Der Euro wird als neue Währung eingeführt, Gerhard Schröder ist deutscher Bundeskanzler und Sven Hannawald gewinnt die Vierschanzentournee - als Bernhard Gmehling 2002 zum Neuburger Oberbürgermeister gewählt wurde, war die Welt eine andere. Der Blick zurück zeigt, wie lange der Jurist und CSU-Politiker bereits die Verantwortung für die Stadtverwaltung trägt. Wenn er 2026 nach 24 Jahren seinen Posten aufgeben wird, endet im Neuburger Rathaus eine Ära. Die Frage ist: Wer wird ihm nachfolgen? Auch wenn es noch einige Monate dauern wird, bis die Kandidaten für die OB-Wahl im März 2026 offiziell feststehen, sondieren die Parteien im Hintergrund längst. Die ersten Interessenten bringen sich bereits in Stellung.
Will Matthias Enghuber Neuburger OB werden - oder Landrat?
Die CSU hat mit Gmehling zweieinhalb Jahrzehnte den Neuburger Oberbürgermeister gestellt. Geht es um mögliche parteiinterne Nachfolger, hört man alle möglichen Gerüchte. An einem Namen führt kein Weg vorbei: Matthias Enghuber. Nach dem überraschenden Verlust seines Landtagsmandats wäre ein Wechsel ins Rathaus naheliegend, immerhin kennt sich der Stadtrat und CSU-Ortsvorsitzende bestens in Neuburg aus und könnte gleichzeitig seine Kontakte nach München einsetzen. Diese Stärken wären auch als Landrat gefragt - ebenfalls ein Posten, für den Enghuber ein Kandidat sein könnte.
Im Gespräch mit unserer Redaktion macht der 40-Jährige kein Geheimnis daraus, dass er sich beide Positionen vorstellen könnte. Nach seinem Aus im Landtag arbeitet er aktuell als bayerischer Regionalleiter bei der Firma Aconium, die Kommunen etwa bei der Digitalisierung berät. Der Job bereite ihm Freude, doch es sei für ihn klar, dass er diesen nicht bis zur Rente ausüben möchte. „Die Politik war und ist meine Leidenschaft“, betont Enghuber. Dieser Leidenschaft könne man nicht einfach „den Stecker ziehen“. Er will zurück in dieses Geschäft - offenbar entweder als OB oder als Landrat. Bis zum Frühjahr wollen sich die Verantwortlichen in der CSU überlegen, in welche Richtung es für den Ex-MdL gehen soll. Dann werden sowohl der Orts- als auch der Kreisverband Empfehlungen für die jeweiligen Kandidaten aussprechen, kündigt Enghuber an.
Gerhard Schoder wird wohl für die Grünen kandidieren
Die Grünen haben es bei den vergangenen Kommunalwahlen 2020 geschafft, Amtsinhaber Gmehling in eine Stichwahl zu zwingen - in dieser hatte Gerhard Schoder mit 41 Prozent das Nachsehen. Natürlich werde man „auf jeden Fall“ wieder einen Kandidaten für 2026 aufstellen, kündigt Schoder im Gespräch mit unserer Redaktion an. Auf die Frage, ob er selbst wieder ins Rennen gehen möchte, bezieht der Co-Vorsitzende der Neuburger Grünen zum aktuellen Zeitpunkt keine Stellung, dies müsse der Ortsverband entscheiden. Alles andere als eine erneute Nominierung Schoders wäre jedoch eine Überraschung. Der Stadtrat zeigt sich sowohl in Sitzungen als auch online engagiert und meinungsstark - es deutet einiges auf ihn als Kandidaten hin.
2020 hat Florian Herold knapp 16 Prozent der Stimmen geholt. Der Ortsvorsitzende der Freien Wähler möchte sich aktuell nicht dazu äußern, wie sich die Partei für den kommenden Wahlkampf aufstellen wird. Er selbst ist auf jeden Fall eine Option. „Ich kann mir vorstellen, das noch einmal zu machen“, sagte Herold bereits 2022 in Bezug auf eine erneute Kandidatur. Geht man nach Beliebtheitswerten, hätte auch Hans Habermeyer sicher gute Chancen auf die Gmehling-Nachfolge. Der zweite Bürgermeister von den Freien Wählern wird von vielen geschätzt für seine Besonnenheit und sein politisches Geschick. Er sei bereits mehrfach auf eine OB-Kandidatur angesprochen worden, sagt Habermeyer auf Nachfrage. Inhaltlich traue er sich den Job zu. Trotzdem erteilt der 62-Jährige diesen Ambitionen eine klare Absage. Er sehe, was das Amt des Rathauschefs im Hinblick auf Zeitaufwand und Intensität bedeute. Es handele sich um einen 70-Stunden-Job, den man sechs Jahre lang erfüllen müsse - das lehnt Habermeyer für sich ab. Ob er erneut für den Stadtrat kandidiert, überlege er sich noch.
Die damals neu gegründete „Wähler Initiative Neuburg Donau“, kurz WIND, kam 2020 mit OB-Kandidat Frank Thonig aus dem Stand auf beachtliche 8,4 Prozent. Thonig hat zwischenzeitlich den WIND-Vorsitz aufgegeben und beschlossen, nicht mehr bei den kommenden Wahlen anzutreten. Die neue Vorsitzende, Franziska Hildebrandt, kündigt an, dass die Gruppierung einen OB-Kandidaten stellen wird. Wer das sein wird, will man im Frühjahr bekannt geben.
Michael Wittmair möchte wieder zur Neuburger OB-Wahl antreten
Die Neuburger SPD hat schwierige Jahre hinter sich. Nach Meinungsverschiedenheiten im Vorstand hat Bernd Schneider, der OB-Kandidat 2020, die SPD-Stadtratsfraktion verlassen. Zudem hat sich der Juso-Ortsverein nach Unstimmigkeiten mit dem SPD-Ortsvorstand aufgelöst. Trotz der internen Querelen wollen die Sozialdemokraten bei der Frage um das neue Stadtoberhaupt ein Wörtchen mitreden. Man werde voraussichtlich einen OB-Kandidaten stellen, kündigt Ralph Bartoschek, der Fraktionsvorsitzende im Stadtrat, an. Derzeit seien verschiedene Kandidaten in der Diskussion, er selbst sei einer der Optionen, so Bartoschek.
Michael Wittmair hat Ambitionen, nach 2020 erneut für die Linken zur OB-Wahl anzutreten - damals entfielen gerade einmal 1,8 Prozent der Stimmen auf ihn. Er sei „nicht abgeneigt“, es noch einmal zu versuchen, antwortet er auf Nachfrage. Jedoch müsse der Ortsverband seiner Partei final über seine Kandidatur entscheiden.
Die AfD wird für Neuburg - Stand jetzt - wohl keinen OB-Kandidaten stellen. Das kündigt die Kreisvorsitzende Christina Wilhelm an.
Die FDP hat sich derzeit noch nicht entschieden, ob sie mit einem eigenen Kandidaten zur kommenden OB-Wahl in Neuburg antritt. Sollte sich eine geeignete Person finden, können sich die Liberalen das aber durchaus vorstellen, teilt Bernhard Hildebrandt mit, Kreisvorsitzender der FDP Neuburg-Schrobenhausen.
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