Obwohl sich rein gesellschaftsrechtlich viel ändert, soll für die Beschäftigten und auch für die Patienten alles gleich bleiben. Den ganzen Sommer über wurde diskutiert. Am Mittwoch hat nun auch der Krankenhauszweckverband dafür gestimmt, dass die psychiatrisch-psychosomatische Versorgung der Region 10 in die Obhut der Kliniken des Bezirks Oberbayern, kurz kbo, übergeht. Der Ingolstädter Stadtrat hatte sich bereits am Dienstag für diesen Schritt entschieden und auch der Bezirk Oberbayern hatte grünes Licht gegeben. Die somatische Versorgung verbleibt beim Klinikum Ingolstadt.
Dies bedeutet, dass nach dem kommenden Jahr als Vorbereitungsphase ab dem 1. Januar 2026 die psychiatrische und psychosomatische Versorgung am Zentrum für psychische Gesundheit (ZPG) von der somatischen Versorgung am Klinikum Ingolstadt gesellschaftlich getrennt wird. Gleiches gilt für die weiteren psychiatrischen und psychosomatischen Bereiche, einschließlich der Tageskliniken Münchner Straße und Eichstätt sowie der Psychosomatik am Anna-Ponschab-Haus – mit Ausnahme der dort untergebrachten psychiatrischen Langzeitpflege der Alten- und Pflegeheim GmbH. Klingt kompliziert, ist es auch, aber: Für die Beschäftigten und für die Patienten soll sich nichts ändern. Jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter würde zu den bisherigen Konditionen übernommen, allerdings auch niemand gezwungen.
Das Zentrum für psychische Gesundheit wird gemeinsam mit den Tageskliniken als Teil einer neu gegründeten kbo-Donau-Altmühl-gGmbH eingegliedert. Die Geschäftsführung der gemeinnützige GmbH wird Nikolaus Schrenk übernehmen. Der Bezirk bleibt im Zweckverband, der wie bisher weiter besteht. Ingolstadts Oberbürgermeister Christian Scharpf zeigte sich zufrieden mit dem Ergebnis. Schließlich habe das Klinikum ja auch vorher schon sehr gut mit dem Bezirk zusammengearbeitet. „Ich freue mich, dass wir zwei Dinge erreichen konnten: Erstens bleibt die psychiatrisch-psychosomatische Versorgung in Ingolstadt und der Region auch künftig auf einem sehr guten Niveau. Und zweitens werden im Rahmen des Übergangs der Trägerschaft keine Mitarbeiterin und kein Mitarbeiter schlechter gestellt. Das regelt ein Personalüberleitungsvertrag.“
Kbo übernimmt psychiatrische Versorgung in Ingolstadt
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden vorab informiert. Das Treffen ist laut Scharpf sehr konstruktiv verlaufen. Betroffen von der Übernahme sind rund 420 Vollkräfte im medizinischen Bereich. Wer aus der Verwaltung in die neu gegründete gGmbH wechseln wird, muss erst noch ermittelt werden.
Bezirkstagspräsident Thomas Schwarzenberger betonte, dass die Regelung in Ingolstadt ein Exot gewesen sei. Die kbo sorge mittlerweile an 50 Standorten mit insgesamt 8400 Beschäftigten für die seelische Gesundheit und könne die langjährige psychiatrische Kompetenz dieses Kommunalunternehmens voll ausspielen.
Der Direktor des Zentrums für psychische Gesundheit, Professor Thomas Pollmächer, sieht in der geänderten Trägerschaft auch eine Reaktion auf die geänderten Bedingungen im Gesundheitswesen. Bei der Gründung vor über 40 Jahren sei Ingolstadt ein Leuchtturmprojekt gewesen. Damals seien Psychosomatik und Psychiatrie verzahnt worden. Nun reagiere man auf veränderte Rahmenbedingungen. „Auch bisher haben wir mit den kbo bestens zusammengearbeitet.“
Mit Änderung der Trägerschaft übernimmt der Bezirk ebenfalls die Kosten für den Betrieb. Für den derzeit auf dem Klinikcampus entstehenden Neubau des Zentrums für psychische Gesundheit wird ab 2026 der Bezirk allein verantwortlich zeichnen. Um die weitere Ausarbeitung und die Umsetzung dieses Vorhabens im kommenden Jahr zu realisieren, haben die Stadt, der Bezirk und das Klinikum eine Grundlagenvereinbarung abgeschlossen. In den kommenden Monaten wird der geordnete Übergang der klinischen psychiatrisch-psychosomatischen Versorgung der Region auf die Kliniken des Bezirks Oberbayern umgesetzt – unter Berücksichtigung der künftigen Zusammenarbeit mit der wechselseitigen Inanspruchnahme von Leistungen. Vor allem die teils beiderseitige Nutzung der Infrastruktur auf dem Klinikcampus muss dabei berücksichtigt werden.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden