Elizebeth Smith kennt und liebt den Dichter Shakespeare wie wohl wenige, sie studiert Sprachen, arbeitet in einer Bibliothek und wird dort von einem geldigen Geschäftsmann für dessen Forschungsinstitut abgeworben. Seine fixe Idee, Shakespeare sei nicht der Autor seiner Werke, sondern vielmehr dessen Zeitgenosse Francis Bacon. Dies soll die junge Frau nun in Textstudien belegen.
„Code Shakespeare“ heißt die erste Eigenproduktion des Altstadttheaters in der neuen Spielzeit, die jetzt Premiere hatte. Falco Blome zeichnet für Regie und Textfassung verantwortlich und letzteres verdient besondere Betonung. Es ist nicht das erste Mal, dass Blome ein Stück abliefert, dass einen durch seine straffen Szenen und seine ungekünstelten Dialoge packt und das Zeug hat, einen aus der Wohnzimmer-Atmosphäre des Theaters in andere Welten zu entführen. Genau genommen bewältigen wir in etwas mehr als einer Stunde einen Gang durch ein Jahrhundert, durch Welt- und Machtpolitik, durch Krisen, Kriminalfälle und Kriege. Und man wundert sich, wie eine auf den ersten Blick abseitige Leidenschaft, das Ver- und Entschlüsseln von Informationen, durch systematisch-logische und vor allem beharrliche Arbeit zur Methode, zu einer Wissenschaft wurde.
Elizebeth Smith im Zentrum von „Code Shakespeare“ im Altstadttheater
Adelheid Bräu muss sich am Premierenabend erst einfinden in die Figur der Kryptologin Smith, einen eigenen Ton finden zwischen Shakespeare-Rezitation, Ehedialog und Wissenschaftsdisput. In sämtlichen männlichen Rollen, ob Partner oder Widerpart, überzeugt in allen Tonlagen Thomas Weber. Die stückweise Demontage der sparsam möblierten Bühne endet in einem traurigen Bild, das der bitteren Lebensbilanz der Wissenschaftlerin gleicht: alle ihre Erkenntnisse und Entdeckungen gewann sie letztlich um den Preis der Freiheit.
Blome erzählt uns kein Märchen, Elizebeth Smith-Friedman lebte von 1892 bis 1980 und hat gemeinsam mit ihrem Mann William Wegweisendes für die Kryptologie geleistet. Zugleich mussten beide immer wieder erleben, wie ihre Arbeit missbraucht wurde, ihr Wissen die Macht Anderer, nicht immer der Guten, vergrößerte. Man darf es Blome auch als Verdienst anrechnen, dass er die bislang wie so oft männlich dominierte Rezeption dieses Themengebiets – man denke etwa an Alan Turing – ein wenig in Bewegung gebracht hat.
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