Erstmals setzt das Audi museum mobile eine Sonderausstellung in einer zweiten Ausstellung fort. Nach der Ausstellung „Windschnittig“, bei der vor allem die Anfänge der Aerodynamik im Fahrzeugbau gezeigt wurden, beleuchtet die am 25. Juli startende Sonderausstellung die Aerodynamik im Automobilbau ab 1945 bis heute. Rund 30 Exponate sind noch bis 2. März 2025 am Audi Forum in Ingolstadt zu bestaunen. Darunter Exoten wie die Studie eines Supersportwagens, der Audi Skorpion von 2013, der damals streng geheim entwickelt und der Öffentlichkeit nie vorgestellt wurde.
Aerodynamik ab 1945 im Audi Forum Ingolstadt: Meilensteine, was den cw-Wert angeht
Los geht es in der Zeitschiene mit dem DKW F9, der als Bindeglied zu der vorherigen Ausstellung dient. Außerdem ist der Wagen das Lieblingsexponat von Kurator Stefan Felber: „Dieses so unscheinbare Fahrzeug vereint die damals fortschrittlichsten aerodynamischen Gedankengänge und ist Symbol für den Neubeginn der Auto Union im Westen.“
Audi bietet im museum mobile einige Meilensteine, was den so genannten cw-Wert angeht, den Strömungswiderstandskoeffizienten. So überraschte die Audi 100 Limousine 1983 die Fachwelt mit einem cw-Wert von 0,30. Damals Weltrekord bei Serienlimousinen. Vergleicht man den 100er mit dem Lamborghini Countach von 1981, dann kommt der Supersportwagen auf einen Wert von nur 0,41. Schnell ausschauen bedeutet also nicht, strömungsgünstig zu sein. Aber in dem Italiener arbeiteten im 12-Zylinder-Motor des Italieners 355 Pferdchen erfolgreich gegen den Luftwiderstand an.
Aber zurück zu den strömungsgünstigeren Modellen. Nach dem Audi 100 senkten die Audi-Ingenieure, dank zahlreicher aerodynamischen Finessen, den cw-Wert eines Audi 80 bis auf 0,198. Dieser Wagen war allerdings nur eine Machbarkeitsstudie, die nie in Serie ging. Vermeintliche Kleinigkeiten, wie die Radverkleidungen, die fugenlosen Scheiben oder die besondere Verkleidung der Stoßstange, hatten auf die Aerodynamik großen Einfluss.
Kaum Wind-Widerstand: Mit Aerodynamik wurde ab den 70ern der Spritverbrauch kleiner
In den 70er schaute man vermehrt darauf, dass die Automobile möglichst widerstandslos durch den Gegenwind flutschten. War die Windschlüpfrigkeit bis in die Sechziger eher ein Designinstrument und sollte die Geschwindigkeit der Fahrzeuge erhöhen, wandelte sich die Intension in den Siebzigern. Durch den steigenden Ölpreis sickerte langsam ins allgemeine Bewusstsein, dass Treibstoff nicht in unendlichen Mengen vorhanden ist.
Daher darf das Ein-Liter-Auto von VW von 2009 in der Ausstellung auch nicht fehlen. Der cw-Wert der Studie L1 lag bei unglaublichen 0,159. Die Breite von nur 1,25 Metern machte das mit möglich. Dass der VW fast wie ein Nachbau des legendären Kabinenrollers von Messerschmitt anmutet, ist vielleicht sogar gewollt. In beiden Fahrzeugen sitzen die beiden Insassen hintereinander. Das Flugzeuggefühl ist allerdings im Messerschmitt KR 175 aus den Fünfzigern wegen der durchgehenden Plexiglashaube deutlich ausgeprägter. Sollte beim Messerschmitt noch die Untermotorisierung durch eine günstige Aerodynamik kaschiert werden, ging es beim L1 nur noch ums Sparen.
Das war auch die Prämisse beim Audi A2 1,2 TDI. War der A2 schon von Haus aus auf Aerodynamik gedrillt worden, schaffte Audi mit dem 3-Zylinder durch sehr viele Einzelmaßnahmen einen Verbrauch von 3 Litern auf 100 Kilometer.
Neben den zahlreichen Audi-Modellen findet man aber auch andere Ikonen des Windes in der Ausstellung: Der RO80 war Wegbereiter der Keilform in der Karosserie. Der Citroen CX als Nachfolger der „Göttin“, wie die Franzosen den Citroen DS nannten, war auf Sparsamkeit getrimmt. Rekordfahrzeuge, wie der NSU Bonneville von 1963 fehlen genauso wenig wie der Le Mans Gewinner Audi e-tron quattro oder das Rovomobil 1, das Studenten der Uni Halle 1976 auf VW Käfer-Basis im Eigenbau erstellten. Bei den heutigen Elektrofahrzeugen hat ein niedriger Luftwiderstandswert noch an Wichtigkeit gewonnen.
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