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Ingolstadt: Für die Familie: OB Christian Scharpf will zurück nach München

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Für die Familie: OB Christian Scharpf will zurück nach München

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    2020 wurde Christian Scharpf zum Oberbürgermeister von Ingolstadt gewählt. Jetzt will er Wirtschaftsreferent in München werden. In Ingolstadt gibt es Neuwahlen.
    2020 wurde Christian Scharpf zum Oberbürgermeister von Ingolstadt gewählt. Jetzt will er Wirtschaftsreferent in München werden. In Ingolstadt gibt es Neuwahlen. Foto: Luzia Grasser

    Für das millionenschwere Sparpaket, das bei der jüngsten Sitzung des Ingolstädter Stadtrats in der vergangenen Woche verabschiedet worden war, hatte sich kaum noch einer interessiert. Nur mit den Gegenstimmen der AfD war das größte Konsolidierungspaket in der jüngeren Stadtgeschichte nahezu sang- und klanglos abgesegnet worden. Viele hatten stattdessen auf ein Wort von Oberbürgermeister Christian Scharpf gewartet. In den Tagen und Wochen davor waren die Spekulationen immer lauter geworden, dass der 52-Jährige als Wirtschaftsreferent ins Münchner Rathaus wechseln könnte. 

    Der Münchner Wirtschaftsreferent ist auch Wiesn-Chef

    Doch erst eine Woche später war es so weit. In einer Videobotschaft, aufgenommen bei sich zu Hause, und einer Pressemitteilung hat Scharpf bestätigt, womit sowieso schon ein jeder gerechnet hatte: Der 52-Jährige will ins Münchner Rathaus wechseln. Am Montagabend hatte sich die Münchner SPD einstimmig für den gelernten Juristen als Kandidat ausgesprochen. Noch muss der Münchner Stadtrat zustimmen, doch die Wahl im Oktober zum Wirtschaftsreferenten gilt als reine Formsache. Damit wäre Scharpf gleichzeitig auch Chef des Münchner Oktoberfests. Rein formal klettert der gebürtige Ingolstädter damit auf der Karriereleiter eine Stufe nach unten – vom Oberbürgermeister zum Referenten. Allerdings gilt das prestigeträchtige Amt des Wiesn-Chefs gemeinhin als Sprungbrett für Höheres: Schon der jetzige Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter hatte einst diesen Posten bekleidet. Will Scharpf etwa der nächste Münchner Oberbürgermeister werden? Für den Ingolstädter ist das derzeit reine Spekulation, seinen Wechsel will er keinesfalls als berufliches Kalkül verstanden wissen. 

    Er gibt für die Familie sein Amt als Ingolstädter Oberbürgermeister auf

    Scharpf, Vater von vier Kindern im Alter zwischen zwei und elf Jahren, führt familiäre Gründe für seine Entscheidung an. Es mache ihm Spaß, Oberbürgermeister in Ingolstadt zu sein, "für mich persönlich und für meine Familie waren die letzten Jahre aber auch immer ein schwieriger Spagat", schreibt Scharpf in einer Mitteilung, adressiert "an die Ingolstädter Bürgerinnen und Bürger". Während er selbst in

    Scharpf ist ein Familienmensch und will deshalb seinen OB-Posten in Ingolstadt aufgeben. Bei der Feier seines 50. Geburtstags 2021 waren auch seine Frau Stefanie Geith und die vier Kinder mit dabei.
    Scharpf ist ein Familienmensch und will deshalb seinen OB-Posten in Ingolstadt aufgeben. Bei der Feier seines 50. Geburtstags 2021 waren auch seine Frau Stefanie Geith und die vier Kinder mit dabei. Foto: Luzia Grasser

    Eine erneute OB-Kandidatur im Jahr 2026 hatte Scharpf damit für sich ausgeschlossen. Doch nun ist bereits früher Schluss. Als Dieter Reiter ihm das Angebot gemacht hat, Wirtschaftsreferent zu werden, sagte Scharpf zu. "Dabei geht es nicht um ein Karrieresprungbrett [...], sondern schlicht um eine berufliche Perspektive nach meinem familienbedingten Amtsende als OB", betont Scharpf. Die Amtszeit seines Vorgängers in München endet bereits Ende Februar 2025 – ein Jahr vor den regulären Wahlen – und so katapultierte Scharpf die Ingolstädter Parteien in den vorgezogenen Wahlkampf. Die stehen nun vor einem Problem. Denn sowohl bei der CSU als auch bei der SPD drängt sich kein Kandidat für die Nachfolge von Scharpf auf. Neuwahlen wird es vermutlich Anfang kommenden Jahres geben.

    Trotz der kurzen Amtszeit bezeichnet Christian De Lapuente, Chef der Ingolstädter SPD, den Noch-OB als "Geschenk des Himmels" für Ingolstadt. Er habe ein gutes Miteinander in die Politik gebracht, das die Sozialdemokraten weiterführen wollen. Ob mit ihm als OB-Kandidaten oder jemand anderem, dazu äußert sich De Lapuente noch nicht. Klar ist für ihn jedoch, dass nur ein Kandidat Chancen hat, hinter dem ein breites Bündnis an Parteien steht. Am Dienstagabend hat es erste Gespräche gegeben.

    Gegen den CSU-Vorsitzenden von Ingolstadt ermittelt die Staatsanwaltschaft

    Die CSU in Ingolstadt ist gerade in interne Querelen verstrickt. Aktuell ermittelt noch immer die Staatsanwaltschaft Ingolstadt gegen den Kreisvorsitzenden Stefan Huber, es steht Untreue im Raum. Und in diesem Umfeld müssen die Christsozialen noch einen geeigneten OB-Kandidaten finden. Namen wurden in den vergangenen Tagen einige genannt. Chancen dürfte, so hört man aus CSU-Kreisen, aber wohl nur jemand haben, der in der Stadt bekannt ist, also jemand, der auf der politischen Bühne bereits aktiv war oder ist. Ein unbekanntes Gesicht aufzubauen, dazu fehle schlicht die Zeit, heißt es.

    Das war bei Christian Scharpf noch anders. Als der 2019 in den Wahlkampf eingestiegen ist, kannte ihn in Ingolstadt kaum jemand. Der 52-Jährige ist zwar in der Stadt aufgewachsen, lebte jedoch bereits seit seinem Studium in München. Fast 20 Jahre lang arbeitete er im Münchner Rathaus, unter anderem als persönlicher Mitarbeiter des damaligen OBs Christian Ude. Seine Wahl galt als Sensation in Ingolstadt, denn erstmals stand nach 48 Jahren kein CSU-Oberbürgermeister mehr an der Spitze der Stadt.

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