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Karlshuld: Grüner Wasserstoff aus dem Donaumoos: Karlshuld trifft elementare Entscheidung

Karlshuld

Grüner Wasserstoff aus dem Donaumoos: Karlshuld trifft elementare Entscheidung

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    Mit Photovoltaik-Freiflächenanlagen will die Gemeinde Karlshuld gemeinsam mit den Stadtwerken Ingolstadt regenerative Energie mitten im Donaumoos erzeugen.
    Mit Photovoltaik-Freiflächenanlagen will die Gemeinde Karlshuld gemeinsam mit den Stadtwerken Ingolstadt regenerative Energie mitten im Donaumoos erzeugen. Foto: Patrick Pleul, dpa (Symbolbild)

    Photovoltaik, Wasserstofferzeugung und Moorschutz: Das alles soll in einem Projekt verknüpft werden, das die Donaumoosgemeinde Karlshuld gemeinsam mit den Stadtwerken Ingolstadt anstrebt. Den ersten Berührungspunkt mit dem Thema hatte die Kommune 2020. Nun, gut zwei Jahre später, hat der Gemeinderat einen grundlegenden Beschluss gefasst und der Gründung einer Energiegesellschaft mit den Stadtwerken zugestimmt. "Wir im Gemeinderat waren von Anfang an überzeugt, dass das ein wichtiges Thema für Karlshuld sein wird", sagte Bürgermeister Michael Lederer in der Sitzung am Montagabend.

    Karlshuld möchte in Zukunft mittels einer Photovoltaik-Freifllächenanlage auf einem rund 60 Hektar großen Areal an der Schrobenhausener Straße in Richtung Königsmoos CO₂-neutrale Energie produzieren. Ein Teil des durch Sonnenenergie erzeugten Stroms soll in die gemeindlichen Liegenschaften sowie in die öffentlichen Einrichtungen fließen, etwa in den Betrieb der Wärmepumpe an der Schule. Der andere Teil fließt in die Produktion von grünem Wasserstoff. Ein sogenannter Elektrolyseur erzeugt dabei aus Wasser und elektrischem Strom

    Wasserstoff: Gemeinde Karlshuld stimmt für Vereinbarung mit Stadtwerken Ingolstadt

    Es ist ein Leuchtturmprojekt und ein solches, das in Sachen Energiewende von überregionaler Bedeutung ist. "Als wir die ersten Konzepte gesehen haben, wie so etwas umgesetzt werden kann, waren wir sofort Feuer und Flamme", betonte Lederer. Von Anfang an war geplant, das Projekt in Form einer Energiegesellschaft mit Beteiligung eines Energieunternehmens aus der Region umzusetzen. Interessenten gab es genug, den Zuschlag bekamen am Ende die Stadtwerke Ingolstadt – und damit konnten die ersten Gespräche starten. 

    Eine Absichtserklärung für das Millionenprojekt unterzeichneten die Donaumoosgemeinde und der Energieversorger im August vergangenen Jahres. Zuvor wurden die Bürger mit einer Broschüre umfassend über das Millionenprojekt informiert. Zuvor, im März 2021, hätte die große Mehrheit der Flächeneigentümer zugestimmt, "mitzumachen", berichtete Lederer. Im Anschluss ging es an die Gestaltung der ersten Verträge – und einer davon, der sogenannte Konsortialvertrag, also die Vereinbarung der beiden Parteien, lag nun dem Gemeinderat zur Zustimmung vor, "ein Pamphlet, an dem wir seit April arbeiten", sagte der Rathauschef und verwies dabei auf juristische Beratung. "Oft ist der Weg klar, aber dann kommen die juristischen Spitzfindigkeiten." Da das Projekt auf mehr als zwei Jahrzehnte ausgelegt sei, sei es wichtig, alles genau durchzusprechen.

    So vielfältig lässt sich Wasserstoff einsetzen

    Strom und Wärme: Wasserstoff ist energiereich. Erneuerbar erzeugte Energie lässt sich damit längere Zeit speichern. Wird etwa nachts oder im Winter Strom benötigt, kann der Wasserstoff wieder zur Stromerzeugung genutzt werden. Dies geschieht in einer Brennstoffzelle. Dabei wird auch Wärme frei, die zum Heizen genutzt werden kann. Der Strom aus der Brennstoffzelle kann dann im Haus genutzt werden oder zurück ins Stromnetz fließen.

    Verkehr: Mit Wasserstoff kann man auch Autos, Laster oder Züge antreiben. Das funktioniert auch über eine Brennstoffzelle, die mit dem Wasserstoff Strom erzeugt. Der Strom treibt dann einen E-Motor und damit das Fahrzeug an. Auf Basis von Wasserstoff lassen sich auch künstliche Treibstoffe herstellen, zum Beispiel Kerosin. Der Vorteil: Diese sind dann nicht mehr fossilen Ursprungs und klimaneutral.

    Industrie: Wasserstoff kann auch in der Industrie helfen, Emissionen des Klimagases CO₂ zu senken. Besonders große Vermeidungspotentiale gibt es in der Stahlindustrie. Statt Koks lässt sich Wasserstoff in Hochöfen einsetzen, den Sauerstoffgehalt von Eisenerz zu senken.

    Konkret regelt der Vertrag die Ausgestaltung der Energiegesellschaft sowie die jeweiligen Zuständigkeiten. Grundsätzlich gelten Gemeinden und Stadtwerke als gleichberechtigte Partner. So stellt jede Partei einen Geschäftsführer sowie drei Mitglieder im Aufsichtsrat der Betreibergesellschaft, die den Namen EnKaIn GmbH & Co. KG tragen soll, und investiert je 20 Prozent Eigenkapital in die Gesamtinvestitionen. Die Unternehmensform der GmbH & Co. KG sei bewusst so gewählt, wie Thomas Wolf von der Rechtsberatung Rödl & Partner sagte. "Hier haften die Beteiligten nicht mit dem Gesellschafts- oder dem persönlichen Vermögen, sondern mit dem eingesetzten Kapital", so der Fachmann. Die Gemeinde gehe also kein Risiko ein, "das war uns bei der Ausgestaltung des Vertrags wichtig", so Wolf. 

    Im Donaumoos soll mit Photovoltaik-Anlagen regenerative Energie erzeugt werden

    "Kann man das denn alles auf zehn Jahre vorausberechnen, vor allem mit Blick auf die aktuelle Entwicklung bei den Strompreisen?", wollte Reinhard Schläfer wissen. All die Berechnungen, die bisherigen Planungen sowie Analysen beruhen auf Prognosen, wie Michael Rogoll von Rödl & Partner erklärte. "Risiken spielen natürlich eine Rolle, die kann man nicht ausblenden." Es gebe immer Unsicherheiten, momentan mehr denn je. "Aber jetzt schauen wir erst mal, was wäre wenn und dann sehen wir weiter." 

    Staatssekretär und Gemeinderat Roland Weigert brachte es auf den Punkt: "Was in der Zukunft ist, das weiß kein Mensch, wir können nur auf der Grundlage von Annahmen ein Modell spinnen." Ob diese Annahmen dann eintreffen, das wisse keiner. "Ein Scheiter-Risiko gibt es immer", sagte Weigert. Erweitere ein Unternehmer sein Geschäft, wisse er ja auch nicht, ob es sich am Ende rentiere. Vom Gremium gab es schlussendlich den Segen für die Vereinbarung, "für ein Projekt, das uns mit Sicherheit begeistern wird", sagte Lederer. 

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