Tagtäglich fahren an die 50.000 Autos über den Audi-Kreisel, seit er 1992 eröffnet worden ist. Die Menschen kommen aus Neuburg und wollen in den Westpark, Ingolstädter aus der Innenstadt fahren ins Klinikum und Eichstätter nutzen ihn, wenn sie in der Altstadt ausgehen wollen.
Der Audi-Kreisel im Westen Ingolstadts ist einer der Hauptverkehrsknotenpunkte in der Stadt, immerhin verbindet er mit der Neuburger, der Friedrichshofener und der Richard-Wagner-Straße einige der wichtigsten Verkehrsadern Ingolstadts. Und mit dem markanten, riesigen Audi-Modell in seiner Mitte ist er zu so etwas wie einem inoffiziellen Wahrzeichen Ingolstadts geworden - wenn auch vielleicht nicht unbedingt zu seinem schönsten. Ingolstadt ohne den Audi-Kreisel, das ist jedenfalls kaum vorstellbar. Oder vielleicht doch?
Am Audi-Kreisel in Ingolstadt soll ein neues Quartier namens Inge entstehen
Bei einem europäischen Wettbewerb mit der Bezeichnung "Europan E17" sollten sich junge Stadtplanerinnen und Stadtplaner Gedanken machen, wie sie das gesamte Areal neu gestalten würden. Als Siegerentwurf hat sich ein Projekt namens "Inge" herauskristallisiert. Wer genau auf die Skizze schaut, der entdeckt zwar vier große Straßen, aber keinen Kreisverkehr mehr. Denn der soll, geht es nach den Planern und Architekten Matti Drechsel (München), Maria Frölich-Kulik (Weimar) und Atidh Jonas Langbein (Weimar), völlig aus dem Stadtbild verschwinden. Der Ingolstädter Stadtrat wird sich in seiner kommenden Sitzung am 29. Februar mit den Ideen befassen.
Die riesige Grünfläche inmitten des Kreisverkehrs mit immerhin gut 11.000 Quadratmetern soll sich in der Vorstellung der Planer in ein neues Quartier verwandeln. Dort, wo jetzt noch unentwegt die Autos rollen und es laut Statistik im Jahr 2022 auch 77 Mal gekracht hat, soll es bald schon viel Grün, viele Wohnungen und vor allen Dingen viel Platz und gut ausgebaute Wege für Fußgängerinnen und Radfahrer geben. Denn genau das ist die Absicht des Ideenwettbewerbs: Er will innovative und visionäre Vorstellungen aufzeigen, wie Städte in den Bereichen Bauen und Verkehr nachhaltig gestaltet, fit für den Klimawandel und generell zukunftsfähig gemacht werden können.
Ingolstadt will eine Abkehr von der autogerechten Stadt
Nicht nur, dass mitten in der Stadt eine große Fläche brach liegt, hat die Verantwortlichen der Stadt Ingolstadt dazu bewogen, das Gelände am Audi-Ring überplanen zu lassen. Es ging auch darum, "die den städtebaulichen Maßstab sprengende Kreisverkehrsanlage" aufzulösen zugunsten einer kleinteiligeren Struktur, was letztendlich auch eine Abkehr von einer "autogerechten Stadt" bedeutet. So jedenfalls steht es in der Sitzungsvorlage, die am Mittwoch dem Stadtplanungsausschuss präsentiert wurde.
Der Westen Ingolstadts ist jener Teil der Stadt, der sich in den kommenden Jahren rapide verändern wird. Allein an der Stinnesstraße entstehen mehr als 600 Wohnungen und das Baugebiet am Dachsberg in Friedrichshofen wird zudem für viel Zuzug sorgen, berichtet Stadtbaurätin Ulrike Wittmann-Brand. Hinzu kommt der Piuspark, der nach dem Ende der Landesgartenschau das neue grüne Zentrum im Westen der Stadt ist und gleich neben dem Kreisverkehr liegt.
Ob es allerdings überhaupt irgendwann soweit kommt und der Kreisel aus der Stadt und von der Landkarte verschwindet, ist noch längst nicht entschieden. Denn der Entwurf soll in erster Linie eine Grundlage für konkrete Planungen sein. Zunächst müssen verkehrstechnische Berechnungen zeigen, ob die Ideen überhaupt umgesetzt werden können. Dann muss auch noch der Stadtrat seine Zustimmung geben. Und selbst wenn das alles der Fall ist, wird es sich laut Wittmann-Brand noch einige Jahre hinziehen. Sie rechnet allein mit einem reinen Planungshorizont von drei bis vier Jahren.