Es war der bayerische Kurfürst Karl Theodor, der den Grundstein für die Besiedelung des Donaumooses legte. Denn er war es, der Ende des 18. Jahrhunderts die Trockenlegung der einst unzugänglichen Moorlandschaft vorantrieb. Über all die Jahre entwickelten sich die Menschen, die Landwirtschaft, die Kultur - und schrieben Geschichte. Und genau diese soll ein Museumsdepot im Herzen des Donaumooses, am Haus im Moos in Kleinhohenried erzählen und mit zahlreichen Exponaten sprichwörtlich greifbar machen. Das Team für dieses einmalige Projekt steht und hat bereits seine Arbeit aufgenommen. Die Projektleiterin dafür hat der Donaumoos-Stiftungsrat in seiner jüngsten Sitzung nun auch offiziell bestätigt.
Von Fotos, Bildern, Schriften über Kleider bis hin zu landwirtschaftlichen Geräten und Möbeln: Über 20.000 Objekte verwahrt der Kulturhistorische Verein Donaumoos seit 40 Jahren an verschiedenen Standorten, das Groß davon in der alten Putzerei in Karlshuld. Wie Bürgermeister Lederer allerdings erst vor Kurzem erneut berichtete, muss dieses zeitnah geräumt werden, da man die Räumlichkeiten herrichten und für die Bevölkerung zugänglich machen will - und bis Ende 2025 sollen die Räume leer sein.
Seit Anfang des Jahres ist das "Team Sammlungsqualifizierung" nun vollständig und arbeitet bereits fleißig. Dazu gehören Sammlungs-Managerin Rebekka Ebert-Schwarz, Museumstechniker Michael Tme, der zuvor in Karlshuld als Zimmerer gearbeitet hat, sowie Dokumentarin Lisa Lang und Manfred Wasem, der bei der Öffentlichkeitsarbeit unterstützt. Den Hut auf hat Projektleiterin Sibylle Küttner, die seit 1. Dezember da ist - und aus dem hohen Norden ins oberbayerische Karlshuld gekommen ist.
Sonderprojekt für Museumsdepot im Donaumoos läuft bis 2025
Küttner bringt über 25 Jahre Museumserfahrung mit sowie eine entsprechend fundierte Ausbildung. Aufgewachsen in Nordhessen studierte sie Geschichte, Geografie und Archäologie. Sie arbeitete unter anderem als Leiterin der Abteilung Harburger Geschichte des Hamburger Helms-Museums sowie des Museums Starnbeger See. Wie sie dem Stiftungsrat berichtete, hat sie bereits bei einigen ähnlichen Projekten zur Sammlungsqualifizierung mitgewirkt. Zudem hat sie Erfahrung im Stiftungswesen. So war Küttner stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gartenbaumuseums in Erfurt, kennt also auch die Gremienarbeit. Und jetzt "freue ich mich total, so eine wunderbare Aufgabe hier im Donaumoos angehen zu können". Sie sei sehr dankbar, dass sie den Zuschlag für die ausgeschriebene Stelle bekommen habe. "Es ist wirklich eine Herausforderung, aber mit diesem Team sehe ich dem Ganzen absolut positiv und furchtlos gegenüber, weil wir wirklich eine schlagkräftige Truppe sind."
Das Projekt läuft bis 2025 und hat gleich mehrere Ziele, wie Küttner in ihrer Präsentation erklärte. So soll ein zukunftsfähiges Museums- und Sammlungskonzept formuliert, die Sammlung deutlich reduziert und profiliert sowie die Objekte aus der alten Putzerei erfasst und in einem Zwischendepot untergebracht werden. "Wir sieben und trennen sozusagen die Spreu vom Weizen", sagt die Expertin. So wird in einem ersten Schritt die Arbeitsfähigkeit hergestellt, sprich: Es braucht ein Büro sowie entsprechende Bürotechnik, untergebracht im Theresienbau an der Karlshulder Hauptstraße. Weiter geht es mit der Vorbereitung der Dokumentation sowie Inventarisation, also der Erstellung von entsprechenden Dokumentationsrichtlinien sowie der Vorbereitung für Objektlisten. Und dann geht es schon in die Putzerei, was Küttner mit dem "Öffnen der Büchse der Pandora" vergleicht.
Sibylle Küttner leitet Sonderprojekt Museumsdepot im Donaumoos
Allein in dem Gebäude auf dem Areal des ehemaligen Moorversuchsguts lagern 1500 Kubikmeter historischer Objekte, zahlreiche weitere sind an anderen Standorten untergebracht, etwa auf einem privaten Hof in Grasheim. Hier braucht es nun die Planung eines Zwischendepots sowie eines Umzugs. Dazu gehört auch, ein sogenanntes Mengengerüst zu erstellen sowie die Transportwege zu kalkulieren. Es folgen viele weitere Planungen, darunter zu Kosten, Zeit und Priorisierung sowie wichtige Arbeitssitzungen und Treffen mit entsprechenden Fachstellen, um offene Fragen zu klären. Doch auch die Öffentlichkeitsarbeit spielt eine entscheidende Rolle, etwa regelmäßige Berichterstattung in verschiedenen Gremien, oder auch die Beteiligung an Veranstaltungen. So ist zum Beispiel ein Stand des Projektteams beim Donaumoos-Erlebnis vom Haus im Moos am 6. und 7. Mai geplant.
Der größte Brocken des Projekts dürfe aber die Sichtung und Qualifizierung der Objekte sein. "Wir entwickeln einen Fragebogen, dem sich jedes einzelne Objekt stellen muss", erklärte Sibylle Küttner. Hierbei gehe es auch um den Erhaltungszustand, die Frage, ob man überhaupt technisch dazu in der Lage sei, die Dinge zu bewahren - und natürlich der Frage nach dem Bezug zur Region nachzugehen: "Was sagt ein Objekt über die Geschichte hier aus?"
Die Projektleiterin drückte erneut ihre Dankbarkeit gegenüber ihrem Projektteam, aber auch aller Mitarbeiter des Hauses im Moos aus. "Mir ist mehr als bewusst, dass alle Mitarbeiter tolle Unterstützungsarbeit leisten werden." Besonders zu nennen ist hier Museumsleiter Fritz Koch, der das Projektteam zum Museumsdepot mit seinem jahrzehntelangen Fachwissen unterstützen wird. "Es ist eine wahre Freude, zu sehen, wie weit wir schon sind", sagte Stiftungs- und Bezirksrätin Martina Keßler. Es sei ein weltweit einmaliger Schatz, den man hier habe "und das macht mich schon echt stolz".