Zirkusbesitzer ab

    Die Idee, mit einem Oldtimer-Schlepper ans nördliche Ende Europas zu fahren, hatte er bereits vor etlichen Jahren. Nur das passende Gefährt fehlte ihm dazu. Also kaufte er vor sechs Jahren einem Schweizer Zirkusbesitzer den Hanomag ab, „denn der ist angenehm zu fahren und für Langstrecken gemacht“. Allerdings waren ordentlich Zeit und Geld notwendig, um aus dem maroden Bulldog ein reisetüchtiges Vehikel zu machen. Die Stunden, die er und ein Bekannter in die Restaurierung gesteckt haben, sind ungezählt, doch die Mühen haben sich gelohnt: Heute hat der Hanomag ein Cabriodach, eine Servolenkung, Reifen mit niedrigem Luftdruck für eine angenehme Federung – und für die Fahrt nach Norwegen einen extra bequemen Sitz. Denn um die täglich anvisierten 200 Kilometer zu schaffen, müssen Egon Fleischner und sein Begleiter rund zehn Stunden hinter dem Lenkrad sitzen.

    Darf als einzige Frau mit: das Continental Pin-up-Girl.
    Darf als einzige Frau mit: das Continental Pin-up-Girl. Foto: Claudia Stegmann

    Für den passionierten Oldtimerfreund ist das aber kein Problem. Im Gegenteil: Die Ausfahrten mit dem Hanomag, die ihn und seine Frau Silvia schon nach Ostfriesland, nach Südtirol, in die Schweiz oder nach Österreich geführt haben, seien immer ein Erlebnis gewesen. „Gerade die langsame Fahrt ist traumhaft und entschleunigt ungemein. Außerdem sieht man unglaublich viel von der Landschaft und der Kontakt zu den Leuten ist unvergleichbar“, sagt er und erzählt von Passanten, die an der Ampel winken, Fotos knipsen oder mit begeisterter Neugierde den Schlepper inspizieren.

    Diese Aufmerksamkeit dürfte Egon Fleischner und Willy Fuchs auch auf ihrer Fahrt in den Norden sicher sein. Die Abfahrt ist für den 31. Mai geplant, gleich in der Früh um sechs. In Beilngries wollen sich die beiden treffen, von dort aus geht es im Konvoi vorbei an Nürnberg über Leipzig nach Rostock. Die Fähre bringt sie dann nach Trelleborg in Südschweden, von wo aus sie entlang der Ostsee über Stockholm nach Finnland und Norwegen tuckern. Geschlafen wird im Wohnwagen, der ähnlich akribisch für die Reise vorbereitet wurde wie das Zugpferd. Dusche, Toilette, Kühlschrank, Gefrierfach, Fernseher, Grill – es ist alles da, was man für eine angenehme Tour braucht. Darüber hinaus sorgen zwei Batterien dafür, dass das mobile Zuhause komplett autark läuft.

    Die letzten Kilometer fährt Egon Fleischner in einem Tunnel unter dem Meer

    Der Globus am Nordkap ist das Ziel der Reise.
    Der Globus am Nordkap ist das Ziel der Reise. Foto: Arnd Petry, dpa

    Grundsätzlich gilt: Der Weg ist das Ziel. Doch die beiden lassen sich nicht hetzen – was bei 30 Stundenkilometern auch schwer möglich ist. „Wo’s uns gefällt, bleiben wir. Dann erkunden wir mit dem Rad die Gegend oder machen auch mal nichts“, haben sich Egon Fleischner und Willy Fuchs vorgenommen. Doch ihr Ziel wird sie stets antreiben: das Nordkap, wenngleich geografisch nicht das nördlichste, wohl aber das berühmteste Ende Europas. Die letzten Kilometer zum

    Vor den beiden liegen acht ereignisreiche Wochen. Landschaft und Menschen werden sich ändern wie das Wetter. Seine Erlebnisse wird der Klingsmooser in einem Tagebuch und mit seiner Webkamera, die er am Kühlergrill installiert, festhalten. Doch auf eines freut er sich am meisten: „Auf’s wieder heimkommen!“ Denn so gerne er fortfahren würde: Am wichtigsten sei es doch, wieder gesund nach Hause zu kommen. 

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