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Ingolstadt: Christian Scharpf ist Ingolstadts neuer Mann an der Spitze

Ingolstadt

Christian Scharpf ist Ingolstadts neuer Mann an der Spitze

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    Der neue Mann an der Spitze Ingolstadts: Mit Christian Scharpf bekommt Ingolstadt nach fast einem halben Jahrhundert wieder einen SPD-Oberbürgermeister. Bei der Stichwahl setzte er sich deutlich gegen Amtsinhaber Christian Lösel durch.
    Der neue Mann an der Spitze Ingolstadts: Mit Christian Scharpf bekommt Ingolstadt nach fast einem halben Jahrhundert wieder einen SPD-Oberbürgermeister. Bei der Stichwahl setzte er sich deutlich gegen Amtsinhaber Christian Lösel durch. Foto: Luzia Grasser

    Bei der CSU fragt man sich: Wie konnte es soweit kommen? Eine Stadt, die seit 1972 fest in CSU-Hand war, in der ein Peter Schnell 30 Jahre lang an der Spitze stand und in der Horst Seehofer wohnt, hat jetzt einen SPD-Oberbürgermeister. Und der wurde nicht mit einer knappen Mehrheit gewählt, sondern hat Amtsinhaber Christian Lösel regelrecht aus dem Amt katapultiert. Fast 60 Prozent der Ingolstädter Wähler hatten mit ihrem Kreuzchen bei der Briefwahl einen Politikwechsel in der Stadt eingeläutet. „Historisch“ war am Wahlabend im Rathaus ein oft gehörtes Wort.

    Christian Scharpf hat in leitenden Positionen im Münchner Rathaus gearbeitet

    Doch wer ist dieser Mann, der jetzt erstmals seit 48 Jahren den OB-Sessel für die Sozialdemokraten erobert hat? Christian Scharpf ist in Ingolstadt und Gaimersheim aufgewachsen, 48 Jahre alt, verheiratet und hat drei kleine Kinder. Der promovierte Jurist hat zuletzt 15 Jahre lang im Münchner Rathaus gearbeitet, aktuell als Stadtdirektor.

    Er war bei den Krisenstäben während der Flüchtlingskrise und des Münchner Amoklaufs dabei. Unter den beiden Münchner SPD-OBs Christian Ude und Dieter Reiter habe er „Oberbürgermeister gelernt“, wie er es am Wahlabend formulierte. Seit knapp 20 Jahren schon lebt Scharpf in München, der Kontakt mit den Genossen in der Heimat ist aber trotz der Distanz nicht abgerissen.

    Achim Werner, seit 1984 für die Ingolstädter SPD im Stadtrat und 15 Jahre lang Landtagsabgeordneter, wurde vor acht Jahren auf den Mann im Münchner Rathaus aufmerksam, der dort im Büro von Ude saß und die Karriereleiter immer höher geklettert war. Und er erinnerte sich damals wieder daran, dass dieser Christian Scharpf ja dereinst Juso-Vorsitzender im Kreis Eichstätt gewesen war. Man setzte sich zusammen, dachte schon mal eine mögliche OB-Kandidatur des Juristen an, doch der gab Werner vor acht Jahren noch einen Korb. Ein paar Jahre später war er dann bereit. Scharpf sei „ein Kandidat wie aus dem Bilderbuch“, sagt Werner.

    Die Wahl in Zeiten von Corona (von links): Dritter Bürgermeister Sepp Mißlbeck (UDI), CSU-Kreisvorsitzender und Landtagsabgeordneter Alfred Grob und SPD-Kreisvorsitzender Christian De Lapuente.
    Die Wahl in Zeiten von Corona (von links): Dritter Bürgermeister Sepp Mißlbeck (UDI), CSU-Kreisvorsitzender und Landtagsabgeordneter Alfred Grob und SPD-Kreisvorsitzender Christian De Lapuente. Foto: Luzia Grasser

    Christian Scharpf war für viele Ingolstädter ein unbeschriebenes Blatt

    Während in den Vorjahren bekannte Ingolstädter SPD-Namen wie Manfred Schuhmann, Achim Werner, Anton Böhm oder die Unternehmerin Veronika Peters stets bei der Wahl gescheitert waren, schaffte es diesmal ein Mann ins Amt, der für viele Ingolstädter bis vor Kurzem ein unbeschriebenes Blatt war. In CSU-Kreisen war gar vom „Import aus München“ die Rede. Doch was ihm das Negativ-Image eines Auswärtigen verpassen sollte, verwandelte Scharpf in einen Vorteil. Nämlich den, dass er nicht Teil des politischen Establishments in Ingolstadts war, sondern von außen kam.

    Denn geht es um die Frage, warum die CSU derart krachend verloren hat, dann fallen immer wieder die Worte Filz und Machtbesessenheit. Es geht um die Lehmann-Affäre und deren langen Schatten bis in den Wahlkampf hinein. Auch wenn Lösel selbst nie im Fokus der Ermittlungen stand – der Ansehensverlust für die gesamte CSU war enorm. Der CSU wurde von den Wählern aber auch anderes angekreidet: Dass sie einen Ausschussvorsitzenden kurzerhand ausgetauscht hat, um an eine nötige Mehrheit zu kommen. Dass es Überlegungen gab, ein Seniorenheim – gegen den Willen der Bewohner – aus der Innenstadt zu verlegen. Dass ein Livestream der Stadtratssitzungen aus Datenschutzgründen wieder abgeschafft worden war, nachdem von der Regierungsbank aus ein „Deppenhaufen“ zu hören gewesen war.

    Die Sachpolitik sei in dieser ganzen Emotionalität untergegangen, betont CSU-Kreisvorsitzender Alfred Grob. Dass unter Christian Lösel die Klinikumaffäre aufgearbeitet worden sei, beispielsweise. Dass massiv in den Wohnungsbau investiert worden sei, dass neue Technologien in die Stadt gezogen worden seien, dass Ingolstadt zum Wissenschaftsstandort ausgebaut werde.

    Nur wenige Stunden nach der Wahl starteten Lösel und Scharpf gemeinsam in den Tag. Um 9 Uhr morgens tagte der Corona-Krisenstab, Lösel hat seinen Nachfolger gleich miteingebunden.

    Lesen Sie dazu auch: Eine Sensation: Ingolstadt bekommt einen SPD-Oberbürgermeister

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