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Ingolstadt: Goldschatz-Prozess: Im Museum gab es erhebliche Sicherheitsmängel

Ingolstadt

Goldschatz-Prozess: Im Museum gab es erhebliche Sicherheitsmängel

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    Aus dieser Bodenvitrine im Kelten- und Römermuseum in Manching sind 483 Goldmünzen aus der Keltenzeit geraubt worden.
    Aus dieser Bodenvitrine im Kelten- und Römermuseum in Manching sind 483 Goldmünzen aus der Keltenzeit geraubt worden. Foto: Luzia Grasser

    Welch eklatante Sicherheitsmängel das Kelten- und Römermuseum in Manching zur Zeit des Einbruchs im November 2022 aufgewiesen haben muss, wird klar, als Mitarbeitende des Museums am Dienstag am Landgericht Ingolstadt aussagen. Dort findet derzeit der Prozess um den Diebstahl des Manchinger Goldschatzes statt. Angeklagt sind vier Männer aus Norddeutschland.

    Eigentlich verfügte das Kelten- und Römermuseum sowohl über eine Videoüberwachung als auch eine Alarmanlage, die bei der Eröffnung des Museums im Jahr 2006 dem neuesten Stand der Technik entsprochen haben sollen. Wie der Museumsleiter nun berichtet, gab es aber wohl schon 2019 erste Anzeichen, dass zumindest die Videokameras nicht mehr so aufzeichneten wie gewünscht. Also wurde die Anlage repariert. Doch spätestens im Sommer 2022 sei klar gewesen, so der Leiter, dass das Videosystem nicht mehr länger funktionstüchtig sei. Dies habe er so auch an den Träger, den Zweckverband des Kelten- und Römermuseums, gemeldet, woraufhin im Oktober 2022, also etwas mehr als einen Monat vor der Tat, eine Besprechung stattfand, in der der Austausch der Videoüberwachung als oberste Priorität benannt wurde. Für die Anschaffung neuer Kameras hätte es allerdings noch eines Beschlusses des Zweckverbands bedurft – und die dafür nötige Sitzung sollte erst im Dezember 2022 stattfinden. Die Angeklagten hatten folglich genau die Lücke dazwischen für die Umsetzung ihrer Tat erwischt.

    Prozess um Diebstahl des Manchinger Goldschatzes: Wurde zu sehr gespart?

    Bleibt noch die Alarmanlage. Diese setzten die Diebe laut Anklage außer Gefecht, in dem sie in einem Verteilerkasten Kabel durchschnitten und somit die Internet- und Telefonverbindung im Raum Manching lahmlegten. Warum die zuständige Sicherheitsfirma durch diesen Ausfall der Anlage in jener Nacht nicht auf den Plan gerufen wurde, ist bislang unklar. Der Einbruch blieb jedenfalls bis zum nächsten Morgen unentdeckt – bis ein Mitarbeiter gegen 9.15 Uhr in die Dauerausstellung des Museums kam und die aufgebrochene Bodenvitrine sah, in der der Keltenschatz bis dahin aufbewahrt worden war.

    Im November 2022 wurde der Goldschatz von Einbrechern aus dem Kelten Römer Museum gestohlen.
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    Im November 2022 wurde der größte keltische Goldschatz des 20. Jahrhunderts aus dem Kelten Römer Museum gestohlen. Was seitdem passiert ist, erzählen diese Bilder.

    Das Sicherheitssystem des Kelten- und Römermuseums war anscheinend insgesamt defizitär. Wie eine Verteidigerin aus der Akte vorträgt, sei bei der Alarmanlage zwar eine Redundanz – also ein zweiter Weg der Alarmierung, falls der erste ausfällt – vorgesehen gewesen, doch diese sei nie von einem Techniker freigeschaltet worden. Davon hören sowohl der Museumsleiter als auch der Manchinger Bürgermeister, der derzeit der Vorsitzende des Zweckverbands ist und den Prozess als Zuschauer verfolgt, am Dienstag scheinbar zum ersten Mal. Was hingegen beide schon lange wussten: Dass bei einem Anschlagen der Alarmanlage die Polizei benachrichtigt wird, wurde schon vor Jahren abgeschafft – aus Kostengründen.

    Bis zu einem rechtskräftigen Urteil gilt die Unschuldsvermutung.

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