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Eichstätt: Verdeckte Armut: "Man darf keinen falschen Stolz zeigen"

Eichstätt

Verdeckte Armut: "Man darf keinen falschen Stolz zeigen"

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    Auch in der Region gibt es Menschen, die aus Scham, Unwissenheit oder Überförderung keine Sozialleistungen beantragen. Ihnen will die Caritas helfen.
    Auch in der Region gibt es Menschen, die aus Scham, Unwissenheit oder Überförderung keine Sozialleistungen beantragen. Ihnen will die Caritas helfen. Foto: Julia Steinbrecht (Symbolbild)

    Immer mehr Menschen leben in verdeckter Armut - auch in der Region. Darauf macht die Caritas anlässlich des Internationalen Tags zur Beseitigung der Armut am 17. Oktober aufmerksam. „Verdeckte Armut liegt vor, wenn Menschen nicht die ihnen zustehenden existenzsichernden Leistungen in Anspruch nehmen", erklärt Bernhard Gruber, Sozialarbeiter bei der Caritas-Kreisstelle Ingolstadt und Sprecher für die Allgemeine Sozialberatung der Caritas im Bistum Eichstätt.

    Caritas-Sozialarbeiter Bernhard Gruber erfährt in der Allgemeinen Sozialberatung, dass es immer mehr Menschen in verdeckter Armut gibt.
    Caritas-Sozialarbeiter Bernhard Gruber erfährt in der Allgemeinen Sozialberatung, dass es immer mehr Menschen in verdeckter Armut gibt. Foto: Caritas/Esser

    Das betreffe vor allem Bürgergeld, Sozialhilfe, Grundsicherung, Wohngeld und den Kinderzuschlag. „Wir stellen fest, dass dieses Phänomen steigt, weil das ganze soziale System immer komplexer wird und viele Leute immer weniger durchblicken.“ Gesicherte Daten über die Anzahl Betroffener gibt es nicht. „Sicher ist nur: Die Dunkelziffer der verdeckten Armut ist hoch.“ 

    In der Caritas-Kreisstelle in Ingolstadt wird beim Ausfüllen von Formularen geholfen

    Es gebe Menschen, die wüssten überhaupt nicht Bescheid, dass sie Anspruch auf Leistungen haben, sagt Gruber. Die meisten aber, die in verdeckter Armut leben, sind informiert, aber sie können ihren Anspruch nicht geltend machen. „Das liegt einerseits daran, dass vieles nur noch online geht, die Betroffenen dies aber nicht können, andererseits Ämter und Behörden seit der Corona-Zeit schlechter erreichbar sind als zuvor. Viele sind zudem damit überfordert, Anträge auszufüllen und Unterlagen beizubringen“, erklärt Gruber. Um solchen Menschen zu helfen, hat die Caritas-Kreisstelle Ingolstadt inzwischen stundenweise eine Person eingestellt, die beim Ausfüllen der Formulare hilft. Sie sei etwa zwei bis drei Wochen im Voraus ausgebucht. 

    Daneben gibt es noch Menschen, die aus Scham keine Sozialleistungen beantragen - nach dem Motto „Ich will dem Sozialstaat nicht zur Last fallen“ oder „Ich habe bisher immer alles selbst geschafft“. 

    Aus Unwissenheit oder Scham beantragen manche keine Sozialleistungen

    Manchmal komme auch Unwissenheit und Scham zusammen: Ein typischer Fall, so Gruber, sei der einer alleinstehenden Rentnerin, deren Miete stark erhöht wurde. Sie wollte keine Grundsicherung beantragen, weil sie befürchtete, dass ihre Kinder dann Unterhalt zahlen müssten. „Das ist aber erst ab einem zu versteuernden Jahreseinkommen von 100.000 Euro der Fall“, informiert der Sozialarbeiter über einen Umstand, „den viele nicht kennen“. 

    Viele Familien, die zwar ein durchaus gutes Einkommen haben, aber auch eine hohe Miete, „wissen zudem nicht, dass ihnen in bestimmten Fällen der Kinderzuschlag sowie Leistungen für den Schulbedarf, zum Mittagessen oder auch zur Zahlung von Vereinsbeiträgen zustehen“. Manche nehmen Leistungen nicht in Anspruch, weil sie mit Ämtern nichts zu tun haben wollen. 

    Allen Betroffenen rät Gruber, sich an die Dienste der Allgemeinen Sozialberatung bei den Caritas-Kreisstellen im Bistum Eichstätt zu wenden, um sich beraten zu lassen. Menschen, die große Scham haben, sich helfen zu lassen, sollten sich ein Herz fassen. Es sei zwar sicherlich erstrebenswert, finanziell auf eigenen Beinen stehen zu wollen, „aber man darf hier auch keinen falschen Stolz zeigen“. 

    Caritas-Kreisstellen gibt es unter anderem in Eichstätt und Ingolstadt. Weitere Informationen gibt es unter www.caritas-kreisstellen.de. (AZ)

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