Herr Dr. Tiete, in der Neujahrsansprache des vergangenen Jahres haben Sie das Jahr 2021 als ein sehr anstrengendes für das Klinikum Ingolstadt bezeichnet. Gilt dies auch für das Jahr 2022?
ANDREAS TIETE: Die Corona-Pandemie hat auch das Jahr 2022 geprägt, das damit genauso herausfordernd wie die beiden Jahre davor war. Im Herbst hatten wir einen Höchststand an Patientinnen und Patienten, die sich mit dem Corona-Virus infiziert hatten, und gleichzeitig einen Ausfall an Mitarbeitenden, vor allem durch andere Erkrankungen als durch eine Corona-Infektion, in bisher nicht gekanntem Maße. Zeitweise lag die Ausfallquote des Personals bei mehr als zehn Prozent. Sie alle standen nicht mehr für die Versorgung der Patientinnen und Patienten zur Verfügung. Und auch jetzt ist es so, dass es uns nur mit Mühe möglich ist, den Krankenhausbetrieb im gewohnten Umfang aufrechtzuerhalten, da die Zahl der an Corona-Erkrankten, aber nicht nur dieser Patientengruppe, wieder zunimmt. Der Druck auf die Notaufnahme im Klinikum ist außerdem extrem hoch, insbesondere auch weil sich die anderen Krankenhäuser in der Region regelmäßig von der Notfallversorgung abmelden müssen und Ingolstadt diese dann als "last man standing" allein gewährleisten muss. Wir gehen aber davon aus, dass wir perspektivisch optimistischer sein können, wenn die Infektionswellen – sei es Corona, sei es die Grippe oder seien es andere Infektionskrankheiten – wieder abnehmen. Momentan ist unser Haus allerdings massiv in Anspruch genommen.
Ingolstadt