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Eichstätt: Wie Geflüchtete anderen Geflüchteten helfen

Eichstätt

Wie Geflüchtete anderen Geflüchteten helfen

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    Zainab Amarkhil und Saleem Zmarial aus Afghanistan engagieren sich mehrere Stunden in der Woche ehrenamtlich.
    Zainab Amarkhil und Saleem Zmarial aus Afghanistan engagieren sich mehrere Stunden in der Woche ehrenamtlich. Foto: Caritas/Peter Esser

    Immer wieder engagieren sich Geflüchtete ehrenamtlich. Darauf macht der Caritasverband für die Diözese Eichstätt aufmerksam. Derzeit sind es im Landkreis Eichstätt nach Schätzung von Angela Müller, Sprecherin für Flüchtlings- und Integrationsberatung im Bistum Eichstätt und Beraterin bei der Caritas-Kreisstelle Eichstätt, um die 30. Einige sind allgemein freiwillig tätig, zum Beispiel in der Nachbarschaftshilfe, manche setzen sich aber auch für andere Flüchtlinge ein. Zwei von ihnen sind die 23-jährige Zainab Amarkhil und der 41-jährige Saleem Zmarial aus Afghanistan

    Zainab Amarkhil lebt seit eineinhalb Jahren in Eichstätt und absolviert derzeit einen Deutschkurs. Als es im Winter 2022/23 in der Turnhalle der Schottenau eine Notunterkunft für Geflüchtete gab, entschied sie sich spontan, bei der Ankunft von Geflüchteten die dortigen Caritas-Berater als Dolmetscherin zu unterstützen. Das tut sie bis heute. Sie schätzt, dass sie bereits bei rund 200 Beratungen als Dolmetscherin von afghanischen Sprachen ins Englische und umgekehrt geholfen hat. „Ich freue mich, wenn ich damit meinen Landsleuten helfen kann.“ Ihr selbst habe Angela Müller sehr bei ihrem Integrationsprozess geholfen. Deshalb möchte sie etwas zurückgeben. Zainab Amarkhil liegt daran, dass sich insbesondere geflüchtete Frauen so gut wie möglich in die deutsche Gesellschaft integrieren und Mitsprache erhalten. Als in einem Eichstätter Übergangswohnheim Hausversammlungen organisiert wurden, motivierte sie afghanische Frauen, an diesen teilzunehmen. „Es ist viel wirkungsvoller, wenn das Landsleute machen, als wenn ich dies tue“, erklärt Müller. „Ich wünsche mir, dass geflüchtete Frauen mehr Kenntnisse vom Leben in Deutschland erwerben sowie insbesondere von ihren Rechten“, erklärt die Afghanin, die in ihrem Heimatland Jura studiert hat. Ihr Traum ist es, dies auch noch in Deutschland tun zu können. 

    Caritas Eichstätt: Einige Geflüchtete sind ehrenamtlich als Dolmetscher tätig

    Auch Saleem Zmarial, der seit einem Jahr in Deutschland ist, war schon als Dolmetscher aktiv. Sein hauptsächliches ehrenamtliches Engagement ist aber politisch. In seinem Heimatland hat er Politikwissenschaft studiert und hatte eine eigene Radiostation. In Eichstätt betätigt er sich stark in einem Forschungsprojekt zur Bildung junger Geflüchteter an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Vor kurzem organisierte er eine Versammlung mit dem Ziel, im Landkreis einen Migrationsbeirat ins Leben zu rufen. Seiner Meinung nach müssen Migranten enger mit staatlichen Autoritäten kooperieren. „Migranten dürfen nicht nur darauf warten, dass der Staat etwas tut. Andererseits muss der Staat aber auch noch aktiver auf Menschen mit Migrationshintergrund zugehen“, ist er überzeugt. Saleem Zmarial hält es für wichtig, dass Geflüchtete selbst Themen aufgreifen und diskutieren. Im Hausbeirat im Übergangswohnheim Eichstätt widmet man sich derzeit zum Beispiel der Herausforderung Wohnungsnot. Der Wohnungsmangel betrifft auch viele Geflüchtete, die von einer dezentralen Unterkunft in eine eigene Wohnung ziehen möchten, aber keine finden. 

    „Ich habe erlebt, dass die Caritas sich mit viel Geduld und Mitgefühl für Geflüchtete einsetzt“, erklärt der Afghane, warum auch er sich stark für die Integration Betroffener engagiert. Caritas-Mitarbeiterin Angela Müller ist dankbar für das Ehrenamt Geflüchteter, sei es durch politischen Einsatz, Hilfe beim Ausfüllen von Formularen für Landsleute oder Dolmetschertätigkeiten. Für Letztere hat sie eine Liste von rund 15 Personen, die auf Abruf zur Verfügung stehen. Die Zusammenarbeit mit Dolmetschern bringe sowohl diesen als auch den Caritasberatern etwas über die konkrete Übersetzungshilfe hinaus, findet Müller: „Sie erfahren dabei Nützliches über das deutsche System, zum Beispiel das Aufenthaltsrecht, den Kindergeldantrag oder die Schulausbildung. Und wir lernen dadurch einiges über die Herkunftsländer und deren Kultur.“ (AZ)

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