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Karl Theodor: 300 Jahre Kulturerbe in Neuburg feiern

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Historisches Stichwort: Ein ‚Glücksschwein‘ feiert 300. Geburtstag

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    Karl Theodor war der letzte bayerische Kurfürst und Kultivierer des Donaumooses. Das Portrait von Hofmaler Georges Desmarées hängt im Schloss.
    Karl Theodor war der letzte bayerische Kurfürst und Kultivierer des Donaumooses. Das Portrait von Hofmaler Georges Desmarées hängt im Schloss. Foto: Winfried Rein

    Die längste Regierungszeit aller Fürsten, die je über Neuburg herrschten, hatte nicht etwa Pfalzgraf Ottheinrich, der bis heute wohl am stärksten im Gedächtnis der Neuburger geblieben ist, oder Philipp Wilhelm, der berühmte „Schwiegervater Europas“, sondern Karl Theodor (1724-1799). Da dieser Kurfürst heuer gleich ein doppeltes Jubiläum hat – den 225. Todestag und den 300. Geburtstag – war und ist in diesem Jahr relativ viel von Karl Theodor zu hören und zu lesen. Genannt seien hier beispielsweise nur ein neues Buch und ein Film von Bernhard Graf. Auch der Karl-Theodor-Preis wurde bereits im Frühjahr im Bayerischen Landtag verliehen.

    Aber wirklich gefeiert wird in Bayern dieses Doppeljubiläum eher nicht, auch wenn die Schlösserverwaltung eine Reihe von Beiträgen veröffentlicht hat und Sonderführungen anbietet. In der ehemaligen Kurpfalz dagegen, in Mannheim und Schwetzingen, gab es ein ganzes Feuerwerk von Veranstaltungen, die den dort geschätzten Fürsten hochleben ließen und seine Leistungen in den Bereichen Kunst, Kultur, Wissenschaft und Landesentwicklung würdigten. Der Höhepunkt der Feierlichkeiten war vom 4. November, dem Karlstag, bis zum 10. Dezember, dem Geburtstag von Karl Theodor.

    Kurfürst Karl Theodor kam erst im Jahr 1752 nach Neuburg

    Die Unbeliebtheit Karl Theodors in Bayern vor allem wegen seiner Ländertauschpläne ist hinlänglich bekannt. Ebenso, dass er nur widerwillig nach München umzog, als er 1777/78 zu seinen pfälzischen Landen auch noch das Kurfürstentum Bayern erbte. In der Pfalz – und zwar sowohl in der Kurpfalz als auch in Pfalz-Neuburg – herrschte er bereits seit dem Tod Karl Philipps (1661-1742), seines Verwandten aus dem Hause Neuburg, der den Weg für den erst 18-jährigen Karl Theodor freimachte. Eigentlich hätte dieser nach der Hochzeit im Frühjahr 1742 mit seiner Braut Elisabeth Auguste, einer Enkelin Karl Philipps, in das Neuburger Schloss einziehen sollen. Einige Räume wurden eigens dafür geschmackvoll hergerichtet, wovon sich Besucher des Schlossmuseums noch heute überzeugen können, etwa wenn sie das prächtige Deckengemälde mit der „Göttlichen Vorsehung“ bewundern.

    Der Neuburger Karlsplatz ist nach Kurfürst Karl Theodor benannt. Er diente einst als Paradeplatz.
    Der Neuburger Karlsplatz ist nach Kurfürst Karl Theodor benannt. Er diente einst als Paradeplatz. Foto: Augsburger Allgemeine

    Aber der Erbfall noch an Silvester 1742 ließ Karl Theodor in Mannheim bleiben. Erst 1752 kam er nach Neuburg und ließ dort sowohl das Jagdschloss Grünau als auch das Gestüt Rohrenfeld renovieren. Von dem Besuch zeugt bis heute das 1752 am Neuburger Residenztor angebrachte Wappen des „Herren der Sieben Länder“, wie man Karl Theodor aufgrund seiner zahlreichen ererbten Territorien nannte. Bereits 1747 hatte er die Neuburger Schlossgrotten wieder instand gesetzt, die seitdem die in Muscheln geformten Monogramme des kurfürstlichen Paares zeigen.

    Karlskron und Karlshuld sind nach Karl Theodor benannt

    Bedeutend ist Karl Theodor auch für den Straßenbau in seinen Ländern, nicht zuletzt um Neuburg. Auf ihn geht nicht nur die schnurgerade Grünauer Straße zurück, sondern auch weitere „Chausseen“ oder Alleen wie die von der Donaubrücke Richtung Bittenbrunn und Ried. Und auch dem Militär widmete sich der sonst eher für seinen Kunstsinn bekannte Fürst: In Neuburg ließ er 1767/68 eine Kaserne bauen, das heutige Landratsamt. Der nach ihm benannte Karlsplatz diente auch als Paradeplatz. Am nachhaltigsten prägte Karl Theodor die Region freilich durch die ab 1790 erfolgte Trockenlegung und Besiedelung des Donaumooses, auch mit Kolonisten aus der Pfalz. Die Ortsnamen Karlskron und Karlshuld verweisen darauf ebenso wie Neuschwetzingen oder Marienheim, das den Namen der zweiten Gattin Karl-Theodors erhielt und bis heute eine Karl-Theodor-Straße hat. Stengelheim trägt den Namen Stephan von Stengels, der vermutlich eines der zahlreichen unehelichen Kinder des Kurfürsten war.

    Dass Karl Theodor sehr lebens- und sinnesfoh war, ist nicht nur durch seine Liebe zu Frauen und zur Musik bekannt. Auch dem Wein war er zugetan: In der alten kurpfälzischen Hauptstadt Heidelberg ließ er ein riesiges Fass bauen, das über 220.000 Liter Wein lagern konnte. Mehr zum Thema Wein bietet übrigens die noch laufende Ausstellung im Stadtmuseum „Weiß? Blau? Rot? – Vom Wein in Neuburg an der Donau“.

    Die Ehe mit Elisabeth Auguste verlief freilich unglücklich. Der langersehnte Thronfolger starb 1761 bereits einen Tag nach der Geburt. So entschloss sich Karl Theodor nach dem Tod seiner ersten Frau 1794, im Alter von 70 Jahren noch einmal zu heiraten. Seine Wahl fiel auf die erst 18-jährige Marie Leopoldine von Österreich-Este (1776-1848). Auch diese Ehe blieb kinderlos. Karl Theodor starb am 16. Februar 1799. Vier Tage zuvor hatte ihn beim Kartenspiel der Schlag getroffen. Während König Friedrich II. von Preußen Karl Theodor im Leben wegen seiner Erbschaften als „Glücksschwein“ bezeichnet hatte, mag wohl manch ein leidenschaftlicher Kartenspieler denken, dass er es auch im Tod kaum glücklicher hätte treffen können. Seine Witwe Marie Leopoldine ließ sich wenige Jahre später in Stepperg nieder. In Neuburg ist nach ihr die Leopoldineninsel benannt.

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