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Ingolstadt: Doppelgängerinnen-Mord: Diese Worte lockten Khadidja O. in den Tod

Ingolstadt

Doppelgängerinnen-Mord: Diese Worte lockten Khadidja O. in den Tod

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    Im sogenannten Doppelgängerinnen-Mordprozess am Landgericht Ingolstadt spielen Daten eine große Rolle.
    Im sogenannten Doppelgängerinnen-Mordprozess am Landgericht Ingolstadt spielen Daten eine große Rolle. Foto: Dorothee Pfaffel

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    Mit dieser Nachricht soll die 23-jährige Khadidja O. in den Tod gelockt worden sein. Am 11. August 2022 wurde sie über einen Instagram-Account, den die Kriminalpolizei Ingolstadt der Angeklagten Schahraban K. zuordnet, angeschrieben - und Khadidja O. ging auf das Angebot der Gratis-Laserbehandlung ein. Ein guter Deal, hat sie vermutlich gedacht. Immerhin würde die Behandlung regulär 2600 Euro kosten, wie die Absenderin ihr in einer weiteren Nachricht erklärt. Khadidja O. hingegen muss nichts dafür tun, außer auf Social Media Werbung für "Sheris Laser" zu machen. Was die 23-Jährige aus Eppingen zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnt: Sie wird mit ihrem Leben bezahlen - ohne je eine Laserbehandlung erhalten zu haben.

    Doppelgängerinnen-Mordfall: 24 Anwerbeversuche soll es gegeben haben

    Die Anwerbeversuche - 24 sind es insgesamt - stehen im Mittelpunkt des 31. Verhandlungstags im sogenannten Doppelgängerinnen-Mordprozess am Landgericht Ingolstadt. Die Beamtin der Kriminalpolizei Ingolstadt, die sich damit federführend auseinandergesetzt hat, stellt am Donnerstag im Zeugenstand ihre Ermittlungsergebnisse vor: 23 Frauen scheinen mit zwei verschiedenen Texten gezielt kontaktiert worden zu sein. Zudem habe man versucht, über die Online-Plattform "Spotted München" Frauen, die einem bestimmten Typ - circa 22/23 Jahre alt, 1,60 bis 1,70 Meter groß, braune Augen, keine Tattoos - entsprechen, zu finden, erzählt die Polizistin. Das Versprechen: entweder eine Rolle in einem Musikvideo oder eine kostenlose Haarentfernung. Alle Nachrichten sollen von Instagram-Konten der Angeklagten verschickt worden sein, so die Annahme von Polizei und Staatsanwaltschaft.

    Die Polizeibeamtin spricht von einer "ersten Welle" und einer "zweiten Welle". Mit "erster Welle" sind die Nachrichten gemeint, die am 10. und 11. August 2022 vom Account "bahar_89k" versendet wurden, mit folgendem Inhalt:

    Hey liebes
    Hättest du Lust bei einem Musikvideo mit zu machen
    Hast eine sehr gute Ausstrahlung
    Wirst gut bezahlt:)
    Musst nicht viel machen
    Würde mich freuen wenn du dich meldest
    Liebe Grüße
    Bahar

    Auch Khadidja O. hat eine solche Nachricht bekommen, allerdings schon am 9. August 2022. Dies wurde bereits an einem früheren Verhandlungstag thematisiert. Zur Erinnerung: Auf das Angebot mit dem Musikvideo ist die 23-Jährige nicht eingegangen, denn sie hat die Künstlerin, für die das Video angeblich produziert werden sollte, kontaktiert und diese hat ihr geantwortet, dass es ein solches Video nicht gibt. Neben Khadidja O. haben noch neun weitere junge Frauen denselben Text erhalten. Nur wenige haben darauf reagiert. Wenn das Alter nicht passte oder sich herausstellte, dass die Angeschriebene tätowiert war, sei die Kommunikation abgebrochen worden, schildert die Polizistin. Dass Khadidja O. eine Tätowierung hatte, fiel anscheinend nicht auf.

    In Ingolstadt wird eine leblose junge Frau in einem schwarzen Mercedes gefunden. Die Kripo ermittelt wegen eines Tötungsdeliktes. Der Tatort wird von der Öffentlichkeit abgeschirmt.
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    Der Doppelgängerinnenmord von Ingolstadt in Bildern: vom Auffinden der Leiche über Suchaktionen nach der Tatwaffe bis zur Verhandlung.

    Als "zweite Welle" kategorisierten die Ermittler die Texte, die größtenteils am 13. und 14. August 2022 verschickt wurden und in denen es um die Laserbehandlung ging, fährt die Zeugin mit ihren Ausführungen fort. Diese Nachrichten seien von einem Account, der sich "rawanssalon_sherislaser" nannte, ausgegangen. Auch auf dieses Angebot hätten nicht viele der Kontaktierten reagiert - und wenn doch, seien sie nach einem kurzen Chat aussortiert worden. Khadidja O., die als eine von Wenigen beide Nachrichten bekommen hatte, blieb übrig. Was auffällt: Sie wurde als einzige vom Account "Özlem", der ebenfalls Schahraban K. gehören soll, angeworben. Und weder die Ausgangsnachricht zum Musikvideo noch die Nachrichten zur Laserbehandlung waren auf einem der Smartphones der Angeklagten abgespeichert. Sie waren wohl lediglich in den Konten selbst auffindbar, auf die theoretisch jeder Zugriff hat, der die Zugangsdaten kennt. Die Informationen hatten die Ermittler erst vom Internetkonzern Meta erhalten, dem das soziale Netzwerk Instagram gehört. Darauf soll an einem der kommenden Verhandlungstage näher eingegangen werden.

    Doppelgängerinnen-Mordprozess am Landgericht Ingolstadt: Frauen wurden über Instagram kontaktiert

    Jede der angeschriebenen Frauen, die identifiziert werden konnte, sei vernommen worden, erklärt die Polizistin. Keine von ihnen habe die Angeklagten oder die Getötete gekannt. Im Gerichtssaal werden die Profilbilder und teilweise noch weitere Fotos der Frauen gezeigt. Alle sind jung und attraktiv. Die meisten haben lange, glatte dunkle Haare, braune Augen und einen etwas dunkleren Teint. Zwei blonde Frauen sind allerdings ebenfalls darunter - was nicht zum von der Staatsanwaltschaft vermuteten Doppelgängerinnen-Motiv passt.

    Das wird den Angeklagten vorgeworfen: Am 16. August 2022 soll Schahraban K. gemeinsam mit Sheqir K. Khadidja O. getötet haben, weil sie der Angeklagten ähnlich sah. So wollte Schahraban K. ihren eigenen Tod vortäuschen und ein neues Leben beginnen. Eine geeignete Doppelgängerin soll die Deutsch-Irakerin auf Social Media gesucht haben. Schahraban K. sagt, sie sei unschuldig. Ihren Mitangeklagten, der zu den Vorwürfen schweigt, hat sie schwer belastet. Für beide Angeklagten gilt die Unschuldsvermutung.

    Der Prozess wird am Dienstag, 25. Juni, fortgesetzt.

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