13 Millionen Menschen sind 2024 mit dem Deutschlandticket quer durchs Land gefahren. Es waren aber geschätzt auch eine Million gefälschte Tickets im Umlauf. Einen jungen Betrüger verurteilte der Neuburger Jugendrichter am Montag zu 30 Arbeitsstunden.
Angeklagter hatte das Deutschlandticket auf dem Handy selbst erstellt
Der 19-Jährige Ukrainer hatte sein Deutschlandticket auf dem Handy selbst hergestellt. Auf dem Foto eines Originaltickets trug er mit einem Computerprogramm seinen Namen ein. Damit konnte er mit dem Bus zwischen Neuburg und Ehekirchen hin- und herfahren. Die Busfahrerin schöpfte aber bald Verdacht und ihre Firma schickte nach zwei Wochen eine Polizeistreife. Die Beamten nahmen seine Personalien auf und beschlagnahmten sein Handy.
Die Fälschung sei nicht auf den ersten Blick erkennbar gewesen, sagte ein Polizeibeamter als Zeuge. Wenn das Ticket nicht interaktiv agieren kann und nicht auf der App der Deutschen Bahn eingeloggt ist, werde die Fälschung deutlich.
Der junge Ukrainer ist seit einem Jahr mit seiner Mutter als Kriegsflüchtling in Deutschland. Eine angebliche Ausbildung zum Kfz-Mechaniker hätten die deutschen Behörden nicht anerkannt. Er besucht jetzt die Berufsschule und erhält als Volljähriger 450 Euro Bürgergeld vom Jobcenter. Dass er mit diesem Geld kleine Mengen Drogen gekauft hatte und damit in der Bahnhofstraße erwischt worden war, nahmen ihm Anklagevertreter und Richter besonders übel. „Als Gast hat man sich im Land anständig aufzuführen“, belehrte Frank Forster den jungen Beschuldigten.
Angeklagter wurde auch mit Drogen von der Neuburger Polizei erwischt
„Wieso bezahlt man für Drogen, wenn man sich ein Ticket nicht leisten kann?“, fragte Richter Thorsten Schalk. Er beließ es bei einem „Warnschuss“ mit 30 Arbeitsstunden Strafe wegen Betrugs und Vergehens gegen das Betäubungsmittelgesetz. Die Gerichtskosten muss der Ukrainer bezahlen. Er erlebe die letzte Zeit als „schrecklichen Traum“, sagte er im Gerichtssaal. Die günstige Prognose der Jugendgerichtshelferin und seine Flucht vor dem Krieg in der Heimat trugen zum relativ milden Urteil bei. Es gebe leider zuviele Fälle von Jugendlichen, die versuchen, Deutschlandtickets zu fälschen, so die Sozialarbeiterin.
Das Gros der gefälschten Deutschlandtickets wird von sogenannten „Fake Shops“ auf den Markt gebracht. Die Betrüger arbeiten mit Webseiten, die den seriösen Verkaufsportalen ähnlich sehen. Sie verwenden häufig Logo und Impressum der offiziellen Verkaufsstellen und bieten die Falsifikate deutlich unter dem Normalpreis an. Das Deutschland-Ticket kostet heuer aber immer 58 Euro pro Monat. Günstigere Angebote sollten sofort misstrauisch machen.
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