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BRK Großübung am Seniorenheim in Neuburg am Schwalbanger

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Wenn das Pflegeheim brennt: Einsatzkräfte in Neuburg üben für den Ernstfall

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    Hunderte Rettungskräfte  haben in Neuburg gemeinsam einen Großeinsatz am Seniorenzentrum geübt. In der mobilen Notaufnahme werden Verletzte versorgt.
    Hunderte Rettungskräfte haben in Neuburg gemeinsam einen Großeinsatz am Seniorenzentrum geübt. In der mobilen Notaufnahme werden Verletzte versorgt. Foto: Ulli Hamm / BRK

    Es brennt im BRK Seniorenzentrum an der Richard-Wagner-Straße, der Alarm geht bei der Rettungsleitstelle ein. Laute Sirenen und Blaulicht kündigen die Anfahrt mehrerer Feuerwehrzüge und Rotkreuzwägen, eines Notärzte-Teams und der örtlichen Polizei an. Schnellen Schrittes und fokussiert verschaffen sich die Rettungskräfte einen Überblick, sprechen mit den Mitarbeitenden, unter anderem dem Küchenteam, die das Gebäude verlassen haben, um sich in Sicherheit zu bringen.

    Doch wie geht es den Bewohnern, die nicht mobil sind oder wegen keinen Weg herausfinden? Wie viele Mitarbeitende sind noch im Gebäude? Wie viele Personen sind verletzt und wie schwer? Es ist schnell klar: Es kommt es auf jede Minute an, deshalb wird das Szenario auch nachgestellt und das Zusammenspiel der Einsatzkräfte in einer Großübung geübt. So wie jetzt Mitte Juli.

    Das Krisen-Szenario der Großübung in Neuburg: Feuer im Seniorenzentrum

    „Bei so einem Krisen-Szenario ist die Feuerwehr zuallererst damit beschäftigt, die Wege in und aus dem Gebäude freizumachen und die verletzten und vermissten Personen aufzuspüren und in Sicherheit zu bringen“, erklärt Bernhard Pfahler, Leiter Organisation, das bedrohliche Szenario. „Dann erst kommen die Notärzte und Rettungsdienstler zum Einsatz. Ihre Aufgabe besteht in der Erstversorgung der Verletzten in einem extra aufgebauten Rettungszelt.“

    Längst sind Passanten und Anwohner auf die Situation aufmerksam geworden. Sie sind vorab über den Ablauf der Großübung informiert worden. Trotzdem ist Anspannung zu spüren. Denn alle Teilnehmenden agieren so, als würde es sich um einen Ernstfall handeln. „Ziel einer solchen Großübung ist, das Zusammenspiel von Ehrenamtlichen und Mitarbeitenden der Hilfsorganisationen während eines Einsatzes, als Probe für den Ernstfall, zu üben“, erläutert Anton Gutmann, Kreisgeschäftsführer des BRK Kreisverbands Neuburg-Schrobenhausen.

    Gerade deshalb ist ein möglichst realistisches Szenario für alle Beteiligten so wichtig. Einige haben sich als Verletzte schminken lassen. Rauchvergiftung, Knochenbrüche oder Prellungen, Herz-Kreislaufbeschwerden, Bewusstlosigkeit oder Schock – an die 40 Personen sind es, die sich noch im Gebäude befinden. Nicht alle können das Gebäude selbst zu Fuß verlassen. Manche benötigen einen Rollstuhl, Schwerverletzte werden nach umfassenden Erste-Hilfe Maßnahmen-direkt in die umliegenden Kliniken gebracht werden müssen.

    Orientierungslose Senioren, geschockte Mitarbeiter: Die Einsatzkräfte müssen viele Szenarien bestehen

    „Ich möchte eigentlich auf mein Zimmer … hier ist nicht mein Zimmer. Außerdem habe ich meinen Teddy nicht mit dabei … wo ist er?“, hört man einen verzweifelten älteren Herrn rufen, der einen an Demenz erkrankten, leicht verletzten Senioren spielt. Eine Dame wehrt sich mit Händen und Füßen – sie steht unter Schock und will den deutlichen, aber achtsamen Anweisungen der Rettungskräfte nicht Folge leisten.

    Eine Seniorin und einen Senior sind sehr stark betroffen – Rettungskräfte und Notärzte kümmern sich um beide, legen einen Tubus, kontrollieren die Herzfrequenz. Doch auch wenn sie mit ihren großen Rettungs-Rucksäcken und dem Equipment in den Rettungswagen des BRK sehr gut ausgerüstet sind – mehr können sie nicht tun. Beide werden direkt mit der Trage in Rettungswagen verbracht und mit Sirene und Blaulicht in die Notaufnahme gefahren.

    Gemeinsam wird das mobile Versorgungszelt aufgebaut.
    Gemeinsam wird das mobile Versorgungszelt aufgebaut. Foto: Ulli Hamm / BRK

    Nur 100 Meter weiter installieren die SEG der Bereitschaft Neuburg das mobile Rettungszelt. Obwohl der Parkplatz für die Übung mit einem Hinweisschild versehen war, die Zugänge freizuhalten, blockieren drei Wagen den Eingang. Die Abläufe geraten ins Stocken – was tun? Als die drei Fahrer herannahen, erklärt ihnen Bernhard Pfahler: „Sie haben Glück, das ist nur eine Übung. Im Ernstfall hätten wir Ihre Fahrzeuge jetzt abgeschleppt.“ Nach 15 Minuten ist das Zelt als „mobile Notaufnahme“ begehbar, da werden auch schon die ersten Verletzten auf Tragen hineintransportiert.

    Auch Einsatzkräfte aus Weichering, Karlskron und Karlshuld beteiligen sich an der Großübung

    Auch während dieser Wartezeit sind die Kranken nicht auf sich gestellt. Die Rettungskräfte und Notärzte kümmern sich um sie, versorgen sie mit Wasser, messen Blutdruck und den Puls, überwachen und sprechen sich untereinander ab. Nicht nur die Neuburger sind auf den Beinen – die Bereitschaften aus Weichering, Karlskron und Karlshuld und auch Kollegen aus den benachbarten Landkreisen haben den Notruf der Leitstelle weitergeleitet bekommen und unterstützen tatkräftig mit Rettungs- und Ärzteteams. Jetzt ist die Lage komplett unter Kontrolle. Die Feuerwehrler hat den Brand zwischenzeitlich gelöscht. Die Schwerverletzten befinden sich auf dem Weg ins Krankenhaus, die Erstversorgung läuft.

    Was man als Zuschauer feststellen kann: Die Professionalität, die Souveränität und die Ruhe, mit der alle Beteiligten die Situation in den Griff bekommen, ist sehr beeindruckend. Auch wenn die Wege im Gebäude versperrt sind, sich sehr viele Feuerwehrler, Rettungskräfte oder Notärzte dort sowie um und im Erstversorgungszelt aufhalten: Trotz aller Konzentration auf die Verletzten achtet man auch aufeinander. Niemand steht im Weg – jeder agiert vorausschauend. Auch aufgabenübergreifend packt man mit an.

    Wer es aus dem brennenden Seniorenzentrum geschafft hat, wird von Notärzten erstversorgt.
    Wer es aus dem brennenden Seniorenzentrum geschafft hat, wird von Notärzten erstversorgt. Foto: Ulli Hamm / BRK

    Und damit man später die Großübung noch besser gemeinsam betrachten kann, sind unabhängige Beobachter vor Ort. Sie erfassen mit großer Erfahrung die Geschehnisse während des Einsatzes und geben den beteiligten Einsatzkräften, insgesamt sind rund 180 Personen bei dieser Großübung, ihr Feedback.

    Die Vorbereitungen für die Übung dauerten ein dreiviertel Jahr. Viele Gliederungen des Bayerischen Roten Kreuzes, also die Bereitschaften (Günther Reil), die Wasserwachten (Oliver Gubo) und auch Vertreter der hauptamtlichen Mitarbeiter des Seniorenzentrum (Branka Zubovic, Thomas Veitinger) und des Kreisverbands (Bernd Pfahler, Anja Weiss, Sebastian Bauch) mit Unterstützung der Feuerwehr (Markus Rieß) haben in vielen Stunden die Übung vorbereitet. Anton Gutmann bedankt sich bei allen Beteiligten für die eingebrachte Zeit und das Üben. (AZ)

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