Sie wollten Bauingenieure werden und Gebäude planen, in denen die Ressourcen dieser Welt verantwortungsvoll eingesetzt werden. Zu Beginn des Wintersemesters stehen die Fotos von Dumi Mahwite aus Simbabwe und Lasith Yashoda aus Sri Lanka in einem schwarzen Rahmen neben einer Kerze und Blumen im Eingangsbereich der THI am Campus Neuburg. Elf Tage ist es her, dass die beiden an einem der letzten heißen Sommertage in diesem Jahr an der Donau waren und von ihrem Badeausflug nicht wieder zurückkamen. Ihre Familien mussten die beiden 20 und 22 Jahre alten Bauingenieur-Studenten tot nach Hause bringen.
Es ist der 6. September, als am frühen Freitagabend Großalarm ausgerufen wird. Dutzende Rettungskräfte eilen zur Donau an der Schlösslwiese, nachdem Passanten einen jungen, hilflosen Mann aus der Donau gerettet hatten und dieser ihnen sagte, dass zwei Freunde fortgetrieben worden seien. Dutzende Rettungskräfte suchen daraufhin die Donau ab, die Suche wird tags darauf noch einmal personell verstärkt. 24 Stunden nach ihrem Verschwinden gilt es jedoch als gesichert, dass die beiden ertrunken sind. Die Polizei hatte letzte Versuche gestartet, sie doch noch irgendwo lebend aufzufinden, allerdings ohne Erfolg. Die Polizei spricht ab diesem Zeitpunkt nicht mehr von einer Such-, sondern von einer Bergungsaktion.
Tragödie an der Donau: Dumi Mahwite und Lasith Yashoda ertrinken in Neuburg
Am späten Samstagnachmittag stoßen die rund 80 Rettungskräfte von Feuerwehr, THW, Wasserwacht und DLRG schließlich an ihre Grenzen. Seit dem Vormittag waren sie wieder auf dem Wasser unterwegs, zuletzt hatten sie mit Sonargeräten systematisch den kompletten Donaubereich zwischen der Neuburger Schlösslwiese und der Staustufe Bergheim abgesucht. Darüber hinaus wurden eine Drohne und ein Wasserortungshund eingesetzt, der darauf trainiert ist, einen Menschen in bis zu 50 Metern Wassertiefe zu erschnuppern. Nach den Worten eines Polizeisprechers war dies die letzte Option, die Leichen zu finden. Am Ende des Tages kehrten die Einsatzkräfte aber ohne Ergebnis zurück. Am Samstagabend wurde die Suche schließlich eingestellt.
Derweil standen Freunde und Mitstudierenden der beiden Vermissten immer wieder am Donauufer und schauten mit bangen Blicken auf die Rettungsboote. „Ich verstehe nicht, wie das passieren konnte“, sagte etwa Hassan aus Tansania. Er wusste, dass die beiden schlecht oder gar nicht schwimmen konnten. Sie seien aber vorsichtig gewesen. Er könne sich nur vorstellen, dass die beiden aus Versehen in tiefes Wasser der Donau geraten seien. Eine Rekonstruktion der Ereignisse wurde seitens der Polizei nie kommuniziert. Die drei Freunde hatten sich dem Vernehmen nach etwas abseits des Badestrands an der Schlösslwiese in den flachen Uferbereich gestellt und sich zu weit in die Donau gewagt. Dort hat womöglich einer von ihnen das Gleichgewicht verloren, die anderen wollten ihm helfen und haben dabei ebenfalls den Boden unter den Füßen verloren.
Die beiden jungen Männer kamen mit Beginn des Sommersemesters 2024 nach Neuburg, um nachhaltiges Bauingenieurwesen zu studieren. Der Jüngere, 20 Jahre alt und aus Simbabwe, arbeitete als Servicemann im Gasthof Neuwirt und war dort wegen seines Fleißes und seiner Höflichkeit geschätzt. Der 22-Jährige aus Sri Lanka arbeitete bei McDonalds am Südpark.
Unglück an der Donau: Einer der drei Männer konnte sich an einem Busch festhalten
Einer von ihnen hatte jedoch Glück, weil er offenbar so nah am Ufer trieb, dass er sich an einem Busch festhalten konnte. Er rief um Hilfe, Passanten wurden auf ihn aufmerksam und alarmierten die Polizei. Der 23-Jährige, zu dem es keine näheren Angaben gibt, konnte aus der Donau gerettet werden, die anderen beiden wurden jedoch von der Strömung abgetrieben.
Drei Tage nach dem Unglück hat die Donau schließlich den ersten Körper freigegeben, ein Spaziergänger hatte ihn entdeckt. Etwa zwölf Stunden später tauchte schließlich der zweite Leichnam des 20-jährigen Afrikaners auf. Familienangehörige, die teils in Deutschland leben, kamen nach Neuburg und kümmerten sich um die Überführung der Leichname in die Heimat. Bei der Organisation half die THI nach ihren Möglichkeiten, für beide Familien waren Spendenkonten für die hohen Überführungskosten über eine Crowdfunding-Plattform eingerichtet worden.
Zwei Wochen nach dem Unglück verabschiedeten sich die Hochschulfamilie und die Stadt Neuburg mit einem Gedenkgottesdienst in der Hofkirche von den beiden jungen Männern, an dem auch die Mutter und der Bruder des Verstorbenen aus Simbabwe teilnahmen.
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